Filmclub Moderne Zeiten zeigt: Nojukusha und Internet-Café-Flüchtlinge und Können Schweine fliegen

Japan

Filmclub Moderne Zeiten zeigt: Nojukusha und Internet-Café-Flüchtlinge und Können Schweine fliegen

Freitag den 09.12.2011 um 20 Uhr, Volxküche, Hafenstrasse 116, 20359 Hamburg.
Eintritt frei, Spenden erwünscht !

 

Nojukusha und Internet-Café-Flüchtlinge: Japans obdachlose ArbeiterInnen

Dokumentarfilm | Länge: 19:24 min - OV mit dt. Untertiteln

„Nojukusha", Schläfer auf dem Felde, werden die Menschen in Japan genannt, die obdachlos geworden, auf der Strasse, in Parks oder entlang der Flussufer kleine Zelte oder Baracken errichten.
Bei den Obdachlosen handelt es sich meist um Männer, die vom Land in die japanischen Metropolen migriert sind, um dort Arbeit zu finden. Meistens leben sie dort isoliert in Stadtteilen, die sich komplett nur um die Tagelohnarbeit herum organisieren, wie z.B. in Osaka´s Kamagasaki oder in San´ya östlich von Tokyo und größtenteils von der japanischen Mafia, der Yakuza, kontrolliert werden. Trotz der Isolierung von und das Ignorieren durch die japanische Gesellschaft werden sie durch ihr Zuhause, Zelte aus blauer Plane, sichtbar. 
Es gibt aber auch die lange von der japanischen Regierung verleugnete „unsichtbaren Obdachlosigkeit". Vor allem junge Leute leben oft für mehrere Monate in den rund um die Uhr geöffneten Internet-Cafés, Fast-Food-Läden oder angemieteten Lagerräumen, weil sie durch ihre prekäre Arbeit als Freeter nur wenig Geld verdienen und sich die hohen Mieten in den Metropolen nicht leisten können.
Daneben gibt es noch den Bereich der „politischen Obdachlosigkeit". Meist junge Aktivist_innen sind den Weg in die Obdachlosigkeit bewusst gegangen als Alternative zum und Kritik am japanischen Leistungssystem. Ein wichtiger Pfeiler den sie anstoßen, ist die Selbstorganisierung. Auch die Unterstützungsgruppen sorgen für Gemeinschaft z.B. durch die täglich stattfindenden „Community Kitchens" (Strassenküchen), in denen gemeinsam gekocht und gegessen wird, es medizinische Versorgung gibt und manchmal auch gemeinsam ein Film gesehen wird.

Können Schweine fliegen? -- Geschichte der No-Nuke-Bewegung in Japan

Dokumentarfilm | Länge: 31:25 min - OV mit dt. Untertiteln

„Können Schweine fliegen?" erzählt die Geschichte des japanischen Anti-Atom-Bewegung von ihre lokalen Anfängen in den 1950er Jahren über die Reaktion in Japan auf den GAU in Tschernobyl und den Unfall in Tokaimura im Jahr 1999 bis zum jüngsten nuklearen Desaster in Fukushima. 
Anhand von Beispielen zeigt die Kurzdokumentation die Schwierigkeiten der Bewegung z.B. den Kampf von Surfern gegen den Ballungsraum der Nuklearindustrie in Rokkasho wie auch deren Erfolge. Ein Wichtiger ist den Fischer_innen der Insel Iwaishima zu verdanken, die seit 20 Jahren jeden Montag gegen den Bau des Kaminoseki AKWs in der Tanoura Bucht protestieren. Mit viel Witz und Verve sorgen sie auch noch im Alter von 80 Jahren für Aufruhr. 
In Interviews aus dem Jahre 2009 lassen Aktivisten sowie eine japanische Wissenschaftlerin zu sozialen Bewegungen die letzten Jahrzehnte Revue passieren. Sie analysieren u.a. die Strategien der Atomindustrie den Protest der AnwohnerInnen um die AKWs zum Schweigen zu bringen. Vor allem in den armen ländlichen Gegenden Japans wurde der Protest durch Geld oder Arbeitsmöglichkeiten besänftigt. 
Der Film zieht auch Parallelen zu anderen politischen Bewegungen in Japan wie dem Kampf gegen den Flughafen Narita in der Nähe von Tokyo oder gegen US-Militärbasen in Japan. 
Zudem wird auch kurz die Frage von Atomwaffen in Japan angesprochen und warum die japanische Gesellschaft eigentlich nicht viel Interesse an der Atomfrage hatte. Die Dokumentation endet mit Bildern von den Protesten der alten und der neuen Anti-Atom-Bewegung in der Post-Fukushima-Ära und wie rechte Organisationen darauf reagieren.