Am Samstag den 5. November fand auf Initiative der organisierten autonomie (OA) in der Nürnberger Innenstadt eine weitere Aktion für ein Sozialticket in Bus und Bahn statt. An Orten, die als „typisch“ für das Nürnberger Stadtbild gelten, war in großen Buchstaben „Sozialticket jetzt!“ und „Bus und Bahn für Alle!“ zu lesen. SozialticketaktivistInnen hielten die Buchstaben auf gelben Schildern. Die Aktion wurde u.a. vor der Lorenzkirche, an den Innenstadtbrücken über die Pegnitz und an der Nürnberger Burg durchgeführt. Der ungewöhnliche Schriftzug erregte sofort die Aufmerksamkeit der InnenstadtbesucherInnen und wurde von vielen fotografiert. Überall wurden zudem Flugblätter an PassantInnen verteilt, die sich sehr für das Anliegen interessierten. Manche nahmen sogar spontan selbst ein Schild in die Hand und machten mit.
Hintergrund der Aktion ist, dass die Stadt Nürnberg und ihr Oberbürgermeister Ulrich Maly sich weiterhin weigern, in Nürnberg ein Sozialticket für Menschen einzuführen, die sich die teuren Fahrkarten für Bus und Bahn nicht leisten können. Betroffen sind neben ALG-II-EmpfängerInnen auch Menschen mit sogenannten Niedriglohn-Jobs, StudentInnen, SchülerInnen, Flüchtlinge, RentnerInnen und andere Personengruppen mit niedrigem Einkommen. Das Bündnis Sozialticket fordert ein Ticket zum Preis von höchstens 11,49 Euro als Sofortmaßnahme um den faktischen Ausschluss großer Personengruppen vom öffentlichen Nahverkehr zu beenden. Mittelfristig wird der Nulltarif angestrebt. Doch obwohl eine breite Mehrheit der Nürnberger und Nürnbergerinnen ein Sozialticket befürwortet, setzt die Stadtregierung aus SPD und CSU weiter auf eine Hinhaltetaktik, in der Hoffnung, dass die Sozialticket-Bewegung irgendwann im Sande verläuft.
Gleichzeitig strebt die Stadt Nürnberg und die Nürnberger Verkehrsaktiengesellschaft (VAG) eine Fahrpreiserhöhung um bis zu 30% in den nächsten drei Jahren an, gegen die es zu Recht Proteste gibt.
Soziale Kämpfe verbinden
Wichtig ist den AktivistInnen auch die Verbindung verschiedener sozialer Kämpfe. Als sie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität vorbei spazierten, wurde spontan mit den Buchstabenschildern „Bildung für Alle!“ gebildet, natürlich inspiriert von der laufenden Mobilisierung zum Bildungsstreik am 17. November.
In dem verteilten Flugblatt der organisierten autonomie (OA) heißt es:
„Das Engagement für ein Sozialticket ist ein Schritt in die richtige Richtung, ebenso wie Kämpfe um höhere Löhne, eine kürzere Lebensarbeitszeit oder Sozialleistungen für diejenigen, die im Kapitalismus nicht mehr profitabel verwertet werden können. Dort wo wir es für realistisch und notwendig halten eine direkte Verbesserung zu erreichen, werden wir auch immer versuchen dies zu tun. Es reicht allerdings nicht aus, nur einzelne voneinander getrennte Kämpfe zu führen, sondern es kommt darauf an diese zusammen zu führen und für ein menschenwürdiges Leben zu streiten. Ein Leben, in dem öffentliche Verkehrsmittel frei zugänglich sind und für alle fahren. Ein Leben, in dem der gesellschaftlich produzierte Reichtum allen zu Gute kommt und niemand mehr von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgegrenzt wird! Ein Leben, in dem die Mittel der Produktion in den Händen aller liegen und die Produktion selbst den Bedürfnissen der Menschen dient und nicht den Profitinteressen einiger weniger.“
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