Angesichts eines engen Landeshaushalts und der kommenden Schuldenbremsen können Hochschulen langfristig nicht mit höheren staatlichen Mitteln rechnen. Das hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Antrittsbesuch der Universität Freiburg klar gemacht.
Was sein wichtigstes Mitbringsel für Freiburg sei, wird der Gast gefragt. Mehr Geld, hofft mancher der Umstehenden jetzt zu hören. Doch das, was kommt, ist lakonisch ganz nach Kretschmanns Geschmack: Neugier! Die habe er mitgebracht, das sei doch das Wichtigste im Wissenschaftlerleben. Beim Geld dagegen scheint der grüne Ministerpräsident noch kleinste Erwartungen im Keim ersticken zu wollen. "Mehr Geld haben wir nicht", fertigt er im Freiburger Uniseum eher schroff Studentenvertreter ab, die fordern, man möge neben den Exzellenprojekten doch auch mehr Geld in die allgemeine Lehre stecken. "Mehr Bildung fürs gleiche Geld", doziert Kretschmann, das müsse der Ehrgeiz sein.
Humanoider Roboter als Star des Besuchsprogramms
Neugier weckt auf jeden Fall diese sympathische kleine Gestalt mit Kugelgelenken und Mickimaus-Stimme, die "Hello, Mister Kretchman" sagt und sich freut, wenn sie drei Treppenstufen erklommen hat. Isis, der humanoide Roboter aus der Nao-Baureihe, entwickelt in Freiburg, ist der Star des Besuchsprogramms, das die Universität zu Ehren ihrer Besucher aus der Landespolitik arrangiert hat. Vom Team um Rektor Hans-Jochen Schiewer bekommen Kretschmann, seine Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Fraktionschefin Edith Sitzmann und Freiburgs OB Dieter Salomon die ganze Bandbreite der Exzellenzuniversität vorgesetzt: Hightech-Robotik in der Technischen Fakultät, Materialforschung im Elite-Institut Frias, geplante neue Wege zur interdisziplinären Lehre wie das "University College Freiburg" und die Freiburger Akademie für universitäre Weiterbildung.
Die Leitungsgruppe der Albert-Ludwigs-Universität hat derzeit gewisse Routine in solchen Auftritten – vor wenigen Wochen erst hat sie den Besuch eines internationalen Gutachterteams hinter sich gebracht. Es geht um die Wiederbewerbung für den Exzellenzstatus, bei diesmal verschärfter Konkurrenz durch diverse ebenfalls starke Neubewerber. Die Entscheidung fällt im Sommer.
Keiner kann und mag sich zur Zeit vorstellen, dass Freiburg es nicht schaffen könnte. So ist es auch mehr als nur Höflichkeit, als Kretschmann am Abend im Audimax zusagt: Das Land werde nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative 2017 sicherstellen, "dass die erfolgreichen Vorhaben weiterlaufen". Das ist auch ein Signal an die Gutachter: Wir sehen uns nicht als Kostgänger des Bundes.
Soviel Harmonie übrigens gab es zuletzt selten im Audimax bei Politikerauftritten. Viel Beifall für den Grünen vom studentischen Publikum – am stärksten, als er einen Beschluss erwähnt, von dessen Sinn er insgeheim nie überzeugt war: die Abschaffung der Studiengebühren.