Failed State England – Wo steht die Linke?

London

Die Kämpfe zwischen den vorwiegend Jugendlichen und der Polizei in England breiten sich aus. Nachdem die Auseinandersetzungen am Samstagabend in Tottenham begannen, weiten sie sich nun in andere Stadtviertel Londons aus (Clapham, Croydon, Peckham, Lewisham, Camden, Earling). Auch in Birmingham und Liverpool wir inzwischen gekämpft.

 

Unisono berichten die bürgerlichen Medien (Spiegel.de, Sueddeutsche) von einer überforderten Polizei. Dies soll sich nun ändern, 16.000 Polizist_innen sollen heute Nacht London befrieden. Indessen kam es nun zum zweiten Toten in London. Der erste Tote, Mark Duggan, der am Donnerstag von der Polizei erschossen wurde, hatte die Proteste ausgelöst, die am Samstagabend die Auseinandersetzungen auslöste. Der zweite Tote ist noch ohne Namen. Er wurde mit mehreren Schusswunden in ein Krankenhaus eingeliefert, und erlag dort seinen Verletzungen. Ob er von der Polizei erschossen wurde oder nicht ist zu dieser Stunde noch nicht geklärt.

 

Die radikale Linke ist wie gewohnt in der Sinnkrise. Die einen Rufen gleich zu mehr Ausschreitungen auf („Wann brennt Berlin?“ auf linksunten), die anderen sehen in jedem Verletzten des staatlichen Gewaltmonopols sofort eine Tendenz zur Barberei und sind mit ihrer Angst vor dem Pöpel nicht mehr von der bürgerlichen Presse zu unterscheiden. Versuchen wir uns einmal an einem sinnvollen Diskurs über Ereignisse in England. Das soll ein erster Versuch sein.

 

Es ist euer Staat – es ist eure Gewalt

 

Die bürgerliche Presse wird es nicht Müde von jugendlichen Kriminellen, Randalierern, Plünderern zu reden. Damit ist nichts erklärt, aber es wird klar wo die bürgerlichen die Verantwortung sehen für den Gewaltausbruch: Bei den Marginalisierten, die nun auf sich aufmerksam machen. Dieser Versuch gesellschaftliche Missstände auf diejenigen Abzuwälzen welche sie erleiden müssen ist einfach zu durchschauen.

 

Dabei sollte jedem klar sein wer die Feuer gelegt hat. Wenn 25 % der Jugendlichen in Vierteln wie Tottenham arbeitslos sind, ist die Gewalt nicht neu in den Vierteln. Wer Menschen ausschließt vom Reichtum, von Bildung und Beteiligung an der Gesellschaft kann nicht jetzt erst von Gewalt sprechen. Der Staat hat diese Menschen seid Jahren strukturell missbraucht. Jugendliche ohne Perspektive, Arbeit und Bildung sind kein Naturprodukt, sondern Ergebnis des Kapitalismus in seiner heutigen Form. Vollbeschäftigung kann und wird es nicht mehr geben: Jede_r der an dieser Art des Wirtschaftens festhält, muss damit rechnen das die Ausgeschlossenen sich auch ab und an wehren werden.

 

Was wir dieser Tage erleben ist die Sichtbarmachung einer ganzen Schicht von deklassierten die sich gegen die tägliche Gewalt wehrt die ihr seid Jahren angetan wird: Die rassistischen Kontrollen der Polizei, die wirtschaftliche Zerstörung ihrer Viertel, die Arbeitslosigkeit, die Drogen, etc. Aber die Ausschreitungen in London sind keine Revolution, keine Überwindung dieser Zustände. Es ist die Gewalt derjenigen, die nur Gewalt erfahren haben. Aber keine Zielgerichtete, keine Gewalt als Hebamme der Revolution. Es ist die Ziellose Gewalt einer klassenlosen Schicht, die zum großen Teil gegen sich selbst gerichtet ist. Gegen die letzte Infrastruktur im Viertel, gegen den eigenen Wohnraum.

