Stets gerüstet

Erstveröffentlicht: 
18.08.2011

 

Göppingen.  Die Arbeit der Polizei steht immer mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Den Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags gewährte der "Sommer der Ver-Führungen" mit einem Besuch der Bereitschaftspolizei.

Wie viele Leute arbeiten hier? Wer bewacht das ganze Areal? Hat die Polizei noch Pferde? Oder eine eigene Fahrschule? Die Fragen, die an Roland Fleischer gestellt werden, kann der Pressesprecher beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des Präsidiums der Bereitschaftspolizei Baden-Württemberg wie aus der Pistole geschossen beantworten, stellt er doch regelmäßig im Rahmen von Führungen nicht nur das weitläufige Gelände der Bereitschaftspolizei an der Heininger Straße und seine wechselvolle Geschichte vor. Er erläutert interessierten Besuchern auch detailliert und kenntnisreich die Arbeit der Polizei vor Ort.

 

Gut 20 Interessierte sind es an diesem Vormittag, die im Rahmen des "Sommer der Ver-Führungen" das Glück hatten, einen der begehrten Plätze zu bekommen. "Ich hätte 80 Personen mitnehmen können", freute sich Fleischer über "die große Resonanz". Offen geht er auf alle Fragen ein, denn "wir sind Ihre Polizei und keine Geheimorganisation".

 

Das 42 Hektar große Gelände wird seit 60 Jahren von der Bepo genutzt. "Hier war 1951 der Grundstein für die Bereitschaftspolizei gelegt worden." Entstanden war die Anlage als Flak-Kaserne Mitte der 30er-Jahre. Nach Kriegsende richteten die Amerikaner zunächst ein Gefangenenlager ein. 1948 entstanden die Zentralkliniken "mit anerkannten medizinischen Kapazitäten", erklärt Roland Fleischer einleitend. Die Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz.

 

Göppingen sei nicht nur einer von fünf Bepo-Standorten in Baden-Württemberg, sondern auch Sitz des Präsidiums und des Spezialeinsatzkommandos. Rund 1000 Mitarbeiter sind insgesamt am Standort beschäftigt. Beim Gang durch das weitläufige Gelände, das sich den Rigi hinaufzieht, sehen die Besucher freilich kaum jemand. Denn "75 Prozent der Arbeitszeit sind die Beamten im Einsatz" - sei es am Hauptbahnhof in Stuttgart, bei Fußballspielen oder wie jüngst bei der Räumung einer illegalen Wagenburg in Freiburg.

 

Großeinsätze können monatelange Vorbereitungen erfordern - wie etwa der NATO-Gipfel im vergangenen Jahr in Freiburg oder der Papstbesuch im September. Welche logistischen Herausforderungen sie bedeuten, wird anhand der Zahlen deutlich, über die Fleischer informiert: 20 000 Polizisten mussten etwa in Freiburg in Hotels untergebracht und zudem verpflegt werden. Unter anderem war die Frage zu klären, wo die zahlreichen Einsatzfahrzeuge geparkt werden können. Auch die konnte die Besuchergruppe eingehend besichtigen.

 

Uli Mangold von der "Einsatzabteilung Spezial- und Sonderfahrzeuge" stellte sich geduldig ihren Fragen, berichtete, dass, bis ein digitales Funknetz flächendeckend aufgebaut ist, alle Fahrzeuge mit zwei Funkgeräten ausgestattet sind, erklärt, dass Fahrzeuge teilweise geleast sind oder aber gefahren werden, "bis sie auseinanderfallen". Wasserwerfer gebe es in Göppingen keine, die sind zentral bei den Kollegen in Biberach stationiert. "Pferde spielen nach wie vor eine sehr große Rolle", beantwortet er eine entsprechende Frage und stellt fest: "Vor Pferden und Hunden haben manche mehr Respekt als vor den Beamten."

 

Beeindruckt sind die Besucher von den technischen Daten des Lautsprecherwagens, der mit acht Lautsprechern à 100 Watt ausgestattet ist. Der Lichtmastenkraftwagen kann seine 10 000-Watt-Scheinwerfer bis in eine Höhe von zehn Metern ausfahren. Ein richtiges High-Tech-Fahrzeug ist ein Unimog, der mit schusssicheren Scheiben ausgestattet ist und der zur Räumung von Barrikaden eingesetzt wird. Auch Boote sind bei der Bepo Göppingen stationiert.

 

Die Besucher erfahren, dass es bei der Polizei "gute Karrierechancen" gibt, übrigens auch für Frauen - wenn auch ohne Quote. Sie können seit 1987 ihre Ausbildung bei der Polizei machen. Der Beruf der Polizei erfreut sich großer Beliebtheit. Über 6000 Bewerbungen lagen im vergangenen Jahr vor. Sie sind in den Gebäuden der Polizeischule "in modernen Doppelzimmern untergebracht".

Die Zahl derer, die in den kommenden beiden Jahren ihre Ausbildung bei der Bepo beginnen können, wird steigen: hat doch der neue Innenminister Reinhold Gall (SPD) die Zahl der Ausbildungsplätze vorübergehend von 800 auf 1200 erhöht.