Pontifex-Bilanz - Organisatoren zufrieden: "Wir können Papst"

Erstveröffentlicht: 
26.09.2011

Von Joachim Röderer

Der Papstbesuch ist Geschichte – Erzdiözese, Polizei und Stadtverwaltung ziehen zufrieden Bilanz: "Wir können Papst", meinte Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck.

 

Gemeinsam haben Stadtverwaltung, Ordinariat und Polizei mit anderen Partnern das Großereignis Papstbesuch vorbereitet und organisiert. Alles lief wie am Schnürchen. So gab es am Montag bei einer Pressekonferenz viel gegenseitiges Schulterklopfen. "Freiburg hat ein freudiges Fest erlebt und dabei eine gute Figur gemacht", so Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck. Und dies sei auch über Bilder in alle Welt transportiert worden. Er lobte zudem das Engagement der Mitarbeiter und Helfer, die zum Teil kaum geschlafen hätten.

Beim Verkehrs- und Sicherheitskonzept habe die Verhältnismäßigkeit gestimmt, auch der Sicherheitszuschlag habe sich bewährt, so der Erste Bürgermeister. Das Konzept war zunächst auf 300.000, später auf 200.000 Gäste ausgelegt worden. Weder bei An- und Abreise der Pilger gab es Stau oder Gedränge – und das obwohl die Pilgerströme in zwei Punkten vom planerischen Idealfall abwichen: Die Gottesdienstbesucher füllten das Flugplatzgelände eine Stunde später als im Vorfeld kalkuliert worden war – dafür verlief die Abreise viel schneller als gedacht.

 

"Trotz der Menschenmassen hat es keine Probleme und kein Gedränge gegeben", berichtete auch Heiner Amann, der Chef der Polizeidirektion Freiburg. Ihm zufolge war es der größte Polizeieinsatz in der Geschichte der Stadt, je rund 4500 Beamte waren am Samstag und Sonntag im Einsatz. Am Montag hätten sich viele Anrufer bei der Polizeidirektion gemeldet, um ein Lob zu übermitteln: "Das erleben wir wirklich nur sehr selten", so Amann.

 

Domkapitular Peter Birkhofer, Chefplaner der Erzdiözese für den Papstbesuch, konnte schon von der Anfahrt auf der Autobahn berichten, dass überall winkende Menschen an der A5 gestanden seien. "Die Menschen wollen wirklich feiern", habe beeindruckt der Apostolische Nuntius, der Botschafter des Vatikans in Deutschland, zu Birkhofer gesagt, als der Papst mit dem Papamobil durch die Kajo zum Münsterplatz fuhr. Neben dem Gottesdienst auf dem Flugplatz hat Birkhofer besonders die Gebetvigil beeindruckt, zu der mehr als 23.000 junge Menschen gekommen waren: "Das war ein besonderer Augenblick von der Bühne auf diese vielen jungen Menschen zu schauen."

Positiv fällt auch die Papstbilanz der Freiburger Verkehrs-AG aus. Viele Pilger seien mit öffentlichen Bussen und Bahnen angereist. Von etwa 5 Uhr am Sonntagmorgen sei die Zahl der Fahrgäste schlagartig angestiegen. Auffällig sei dabei die ausgesprochen angenehme, geradezu gelassene Atmosphäre gewesen, so die VAG.

 


Besuch von einem größeren Polizeiaufgebot bekam am Sonntagmorgen von 8 bis 14 Uhr die Wagenburg "Schattenparker" auf städtischem Gelände an der Hermann-Mitsch-Straße. Die Polizisten wollten sicherstellen, dass die Schattenparker nicht durch Lärm oder Rauch die Eucharistiefeier auf dem 600 Meter entfernt liegenden Flugplatz stören würden. Drei Platzverweise wurden ausgesprochen und elf Cannabispflanzen ausgerissen. Polizeidirektor Heiner Amann erklärte, die Beamten hätten keinen der Wagen betreten. Die Schattenparker dagegen beklagten einen Eingriff in die Privatsphäre und sprachen von einer fadenscheinigen Begründung. "Eine wirkliche Störung des Papstbesuches wäre durch die extrem hohe Polizeipräsenz in der Umgebung ohnehin niemals möglich gewesen und macht diesen übertriebenen Einsatz um so mehr zur Farce", so die Schattenparker.

Einige Beschwerden zum Verkehr- und Sicherheitskonzept gab es außerdem. So standen an manchem Schleusen ortsunkundige Polizeibeamte, die einige Anwohner auf große Umweg schickten. Einem Freiburger, der im Präsenzgässle nahe am Münster lebt, wurde die Rückkehr in seine Wohnung verweigert. Dabei wurde zuvor kommuniziert, das Vorzeigen des Personalausweises reiche aus, um die Sperre passieren zu können. Am Abend habe es dann geheißen: "Vorausinformationen haben keine Gültigkeit mehr", so berichtet ein Leser.

Immerhin: Vor den Straßensperren waren alle gleich. Als Oberbürgermeister Dieter Salomon am Samstagabend noch einmal ins Rathaus wollte, kam auch sein Taxi nicht durch. Und so musste der OB zu Fuß ins Rathaus pilgern.

 


Und dann ist da noch diese Anekdote, die Bürgermeister Neideck erzählte: 2000 Papstpilger übernachteten in Freiburger Schulen. Die Organisatoren hatten sogar an ein Notquartier gedacht, für die Nacht zum Montag – sollte ein Papst-Fan seinen Zug verpassen. Am Sonntagabend um 22 Uhr habe man einen schlafenden Sanitäter an diesem Notquartier geweckt und ihm sagen können: "Geh’ nach Hause, es kommt niemand mehr".