Von Joachim Röderer
Der Papstbesuch ist Geschichte – Erzdiözese, Polizei und Stadtverwaltung ziehen zufrieden Bilanz: "Wir können Papst", meinte Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck.
Gemeinsam haben Stadtverwaltung, Ordinariat und Polizei mit anderen
Partnern das Großereignis Papstbesuch vorbereitet und organisiert.
Alles lief wie am Schnürchen. So gab es am Montag bei einer
Pressekonferenz viel gegenseitiges Schulterklopfen. "Freiburg hat ein
freudiges Fest erlebt und dabei eine gute Figur gemacht", so Freiburgs
Erster Bürgermeister Otto Neideck. Und dies sei auch über Bilder in
alle Welt transportiert worden. Er lobte zudem das Engagement der
Mitarbeiter und Helfer, die zum Teil kaum geschlafen hätten.
Beim Verkehrs- und Sicherheitskonzept habe die Verhältnismäßigkeit
gestimmt, auch der Sicherheitszuschlag habe sich bewährt, so der Erste
Bürgermeister. Das Konzept war zunächst auf 300.000, später auf 200.000
Gäste ausgelegt worden. Weder bei An- und Abreise der Pilger gab es
Stau oder Gedränge – und das obwohl die Pilgerströme in zwei Punkten
vom planerischen Idealfall abwichen: Die Gottesdienstbesucher füllten
das Flugplatzgelände eine Stunde später als im Vorfeld kalkuliert
worden war – dafür verlief die Abreise viel schneller als gedacht.
"Trotz der Menschenmassen hat es keine Probleme und kein Gedränge gegeben", berichtete auch Heiner Amann, der Chef der Polizeidirektion Freiburg. Ihm zufolge war es der größte Polizeieinsatz in der Geschichte der Stadt, je rund 4500 Beamte waren am Samstag und Sonntag im Einsatz. Am Montag hätten sich viele Anrufer bei der Polizeidirektion gemeldet, um ein Lob zu übermitteln: "Das erleben wir wirklich nur sehr selten", so Amann.
Domkapitular Peter Birkhofer, Chefplaner der Erzdiözese für den
Papstbesuch, konnte schon von der Anfahrt auf der Autobahn berichten,
dass überall winkende Menschen an der A5 gestanden seien. "Die Menschen
wollen wirklich feiern", habe beeindruckt der Apostolische Nuntius, der
Botschafter des Vatikans in Deutschland, zu Birkhofer gesagt, als der
Papst mit dem Papamobil durch die Kajo zum Münsterplatz fuhr. Neben dem
Gottesdienst auf dem Flugplatz hat Birkhofer besonders die Gebetvigil
beeindruckt, zu der mehr als 23.000 junge Menschen gekommen waren: "Das
war ein besonderer Augenblick von der Bühne auf diese vielen jungen
Menschen zu schauen."
Positiv fällt auch die Papstbilanz der Freiburger Verkehrs-AG aus.
Viele Pilger seien mit öffentlichen Bussen und Bahnen angereist. Von
etwa 5 Uhr am Sonntagmorgen sei die Zahl der Fahrgäste schlagartig
angestiegen. Auffällig sei dabei die ausgesprochen angenehme, geradezu
gelassene Atmosphäre gewesen, so die VAG.
Besuch von einem größeren Polizeiaufgebot bekam am Sonntagmorgen von 8
bis 14 Uhr die Wagenburg "Schattenparker" auf städtischem Gelände an
der Hermann-Mitsch-Straße. Die Polizisten wollten sicherstellen, dass
die Schattenparker nicht durch Lärm oder Rauch die Eucharistiefeier auf
dem 600 Meter entfernt liegenden Flugplatz stören würden. Drei
Platzverweise wurden ausgesprochen und elf Cannabispflanzen
ausgerissen. Polizeidirektor Heiner Amann erklärte, die Beamten hätten
keinen der Wagen betreten. Die Schattenparker dagegen beklagten einen
Eingriff in die Privatsphäre und sprachen von einer fadenscheinigen
Begründung. "Eine wirkliche Störung des Papstbesuches wäre durch die
extrem hohe Polizeipräsenz in der Umgebung ohnehin niemals möglich
gewesen und macht diesen übertriebenen Einsatz um so mehr zur Farce",
so die Schattenparker.
Einige Beschwerden zum Verkehr- und Sicherheitskonzept gab es außerdem.
So standen an manchem Schleusen ortsunkundige Polizeibeamte, die einige
Anwohner auf große Umweg schickten. Einem Freiburger, der im
Präsenzgässle nahe am Münster lebt, wurde die Rückkehr in seine Wohnung
verweigert. Dabei wurde zuvor kommuniziert, das Vorzeigen des
Personalausweises reiche aus, um die Sperre passieren zu können. Am
Abend habe es dann geheißen: "Vorausinformationen haben keine
Gültigkeit mehr", so berichtet ein Leser.
Immerhin: Vor den Straßensperren waren alle gleich. Als
Oberbürgermeister Dieter Salomon am Samstagabend noch einmal ins
Rathaus wollte, kam auch sein Taxi nicht durch. Und so musste der OB zu
Fuß ins Rathaus pilgern.
Und dann ist da noch diese Anekdote, die Bürgermeister Neideck
erzählte: 2000 Papstpilger übernachteten in Freiburger Schulen. Die
Organisatoren hatten sogar an ein Notquartier gedacht, für die Nacht
zum Montag – sollte ein Papst-Fan seinen Zug verpassen. Am Sonntagabend
um 22 Uhr habe man einen schlafenden Sanitäter an diesem Notquartier
geweckt und ihm sagen können: "Geh’ nach Hause, es kommt niemand mehr".