In Porto/Portugal entsteht seit etwa vier Monaten eine alternative Schule. Das alte Schulgebäude stand seit etwa fünf Jahren leer, da die ehemalige Grundschule in ein neues Gebäude verlegt wurde. Zuerst war eine temporäre Besetzung für einen Aktionstag zur Erinnerung an die Revolution '74 geplant. Es wurden unter Einbezug der unmittelbaren Nachbarschaft verschiedene Workshops angeboten und Musik gemacht. Da das Gebäude nicht wie erwartet geräumt wurde, wurden die Aktivitäten fortgesetzt. Es gab Versammlungen und die Idee einer alternativen, kollektiven Schule entstand. Etwa einen Monat nach der Besetzung wurde das Schulgebäude von der Polizei gewaltsam geräumt. Im Nachklang dazu gab es eine Demonstration vor dem Rathaus mit etwa 300 Leuten und Diskussionen über die Weiternutzung bzw. Neubesetzung der Schule. Durch Druck wegen dem guten Kontakt und Unterstützung durch Nachbarschaft und grosser Medienaufmerksamkeit, vor Allem wegen der brutalen Räumung, gelang es eine Vereinbarung über eine Nutzung bis Dezember mit der Gemeinde zu finden. Das Schulgebäude soll dann für die Universität genutzt werden, welche den Ort bereits seit längerem nutzen will, aber erst nach der Besetzung wieder aktiv geworden ist.
Es.Col.A. - "Escola Coletiva Autogestionado" bedeutet kollektive, selbstverwaltete Schule. Im zweiwöchigen Rhytmus gibt es Versammlungen, um über die Prinzipien und das Selbstverständnis des noch jungen Projekts zu diskutieren. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, bis jetzt wurden aber schon einige Aspekte erarbeitet. Zwar musste für die Vereinbarung mit der Stadt ein Verein gegründet werden, die Organisation und das Miteinander läuft jedoch basisdemokratisch ab, Entscheidungen sollen konsensorientiert getroffen werden. Ausserdem ist die Schule ein unkommerzieller Raum, ökologisch orientiert und der Austausch funktioniert auf horizontaler Ebene.
Neben der Arbeitsgruppe für das Selbstverständnis der Schule gibt es noch andere Arbeitskreise, die sich mit der Infrastruktur, der Programmplanung und Kommunikation beschäftigen. Im Moment gibt es schon verschiedene Projekte wie Capoeiraworkshops, Mal- und Zeichenkurse, Kino, Tanzworkshops und Musikprojekte. Auch Nachhilfeunterricht auf horizontaler Ebene und ein Umsonstladen sind geplant.
Jeder der sich einbringen möchte, kann sich mit seinen Ideen an den Orga-Arbeitskreis wenden, der verschiedene Workshops und Veranstaltungen zeitmässig koordiniert. Die Versammlungen und Treffen sind für jeden offen und jeder kann sich an Projekten und Entscheidungen beteiligen. Ausserdem ist die Schule ein offener Raum, den jeder besuchen kann und sich so auch direkt einbringen, informieren oder in Kontakt mit anderen kommen kann.
Aktuell befindet sich das Schulprojekt noch im Aufbau. Da das Gebäude stark verschmutzt und beschädigt war gibt es noch viel zu tun. Nach und nach arbeiten verschiedene Leute daran, das Dach zu reparieren, Scheiben zu ersetzen, Wände zu bemalen und Material zu besorgen. Langfristige Projekte können zur Zeit noch nicht geplant werden, da im Dezember darüber entschieden wird, ob die Schule an die Uni geht oder als soziales Zentrum bestehen bleibt. Desweiteren wurde die Schule zwar in erster Linie als Raum für die Nachbarschaft besetzt, diese Möglichkeit wird aber bis jetzt kaum wahrgenommen. So ist die relativ kleine libertäre Szene von Porto etwas unter sich, was aber den Austausch und die Zusammenarbeit der verschiedenen Projekte untereinander fördert.
Escola do Alto da Fontinha (Rua da Fábrica Social 17, Porto)
http://escoladafontinha.blogspot.com/
es.col.a.da.fontinha [at] gmail.com