Neonazis sagen Aufmarsch in Offenburg ab

Rechtsextremer bei einer Demonstration der NPD
Erstveröffentlicht: 
06.10.2011

Die rechtsextremen "Freien Kräfte Ortenau" haben überraschend ihre Anmeldung für den Aufmarsch am 22. Oktober zurückgezogen. Dennoch wird es an diesem Tag eine Großkundgebung geben: Die Gegendemonstranten halten an dem Termin fest.

 

Gründe für den Rückzug der Rechten wurden nicht bekannt: "Es war ein kurzes, offenes Gespräch", so Frank Appelmann, Teamleiter Gewerbe, Sicherheit und Ordnung im städtischen Bürgerbüro. In diesem Gespräch, bei dem auch Vertreter der Polizei dabei waren, habe der Antragsteller bekannt gegeben: "Ich möchte den Antrag nicht aufrecht erhalten."

Der Internet-Blog, unter dem die rechte Szene für die Demo in Offenburg geworben und ihr braunes Gedankengut verbreitet hatte, wurde inzwischen gesperrt – wegen "illegaler Inhalte".

Die sieben Gruppierungen, die für den 22. Oktober vorsorglich für verschiedenen Plätze in der Stadt Demonstrationen angemeldet hatten, wollen an ihrer Kundgebung indes festhalten: "Ich wüsste nicht, warum wir das absagen sollen", so Klaus Melder vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der neben vielen anderen Unterstützern zum "Aktionsbündnis für eine tolerante Ortenau" gehört.

Zwar steht der Aktionstag am 22. Oktober immer noch unter dem Thema "Keine Naziaufmärsche in Offenburg", aber im Zentrum soll laut Melder das Gedenken an die von den Nazis am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportierten Offenburger Juden stehen. Neben Infoständen ab 14 Uhr auf den verschiedenen Plätzen wird es ab 9.30 Uhr eine Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland" geben, zu der die Aleviten und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes einladen.

Internet-Blog wegen illegaler Inhalte gesperrt

Um 12 Uhr folgt ein Ökumenisches Friedensgebet mit den Dekanen Wellhöner und Bürkle in der Heilig-Kreuz-Kirche. Ab 15 Uhr die Abschlusskundgebung mit musikalischer Umrahmung. Dafür wird bei der Ursulasäule eine Bühne aufgebaut. Melder rechnet mit etwa so vielen Teilnehmern wie im vergangenen Jahr – damals kamen rund 1000.

Mit dieser Kundgebung müssen auch die Offenburger Einzelhändler leben, die wie berichtet moniert hatten, dass im vergangenen Jahr ihre Geschäfte teils blockiert waren und viele Kunden die Innenstadt mieden. Klaus Seidel vom Offenburger Stadtmarketing teilte in einem Rundbrief an die Geschäfte und Gastronomen mit, dass ab 12 Uhr mit erhöhtem Personenaufkommen zu rechnen ist und eine völlige Störungsfreiheit in der Innenstadt nicht möglich sein werde.

Ob es trotz der Absage der "Freien Kräfte" möglicherweise zu Ausschreitungen oder unangekündigten Zusammenstößen kommen wird, ist offen: "Inwieweit sich jetzt andere extreme Gruppen dennoch in Offenburg aufhalten werden, können wir noch nicht sagen – die melden sich ja nicht an", so Frank Appelmann.