 

Die Jugendlichen in den Armenvierteln sind keine Linken (zumindest nicht in ihrer Gesamtheit). Das sieht man an den Zielen der Attacken. Mag man auch geplünderte Juweliergeschäfte gutheißen – Reichtum für alle!; so sind viele der abgebrannten Häuser Wohnungen von eben jenen Maginalisierten gewesen. So ist der Aufruf im Artikel : London brennt! - Wann folgt endlich Berlin?!: „Jetzt ist kämpferische Solidarität mit den Londoner Genoss_innen gefragt!“ irreführend. Wir sind keine Zeug_innen einer sozialistischen Revolution. Was wir erleben sind die Aufstände der vergessenen Schichten im Kapitalismus. Das Lumpenproletariat der Postmoderne steht auf gegen die Strukturelle Gewalt die es zu dem Macht was es ist: Den Vergessenen.

 

Es geht also weder darum das ganze zu verurteilen, noch es hochzujubeln. Jeder Akt des Ungehorsams schafft eine Möglichkeit sich zu organisieren. Damit ist dieser Akt des Aufbegehrens eine Chance für die radikale Linke. Ob wir ihn nun gutheißen oder nicht ist völlig egal. Die deklassierten haben nicht darauf gewartet das der kommende Aufstand geschrieben wurde oder wir als radikale Linke diese Gewalt verurteilen oder gutheißen. Wir können diese Chance zu Agitation nur nutzten oder sie ungenutzt lassen. Wir können jetzt nach dem Staat schreien weil uns nicht geheuer ist was aus diesem Protest erwachsen könnte, oder wir können beginnen eigene Strukturen aufzubauen und das Maß der Empörung zu nutzten, das sich in Englands Straßen zeigt.

 

Die falschen Alternativen

 

Wird in den Straßen Englands also nun die ganze Gewalt sichtbar die der Kapitalismus immer in sich trägt ist das kein Grund zur Freude. Es ist aber auch kein Grund sich zu wünschen das die marginalisierten mit der Gegengewalt doch bitte warten sollen bis sie das Bewusstsein zur „sozialistischen Revolution“ haben (Kommentar zum Artikel „Wann brennt Berlin?“ auf linksunten: „Riot finde ich ja auch ganz belustigend, aber bevor jetzt eine Revolution gestartet wird lieber keine Revolution, dazu fehlt einfach das Bewusstsein der Leute.

 

Es kommt als erstes darauf an in unserer Gegenöffentlichkeit – Unseren Nachrichten, unseren Diskursen die Gewalt in London als das Darzustellen was sie ist: Ein Produkt des Kapitalismus, und nichts anderes. Es ist die Sichtbarmachung der täglichen Gewalt gegen diejenigen, die nichts mehr zu verlieren haben.

 

Ist das erkannt, kommt es darauf an Menschen zu organisieren. Zu zeigen das die Gewalt die sie täglich erfahren kein Naturgesetz ist. Wir brauchen keine brennenden Barrikaden um Gewalt im Kapitalismus zu sehen; aber wenn sie brennen können wir sie nutzten um zu zeigen wieviele Menschen von ihr Betroffen sind und beginnen sich zu wehren. Brennen nun also Wohnungen in den Armenvierteln von London ist das keine Revolutionäre Gewalt: Es zeigt die unorganisiertheit derjenigen, welche vom System ausgeschlossen werden. Es zeigt eine gescheiterte radikale Linke, die selbst bei denjenigen, die längst die Schnauze voll haben vom bürgerlichen Staat, keine Nährboden für ihre (vermeintlichen) Alternativen findet.

