Die Wagenburg Kommando Rhino aus dem Stadtteil Vauban und die Räumung beschäftigt weiter die BZ-Leser.
Noch ein Kommentar zur Rhino-Räumung – reicht es nicht langsam? Nein, denn das Thema wird nicht nur uns Vauban-Bewohner/innen noch länger beschäftigen. Es stimmt natürlich: Rhino war hier nur geduldet, die Gnadenfrist lief am 31. Juli ab. Es ist also juristisch nichts gegen die Räumung einzuwenden. Und die nächtlichen Krawalle werden viele darin bestärkt haben, dass es so gut war – Chaoten weg, Ordnung wiederhergestellt, die Bauarbeiten für das Vauban-Eingangsgebäude können beginnen. Und doch werden wir die Rhinos vermissen: die Kreativität, die Fantasie und das handwerkliche Geschick, mit denen sie aus Sperrmüll und Geschenktem ihre eigene kleine Welt aufgebaut haben; ihre Lebendigkeit und ihren philosophischen und praktischen Einsatz für eine nicht-kommerzielle Lebensweise; ihre – möglicherweise naive – Hoffnung, dass diese mit viel Engagement aufgebaute Welt Bestand haben könnte.
Gewalt? Krawalle? Wir haben zwei Jahre lang keinerlei solche Tendenzen bei den Rhinos bemerkt. Eher einen – vielleicht jugendlich-idealistischen – Glauben an das Gute im Menschen. Dies mag auch erklären, warum sie die vielen spontanen Unterstützer der letzten Tage nicht so genau auf deren gewaltfreie Einstellung geprüft haben. Deshalb bleibt, bei aller Sympathie, ein zwiespältiges Gefühl zurück, zumal sich die Gruppe reichlich spät von den Gewaltaktionen distanziert hat. Aber noch etwas Anderes bleibt: Verwunderung und Verärgerung, dass man in einer grün regierten Stadt so wenig Verständnis für alternative Lebensformen aufbringt und sich dabei selbstgefällig auf Gemeinderatsbeschlüsse aus dem letzten Jahrtausend beruft. Sollten die politisch Verantwortlichen in Freiburg schon vergessen haben, dass manch eine/r von ihnen einst selbst von einer besseren Welt träumte und vielleicht auch das Errichten von Barrikaden im Interesse der "guten Sache" für legitim hielt?
Wir wünschen den Rhinos, dass sie ihre (friedlichen) Ziele weiter verfolgen können und neue, wohlwollende Nachbar/innen finden. Und von Seiten der Politik wünschen wir uns einen entspannteren Umgang mit Leuten, deren Lebensweise nicht ins gewohnte Schema passt.
Giovanna Cappellanti, Heike Fischer, Reinhard Huschke, Irene Pacini, Marina Prohaska, Ingrid Sender, Jacob Stahl, Freiburg