Das Freiburger Bildungsstreikbündnis ruft dazu auf am bundesweiten Bildungsstreik Aktionstag am 17.11.2011 auch in Freiburg gemeinsam auf die Straße zu gehen, Unmut an den bestehenden Umständen zu äußern und Perspektiven aufzuzeigen. Dabei stellen wir alle Aktionen in den Zusammenhang mit den Jugend- und Sozialprotesten weltweit, sowie den "Global Weeks of Action for Education" vom 07. bis 20.11.2011.
Bildungsstreik-DEMO | Donnerstag 17.11.2011 | 12 Uhr | Platz der alten Synagoge, Freiburg
Seit 2008 gehen jedes Jahr tausende SchülerInnen, StudentInnen und Auszubildende auf die Straße um für ein solidarisches, und gebührenfreies Bildungssystem und für gerechte Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu demonstrieren. Trotz dem enormen Druck auf die Regierung, hat sich kaum etwas gebessert, die Situation verschärft sich weiter: Die Hochschulen erwarten durch doppelte Abiturjahrgänge und die Aussetzung der Wehrpflicht tausende neue StudentInnen. Überfüllte Hörsäle und immer knapper werdender, bezahlbarer Wohnraum werden die Folge sein. In den Schulen sind die SchülerInnen weiterhin mit sozialer Selektion und dem Turbo-Abi konfrontiert, auf dem Ausbildungsmarkt ist eine Übernahme für Azubis alles andere als garantiert. Wir sagen diesen Verhältnissen weiterhin den Kampf an!
Gegen Konkurrenz und Leistungsdruck!
In allen Schulformen herrscht der Konkurrenz- und Leistungsdruck, an welchem die Notengebung einen großen Anteil hat. Diese wird oft fälschlicherweise als alternativlos und objektiv dargestellt. Notenvergabe ist jedoch subjektive Willkür und dient einzig als Sanktions- und Disziplinierungsinstrument. Mit der Zensurvergabe hat der Lehrende Macht und Willkür über die Zukunft des Kindes zu entscheiden. Leistung wird vom Lerninhalt entkoppelt und kategorisiert in "Erfolg und Misserfolg". Doch gerade Fehler und Irrtümer fordern den Erkenntnisgewinn und bringen uns weiter.
Darüber hinaus werden individuelle Unterschiede, Lerntempi und Fortschritte nicht beachtet, stattdessen steht der Wille sich den Forderungen des Leistungssystems anzupassen im Vordergrund. Egal ob beim kurzfristigen von Klausur zu Klausur Lernen oder dem langfristigen Druck von Sitzenbleiben, Durchfallen, oder Regelstudienzeitüberschreitung.
Gegen (a)soziale Selektion!
Trotz vollmundiger Ankündigungen, treibt das hiesige Bildungssystem weiterhin die (a)soziale Selektion voran: Immer noch werden in vielen Bundesländern die Schüler bereits nach der vierten Klasse in drei Schulformen selektiert. Vor allem Kinder aus Arbeiter- und Migrationsfamilien haben nachweislich weniger Chancen das Abitur oder gar einen Hochschulabschluss zu erreichen, sondern werden frühzeitig auf das Abstellgleis Hauptschule abgeschoben.
Wir wissen, dass für die ungleich verteilten Berufschancen nicht nur das Schulsystem, sondern zahlreiche andere gesellschaftliche Faktoren entscheidend sind. Wir wenden uns jedoch entschieden gegen die Praxis die Ungleichheit bereits hier zu zementieren. Wir fordern die bedingungslose Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und die Einführung einer inklusiven Gesamtschule für alle. Für gleiche Chancen muss Bildung kostenlos sein, von der KiTa bis ans Lebensende.
Bundeswehr raus aus allen Bildungseinrichtungen!
Wir richten uns nach wie vor gegen die abgeschlossene Kooperationsverarbeitung, die der Bundeswehr ermöglicht im Unterricht Nachwuchs zu werben und setzen uns an der Hochschule für die Zivilklausel ein, die Waffen- und Rüstungsforschung an unseren Bildungseinrichtungen verbietet. Viele Probleme im Bildungswesen ließen sich mit Einsparungen beim Rüstungsetat locker beheben.
Gemeinsam kämpfen, für ein besseres Bildungssystem, für eine andere Gesellschaft!
Die Bildungsproteste in Deutschland in den vergangenen Jahren waren eine der größten Protestbewegungen in den letzten zwei Jahrzehnten in Deutschland. Dabei verstehen wir uns als Teil einer weltweiten Jugend-Bewegung die in den letzten Wochen, Monaten und Jahren gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straße ging, sei es bei den Revolutionen in Nordafrika, oder bei den Sozial-Protesten in Griechenland, Spanien, England oder Chile. All diese Bewegungen hängen miteinander zusammen. Sie eint nicht zuletzt die kritische Haltung gegenüber dem kapitalistischen System. Weltweit wehren sich die Menschen gegen dieses System, welches Minderheiten auf Kosten der verarmenden Mehrheit bereichert, Krieg und Umweltzerstörung vorantreibt und verursacht.
In der Euro-Krise stehen vor allem Unterbezahlte, Arbeitslose, SchülerInnen und StudentInnen als Verlierer dar. Sie sind es, auf die unter dem Diktat des Sparens die größten Einschnitte zukommen werden, während die Banken erneut profitieren. In Deutschland dient die "Schuldenbremse" als Legitimation für Kürzungen und Privatisierung im öffentlichen Raum.
Das sich Widerstand gegen diese Politik lohnen kann zeigt der Bildungsstreik. Nur durch den Druck der Straße war in Baden-Württemberg die geplante Abschaffung der Studiengebühren und Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft und das Verhindern von Kürzungen im Bildungsbereich möglich. Deswegen muss es am 17.11. wieder heißen: Streik in der Uni, Streik an der Schule, Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf ihre Politik!
Forderungen:
- Kostenfreie Bildung für alle!
- Für die Abschaffung des gegliederten Schulsystems und die sofortige Einführung einer inklusiven Schule für alle.
- Studien- und Ausbildungsplätze für alle!
- Leistungsterror und sozialer Selektion entgegentreten: Weg mit G8 und Regelstudienzeit um mehr Zeit für gesellschaftliches Engagement und seine Interessen zu haben.
- Weg mit dem Machtinstrument Notengebung: Konstruktives Feedback statt stigmatisierender Noten!
- Bildung muss frei sein von Interessen, Lehrinhalten und Einflüssen der Wirtschaft und der Religionen
- Für eine Demokratisierung aller Bildungseinrichtungen
- Gegen die Militarisierung von Bildungseinrichtungen: Bundeswehr raus aus Schulen! Keine Rüstungsforschung an Hochschulen!
- Gegen die Kriminalisierung und Repression von Bildungsstreik-Aktivisten
- Für ein solidarisches Miteinander an Bildungseinrichtungen: Mobbing bekämpfen!
- Gegen strukturelle Diskriminierung und Sexismus in Bildungseinrichtungen und überall!
- Gegen Berufsverbote und Radikalenerlass
- Volles Aktions- und Streikrecht für SchülerInnen, Azubis, Studierende und LehrerInnen.
- Für die sofortige Abschaffung aller Bildungsprivilegien (wie Beamtenstatus, Bevorzugung von Vorzeigeschulen, Exzellenz-Initative,…)