 

Fragend voran gehen

 

Die Menschen die gerade in Londons Straßen kämpfen können auf unsere Solidarität verzichten. Mehr als ein paar Lippenbekenntnisse versteht die radikale Linke ohnehin nicht mehr unter diesem Wort. Wenn wir den Menschen wirklich helfen wollen, die gerade ihrer Wut gegen ihre Ausgrenzung Luft machen, dann können wir das vor allem wenn wir überlegen wie wir weiter vorangehen können. Wie lässt sich die Wut in Widerstand verwandeln, der länger Anhält als ein Wohnungsbrand? Wie schaffen wir eine Gegenöffentlichkeit, die wirksam der bürgerlichen Propaganda entgegenwirkt, dass das Problem die Randalierer wären und nicht ein System das die Menschen zum Randalieren bringt?

 

Es geht an der eigentlichen Frage vorbei ob wir die Gewalt gutheißen oder nicht. Die Gewalt gegen das System wird es sollange geben wie es das System gibt. Der Widerstand ist immanentes Produkt des Kapitalismus. Die Frage ist ob wir diesen Widerstand nutzten können um es zu überwinden – oder ob der bürgerliche Staat es nutzten kann um seine Überwachung weiter und totaler Auszubauen.

Lasst uns in unseren Stadtvierteln endlich wieder Versammlungen organsieren damit die Menschen sich kennen lernen. Damit klar ist was brennen muss: Nicht unsere Wohnungen, sondern unsere Herzen!

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Danke liebe "Lila Fee" für diesen Beitrag, das ist mit Abstand der beste den ich hier seit langem gelesen habe. Und den ich mir inbrünstig gewünscht habe nachdem der "London brennt - Wann folgt endlich Berlin" Beitrag erschienen ist.

Es ist mir auch aufgefallen, dass es in der Szene so gar keine Einigkeit gibt, ist ja auch nicht schlimm, Vielfalt ist ja wünschenwert, aber es gibt eben so gar nicht (oder wo, höchstens in Berlin und vielleicht in Freiburg?) die Versuche, das System hier wirklich gemeinsam und dauerhaft zu verändern. Okay, da gibt es die Antifa, die in jeder Stadt und überregional tätig ist, die sind gegen Faschismus, klar wer nicht, aber wenn man den Faschismus erfolgreich bekämpft hat, hat man noch lange keinen schönen Staat geschaffen. Das Problem liegt doch viel tiefer, u. a. in einer Regierung begründet die langsam aber sicher immer mehr Sozialleistungen abbaut und dafür die kapitalistischen Strukturen stärkt. In einem Staatssystem, in dem man in demokratischen Wahlen das kleinere Übel wählen darf und dann vier Jahr lang den Politikern ausgeliefert ist und eben doch kein Mitspracherecht hat.
Und dann scheint es nur so Hau-Drauf-Krawall-Jugendliche zu geben, die es einfach cool finden, was anzuzünden, zu beschmieren, kaputt zu machen ohne eine breite Basis des Volkes für sich gewinnen zu können, das kann man mit sinnloser Zerstörung nie, wie es sich ja nun auch wieder in England zeigt. Das mag vielleicht für diese Leute erst einmal befreiend sein, aber langfristig bringt das gar nichts. Und sorry Leute, für sowas bin ich echt zu alt.
Was man braucht ist wie die "Fee" schon sagt, Gruppen, die Versammlungen organisieren, genau planen und dann die Öffentlichkeit mit gezielten Aktionen aufklären. Und wie gesagt, wenn man so einfach Gewalt anwenden, denkt die Öffentlichkeit eben nie "ach ja das ist cool, die haben recht". Dabei wage ich ja gar nicht zu behaupten, dass der Wandel so gänzlich ohne Gewalt auskommen wird. Aber es muss die Öffentlichkeit eben überzeugen, damit eine breite Basis entsteht. Damit es nicht nur wie die pubertären Ideen einer arbeitslosen, sozial unterdrückten jungen Randgruppe wirkt. Ich gehöre zumindest nicht zu dieser Kategorie und will trotzdem eine Änderung des Systems. Und zwar bald! Und nicht erst in 50 Jahren.

Eine wichtige und gute Stellungnahme.

