Seit über zehn Jahren wohnen wir mit unseren Kindern im Vauban.
Uns gefällt das reduzierte Autoaufkommen, das durch die Stellplatzfreiheit und die vielen Spielstraßen bewirkt wird. Uns gefällt die Stadtnähe mit gleichzeitiger Naturnähe, die Infrastruktur und uns gefällt, dass viele Menschen dort politisch "alternativ" denken und dies im Alltag spürbar wird (zum Beispiel im ökologischen Bewusstsein oder in Verhaltensspielräumen jenseits strenger bürgerlicher Konventionen). Vieles davon wurde möglich durch das Engagement von engagierten Bürgern, besonders dem Forum Vauban.
Die Rhinos haben vor zwei Jahren auf dem Gelände an der Merzhauser Straße eine Wagenburg gebaut. Auch als die Räumung schon angekündigt war, konnte man beobachten, wie liebevoll kleine Gärten auf dem Gelände angelegt wurden. Selbst von außen waren die phantasievollen und zum Teil fast humoristischen Bauwerke zu sehen.
Auch durch die Verbindung der Rhinos mit SUSI waren die Bewohner für Passanten wahrnehmbar. Ein Teil des Geländes wurde auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt, die von Rhino organisiert waren.
Der Kontrast zum benachbarten Wohn- und Geschäftshaus hätte größer nicht sein können. Dabei finden wir, dass das Erscheinungsbild des Stadtteils durch derartige hohe Betonbauten nicht verschönert wird, sondern dass diese Art von Betonarchitektur zur Monotonie heutiger Städte erheblich beiträgt.
Für uns stand Rhino für ein Stück Lebendigkeit in unserem Stadtteil, für eine Form, der Monotonie des Alltags und der Stadt etwas entgegenzusetzen und für eine Gruppe von Menschen, die versuchen, ihre Utopien zu leben. Auch wenn wir die Gewalt, die von den sogenannten Autonomen im Vorfeld der Räumung ausging, verurteilen hat uns das Aufgebot an Polizei und die Gewalt der Räumfahrzeu- ge, die am 3. August dieses liebevoll gestaltete "gallische Dorf" vor den Augen seiner ehemaligen Bewohner dem Erdboden gleich gemacht haben, sehr erschüttert.
Wir wünschen uns, dass künftige Aktionen und Demonstrationen absolut gewaltfrei durchgeführt werden. Die Veranstalter sollten verhindern, dass einzelne Täter oder Gruppen Gewalt gegen Menschen und Sachen ausüben und sich von diesen eindeutig distanzieren.
Gerade in einer Stadt wie Freiburg (und speziell in einem Stadtteil wie dem Vauban) erwarten wir mehr Raum für unkonventionelle Lebensformen. Verhandlungsbereitschaft und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten ist eine Voraussetzung dafür .
Gabriele Treutler-Walter, Freiburg