Stadtbau kann nun beim "Green City Hotel" einsteigen – kritische Stimmen

Erstveröffentlicht: 
29.09.2011

Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat den Einstieg der Stadtbau GmbH in jene gemeinnützige Gesellschaft gebilligt, die das geplante inklusive Hotel im Stadtteil Vauban betreiben will. Allerdings gab es kritische Stimmen – auch von Befürwortern.

 

So seien nur drei von 50 Hotelzimmern barrierefrei. Und wegen des Kostendrucks werde das Gebäude nicht komplett in Passivhausstandard errichtet und sei auch nicht für Blinde geeignet. Stadtrat Hendrijk Guzzoni (Unabhängige Listen) warf der Verwaltung vor, keine Ausschreibung gemacht zu haben. Außerdem gehe die städtische Wohnungsgesellschaft ein hohes wirtschaftliches Risiko ein.


Auf dem Gelände am Eingang zum Quartier Vauban, auf dem bis August eine Wagenburg gestanden hat, plant die Stadtbau einen Komplex mit Wohnungen, Geschäften und einem Dreisternehotel. Die Vereinigung Freiburger Sozialarbeit (VFS), von mehreren sozialen Einrichtungen wie Arbeiterwohlfahrt, Diakonisches Werk und Studentenwerk getragen, will in dem "Green City Hotel Vauban" Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schaffen. Um die Anlauffinanzierung zu gewährleisten, wollte die VFS die Miete in den ersten Jahren mindern. Die Stadtbau als Vermieterin lehnte ab, schlug aber eine Beteiligung an der Gesellschaft vor: Sie würde 25 000 Euro und damit ein Drittel des Stammkapitals beisteuern (die BZ berichtete am vergangenen Freitag).

 

An dieser Konstruktion hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Grünen-Sprecherin Maria Viethen hält den Transfer von betriebswirtschaftlichem Know-how für sinnvoll. Doch auch sie fand einen Wermutstropfen: kein Passivhausstandard. "Und das ausgerechnet in Vauban", kritisierte UL-Stadtrat Guzzoni, der auch im Aufsichtsrat der Stadtbau sitzt. Und in jenem Gremium, ließ er durchblicken, habe die Stadtbau-Spitze auf das wirtschaftliche Risiko hingewiesen. Die VFS habe keinerlei Erfahrung mit dem Hotelfach. Sollte das Engagement schief gehen, so die Befürchtung Guzzonis, dann müssten dafür die Mieter aufkommen. "So geht das nicht." Anke Dallmann, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, befürwortete das Projekt und äußerte Verständnis für die Schwierigkeit, solch ein inklusives Hotel auf teurem Baugrund zu realisieren. Allerdings genügten drei barrierefreie Zimmer nicht, um Behindertengruppen unterzubringen. Dass wegen der hohen Kosten auf technische Hilfen für Sehbehinderte verzichtet werde, sei sehr bedauerlich.

Alles andere als ein Vorzeigemodell sei das "Green City Hotel Vauban", meinte Monika Stein von der Grünen Alternative. Die Hinweise der städtischen Behindertenbeauftragten Esther Grunemann seien nicht gehört worden. Ihr Verdacht: Man habe irgendwie ein inklusives Hotel als Mieter gebraucht, um mit diesem Imagevorteil die umstrittene Bebauung durchsetzen zu können.

Für reine Wohngebäude ist der Passivhausstandard seit Januar 2009 für städtische Grundstücke vorgeschrieben – das hält der geplante Vauban-Komplex ein. Die Vorschrift gilt jedoch nicht für Gewerbebereiche, die 50 Prozent der Fläche ausmachen.