 

Berlin soll brennen wird natürlich im politically-incorrect- Umfeld bereits propaganditisch ausgeschlachtet

 

hierzu: joachim-voigt.de/?p=578  und joachim-voigt.de/?p=544

 

solidarische Grüße

 

achim

solche gruppen gibts mehr als du zu ahnen oder zu wissen scheinst... oder gibst du das hier nur so vor?

schau doch mal was es um den 3. oktober wieder so alles geben wird.

na? und? bist du dabei?

Die "gute Stellungnahme" bezog sich auf den Text von LIla_FEE, nicht auf den Schwachmatenaufruf!, die lediglich der rechten Szene in die Hände spielen und linkes Denken diskreditieren!!

 

Gruß

 

achim

Als interessierter PI-Leser habe ich den "Berin soll brennen!"- bullshit mit Entsetzen reagiert. Aber der Vorwurf, dass etwas "propagandistisch" ausgeschlachtet wird ist doch grober Unfug. Was PI allenthalben vorgeworfen wird ist, dass gewaltverherrlichende Kommentare nicht umgehend gelöscht werden. Die Beiträge hingegen sind zwar von anderen Meinungen als die hier zu findenden geprägt, aber bewegen sich butterweich im Rahmen der Meinungsfreiheit. Ausnahmen mag es geben. Aber in den Fällen sind die Reaktionen im Kommentarbereich den Reaktionen in eurem Komentarbereich ähnlicher, als man glauben mag. Verstehe ja nicht, wie die Seite hier geleitet wird, aber ein Beitrag der so offen gegen unsere Gesetze und unser Wertesystem verstößt oder zum Verstoß dagegen aufruft, würde sich auf PI niemals halten können. Und DAS macht für mich den Unterschied zwischen beiden Bewegungen. Die Linke scheint gegen ein System zu kämpfen, das die "Rechten" (sich so zu bezeichnen bringt einen ja schon in Gefahr, öffentlich geächtet zu werden, daher leiber "Konservative") gar nicht mal so schlimm finden, das Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit hervorgebracht hat und Internetforen ohne Zensur überhaupt erst möglich macht. Mag auch daran liegen, dass "wir" es nicht ganz nachvollziehen können, warum ein Bürger eines reichen EU-Staates, der mehr staatliche Hilfen im Monat beziehen kann, als Bürger von Entwicklungsländern in Dekaden erwirtschaften können, der mit I-Pods, Homecinemas, X-Boxen usw. ausgestattet ist, ein Dach über dem Kopf hat/hatte, nicht hungern muss, gesundheitlich selbst bei der schlechtesten Versorgung in Europa noch hundertmal besser dran ist als in 80% der Gebiete der Welt, warum ausgerechnet diese armen Opfer des Kapitalismus (ohne den Dinge wie Internet, Handys und Millionen linker Flyer die unsere Laternenmasten kaum existieren dürften) nun Geschäfte und Wohnungen anzünden. Es gibt Stimmen die berechtigter Weise sagen: Im eigenen Viertel ist das doch wahnsinnig! Nur um darauf zu verweisen, dass man lieber andere Viertel, nämlich die von Besserverdienern anzünden sollte. Als ob deren Kinder nicht ebenso verbrennen könnten, ein Mensch, der brav seine Steuern zahlt um das Sozialsystem am Leben zu halten per se vogelfrei sein sollte. Das ist doch alles nicht mehr auszuhalten. Wir leben hier in Europa in paradiesischen Zuständen! Ich lebe als Student von deutlich weniger als der staatlichen Stütze, wenn ich mehr Geld brauche, dann gibt es an jeder Ecke Jobs... Allerdings muss ich in einem Punkt in euer Horn blasen: Rassismus geht nie, egal von welcher Seite er kommt. Sollte die Polizei in London tatsächlich so drauf sein, wie es in manchen Kreisen publiziert wird, dann ist die Wut zu verstehen. Ist für mich allerdings nur unglaublich schwer vorstellbar, da ich viele Polizisten kenne, und die nun mal nicht danach ausgewählt werden, ob sie auch so richtig schöne Faschisten sind. Genau so wenig wie die PI-ler, die Tote nie bejubeln, ob es nun ein schwarzer Drogendealer, eine türkische Ex-Freundin, Kinder auf einer Ferieninsel oder Polizisten sind. Scheißegal, wenn Menschen übern Jordan gehen dann haben doch all die Diskussionen im Netz, die zum Dialog aufrufenden Beiträge, die es noch immer gibt, versagt. Vielleicht sollte man einfach mal aufhören, die Schuld immer von Links nach Rechts und Rechts nach Links zu schieben. Es gibt in beiden Lagern Arschlöcher, es gibt sie unter Christen, unter Muslimen, unter Atheisten, Kommunisten, Demokraten, Sozialhilfeempfängern und Wirtschaftsbossen. Aber in all den Gruppen sollte das Gros der Leute zu den "Guten" zählen. Ich für mich habe die Schnauze voll von den Kleinkriegen. Ich geh auch gern mit Linken einen trinken, so lange man sich auf vernünftige Art einig ist, dass man sich eben nicht einig ist. Sich aber dennoch respektiert. Und weder anzündet, noch bombadiert oder absticht.

