Nach Abschluss der Spurensicherung in Trittau geht die Polizei von Brandstiftung aus
TRITTAU. Der mysteriöse Brand in der Trittauer Rheinmetall-Waffenfabrik am frühen Sonntagmorgen ist nach Einschätzung der Polizei definitiv gelegt worden. "Wir gehen von Brandstiftung aus", sagt Polizeisprecher Holger Meier. Die Spurensuche auf dem Firmengelände sei nunmehr abgeschlossen. Die Ermittlungen dauern an. Sie drehen sich nun vor allem um zwei Fragen: Wer hat das Feuer gelegt? Und weshalb? Mit Details hält sich die Polizei zurück, um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden. Einen politisch motivierten Anschlag auf das Rüstungsunternehmen hält die Polizei aber offenbar für nicht sehr wahrscheinlich: Die Ermittlungen werden von der Kriminalpolizei in Ahrensburg geführt, nicht vom Staatsschutz.
Wie berichtet, war der Brand am Sonntagmorgen in der sogenannten Mischerei der Fabrik ausgebrochen. Genau genommen waren es sogar zwei Feuer in zwei voneinander getrennten, nicht benachbarten Kammern. Darin befand sich lediglich Verpackungsmaterial. Die Polizei schätzte den Schaden zunächst auf 50 000 Euro, Rheinmetall korrigierte diesen Betrag kurze Zeit später auf das Zehnfache.
Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstens hatte den Brand am Sonntagmorgen um 5.40 Uhr bei einem Kontrollgang über das 20 Hektar große Gelände entdeckt. Dichter Nebel hing über dem Gelände, doch der Schein der Flammen war deutlich zu sehen. Der Mann alarmierte sofort die Feuerwehr. 80 Männer und Frauen rückten zum Großeinsatz aus.
Auch Beamte des Zentralen Kriminaldauerdienstes (ZKD) in Lübeck machten sich auf den Weg nach Trittau. Was sie vor Ort sahen, mag im Nachhinein überraschen: "Wir konnten weder am Sicherheitszaun noch an den Türen oder Fenstern des Gebäudes Einbruchspuren entdeckten", sagte der ZKD-Beamte Andreas Gohrt.
Haben die Polizisten bei einer genaueren Betrachtung doch noch Anhaltspunkte für einen Einbruch entdeckt? Oder gehen sie davon aus, dass sich jemand aus dem Umfeld der Belegschaft - jemand, der über Schlüssel verfügt - Zutritt zum Firmengelände verschafft hat? Polizeisprecher Holger Meier: "Dazu sagen wir nichts."
Auch im Hause Rheinmetall ist man mit Äußerungen aller Art sehr zurückhaltend. Oliver Hoffmann, Sprecher in der Düsseldorfer Konzernzentrale, sagt: "Brandstiftung - das ist die Aussage der Polizei." Und: "So lange die Ermittlungen laufen, werden wir nicht spekulieren." Die Fabrik - dort wird vor allem Effektmunition unter anderem fürs amerikanische Militär produziert - sei bestens gesichert. 24-Stunden-Bewachung, Zaun, Bewegungssensoren, Kameras: So etwas sei beispielsweise denkbar. Details nennt Hoffmann nicht. "Wir wollen ja niemanden schlauer machen als unbedingt nötig", sagt er. Auch das gehört wohl im weiteren Sinne zum Sicherheitskonzept.
Dass ein Brand in einer Explosionskatastrophe enden könne, sei nahezu ausgeschlossen, meint Oliver Hoffmann auf Nachfrage. Es gebe auch ein sehr gutes Brandschutzkonzept. Wie genau das aussieht - auch das gehört in die Rubrik Betriebsgeheimnis. (sul)