Sozialbericht für Deutschland Einmal arm, immer arm

Erstveröffentlicht: 
11.10.2011

16 Prozent der Deutschen waren 2008 armutsgefährdet - das geht aus einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes hervor. Wer einmal unter die Armutsgrenze gerutscht ist, schafft es immer seltener, seine Einkommenssituation wieder zu verbessern. Eine finanziell besonders erdrückende Last sind die Wohnkosten.

 

Wenn ein Dach über dem Kopf zum Luxusgut wird: Armut in Deutschland lässt sich immer häufiger an den Finanzproblemen von Mietern festmachen. 2008 waren knapp 16 Prozent der Deutschen Erhebungen des Statistischen Bundesamts armutsgefährdet. Jeder Dritte von ihnen sieht sich nach eigener Einschätzung durch die Wohnkosten "finanziell schwer belastet", wie aus dem "Datenreport 2011" hervorgeht. Bei dem Anteil der Bevölkerung, der nicht von Armut bedroht ist, empfand noch knapp jeder Fünfte (18 Prozent) dies ebenso.

 

Wie aus der Erhebung weiter hervorgeht, sind 16 Prozent der armutsgefährdeten Frauen und Männer nicht in der Lage, "ihre Wohnung angemessen warm zu halten". Fast jeder Dritte aus dieser Bevölkerungsgruppe (30 Prozent) sieht sich außerdem nicht imstande, wenigstens an jedem zweiten Tag eine warme Mahlzeit einzunehmen.
"Armutserfahrungen bis weit in mittlere Einkommenslagen hinein"

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) verwies auf die sich seit Jahren verfestigende Armut. Das Risiko für die unterste Einkommensgruppe, dauerhaft arm zu bleiben, habe sich seit den achtziger Jahren von 57 auf 65 Prozent deutlich erhöht, sagte Roland Habich, Datenmanager des WZB. Sein Fazit: "Weniger Menschen gelingt es, ihre Einkommenssituation zu verbessern." Zudem reichten heute "kurzfristige Armutserfahrungen bis weit in mittlere Einkommenslagen hinein".

Auf die Bedeutung der Bildung für die Entwicklung des Landes verwies der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger. Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands hänge in der globalisierten Welt in hohem Maße vom Bildungsstandort ab. Bildung habe "als Rohstoff im ansonsten eher rohstoffarmen Deutschland eine enorme ökonomische Relevanz". Kritisch sieht Krüger, dass hierzulande der Bildungserfolg der Kinder immer noch wesentlich abhängt vom Ausbildungsstand der Eltern.

Die Gebildeten bleiben weitgehend unter sich: So kamen laut Krüger 2009 nur zehn Prozent der Gymnasiasten aus Familien, in denen die Eltern einen Hauptschulabschluss oder gar keinen Schulabschluss vorweisen konnten. Im Gegenzug besuchten 59 Prozent der Kinder aus Akademikerhaushalten ein Gymnasium.

 

Wie aus dem statistischen Datenmaterial deutlich wird, gibt es auch eine Verbindung zwischen Bildung und Gesundheit. Die weniger gebildete Bevölkerung raucht im Schnitt häufiger und treibt weniger Sport, lebt also insgesamt ungesünder. Die Lebenserwartung der gut ausgebildeten Bürger ist letztlich auch um Jahre höher als die von Frauen und Männern mit einem niedrigen Schulabschluss.