Benedikt XVI. Behörden verbieten Proteste gegen Papstbesuch

Erstveröffentlicht: 
28.08.2011

Gegen den Papstbesuch in Deutschland formiert sich Widerstand, doch die Behörden stellen sich quer. Nach SPIEGEL-Informationen untersagen die Verantwortlichen in Berlin eine Protestaktion. Auch in Freiburg und Erfurt gibt es keine Genehmigungen.

 

Hamburg - Die Veranstalter von Demonstrationen gegen den bevorstehenden Papstbesuch stoßen bei den Behörden auf Widerstand. So verbietet die Berliner Versammlungsbehörde wegen angeblicher Sicherheitsbedenken nach SPIEGEL-Informationen den Start einer "Karawane zum Papst" am Brandenburger Tor.

Auch die Freiburger Stadtverwaltung sowie die Behörden in Erfurt haben die beantragten Protest- und Infostände noch nicht genehmigt. Ein Bündnis von 23 Gruppen will der Stadt Freiburg kurz vor dem Papstbesuch Tausende Unterschriften übergeben, um zu verhindern, dass sich Benedikt XVI. in das Goldene Buch der Stadt einträgt.

In Berlin erwartet das papstkritische Bündnis von mittlerweile 54 Organisationen am 22. September eine Demonstration von 15.000 bis 20.000 Menschen während der Rede des Heiligen Vaters im Bundestag. Der notfalls auf einer anderen Strecke stattfindende Protestzug soll von einem Papamobil mit einem Gegenpapst und einer Gegenpäpstin angeführt werden, gefolgt von Musik- und Tanzgruppen auf Tiefladern, Fußgruppen, Demo-Blöcken mit Nonnen und Mönchen im Stil des Christopher Street Days.

Der Papst besucht Deutschland vom 22. bis 25. September. Stationen neben Berlin sind Erfurt, das Thüringische Eichsfeld und Freiburg. Ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz sagt dazu: "Ich erwarte einen fairen Umgang mit der Person des Papstes und keine Störung des Gottesdienstes."

Wowereit zeigt Verständnis
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte "großes Verständnis" gezeigt für die zum Staatsbesuch von Papst Benedikt XVI. angekündigten Proteste gegen die Sexuallehre der katholischen Kirche. "Ich verstehe, und das ist auch in Ordnung, dass Bürgerinnen und Bürger den Papstbesuch benutzen, um hier darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre Thesen vertritt, die weit in die zurückliegenden Jahrtausende gehören, aber nicht in die Neuzeit", hatte Wowereit der Nachrichtenagentur dpa am Freitag gesagt.

Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch sagte den "Badischen Neuesten Nachrichten" am Samstag: "Natürlich gibt es auch hier Menschen, denen der Besuch des Papstes ein Stein des Anstoßes ist und die demonstrieren möchten. Wir leben schließlich in einer pluralen Gesellschaft." Solange es friedlich und respektvoll bleibe, könne die Kirche mit dem Protest leben. Auch der Erfurter Bischof Joachim Warnke sagte, er habe Verständnis, das sich Menschen an den Positionen seiner Kirche reiben. Die sexualethischen Weisungen der Kirche könnten "schon irritieren, die ganze Bibel kann irritieren", sagte Warnke.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und ihr Kollege Winfried Kretschmann (Grüne) aus Baden-Württemberg betonten, die angekündigten Proteste seien Teil der Meinungsfreiheit. "Wir leben in einem freien Land, jeder kann offen seine Meinung kundtun. Protestieren gehört zu den Grundrechten und bildet das Fundament unserer Verfassung", sagte Kretschmann.