Hitzige Debatte über neues Buch zu Stammheimer Todesnacht

Die Todesnacht in Stammheim

Ein Interview des Online-Portals Telepolis mit Helge Lehmann, Autor des vor kurzem erschienenen Buches „Die Todesnacht in Stammheim“, führt zu heftigen Leserdebatten.

In dem zweiteiligen, für Telepolis relativ langen Interview, geht es vor allem um Lehmanns Methode, zentrale Ergebnisse des Todesermittlungsverfahrens zu Baader, Raspe und Ensslin, die in der Aussage münden, die RAF-Gefangenen hätten Selbstmord begangen, mit forensischen Mitteln zur Todeszeitbestimmung, Nachbau der Kommunikationsanlage und der Aktencontainer für den angeblichen Waffenschmuggel, Schallmessung der Schüsse etc. zu hinterfragen.

 

Ein weiterer Fragenkomplex des Interviews beschäftigt sich mit der Verwicklung der bundesdeutschen Geheimdienste in die Stammheimer Todesnacht, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des laufenden Prozesses gegen Verena Becker wegen des tödlichen Anschlags gegen den damaligen Generalbundesanwalt Buback. Auch hier behindert der „Verfassungsschutz“ die Aufklärung der Vorgänge durch Sperrung von Akten massiv.

 

Die seit zwei Tagen andauernde Leserdebatte zu dem Interview, an der sich auch Helge Lehmann beteiligt, schwankt zwischen positiven Stimmen, die vor allem die nach wie vor betriebene Geheimhaltungspolitik der staatlichen Behörden kritisieren, und verschwörungstheoretischem Unsinn – die RAF wurde aus der DDR gesteuert.

 

Man kann nur hoffen, dass dieses Interview und die Debatte darum auf dem vielgelesenen Telepolis-Portal ein weiterer Schritt ist, die Forderung nach Öffnung aller Akten und einem neuen Todesermittlungsverfahren in der Öffentlichkeit zu verbreiten.

 

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36019/1.html