In dem Wissen, dass diesen Roman eh niemand zu Ende lesen wird, mit freundlichen Grüßen,

Herr Anonym, Saarland

Sehr geehrter Herr anonym

da ich ja verlinkt habe, kann sich Jde/jeder ein Bild machen

#

Gruß

 

achim

Vielen Dank, du sprichst mir aus dem Herzen! 

 

Ich glaube, die ganze Chose wird von allen Seiten politisiert. Letztendlich sind die Londoner Randalierer gefährliche Verbrecher. Sie sind keine Revoluzzer, sie sind keine Islamisten. Aus der gesellschaftlichen Isolation ghettoisierter Bezirke heraus fehlt einfach  jeder Respekt vor den Anderen, eine psychologische Schutzfunktion. Sie kämpfen aus Hass und plündern aus Gier. Wie sie  ihre gesellschaftliche Lage verbessern können, dazu fehlt ihnen jedes Konzept. Ich (Hochschulabschluß, kein Parteibuch, nie einen Pfennig von Staat oder Eltern genommen)  habe allerdings auch keine Ahnung. Die Politik versagt vor dieser Frage seit Jahrzehnten. Lösungsangebote von Rechts oder Links gehen über das eigentliche Problem hinaus. So wie es aussieht, wird das alles einmal in ausufernder Gewalt enden. Ich lebe in einer kleinen Universitätsstadt ohne soziale Brennpunkte. Wie geht es euch? Wo wohnt ohr, wo wohnen eure Eltern? Es ist an der Zeit, zusammen zu arbeiten.

 

PK

 

PS: Von PI habe ich heute zum ersten Mal gehört. Ich habe damit nix zu tun!

Hammer Text, was vergiesse ich eine Träne, schön das es doch noch übersichtliche und durchdachte Beitrage zu der Situation gibt

grosses Kompliment an der/die VerfasserInnen, hat echt mal den Punkt getroffen

gruss

Der Klassenkampf wird von den ArbeiterInnen in den Betrieben betrieben, nicht von "Linken" geführt, die gar keine "Linken" (zumindest nicht in EURER Gesamtheit) und von "klassenlos" (s. o.) faseln, offenbar ohne zu wissen, was damit gemeint ist und es mit deklassiert (war schon treffender) durcheinanderbringen und vermengen. Stadtviertelversammlungen von Euch "Linken" wird kein~e Schwein~Sau interessieren! --- Sorry für meine deutlichen Worte, muss aber sein.

 

Der andere erwähnte London-Berlin-abfackeln-Artikel ist sowieso völlig schwachsinnig und zeigt wo die "Linke" versackt ist, nämlich in der bürgerlichen Rückverdummung von Teilen des Proletariats (hier nicht in den Ghettos!).

 

Genauso wie bei der Klassenkampf"frage" (für Euch) versagt die "Linke" auch beim Antifaschismus.

 

Kleiner Literaturtipp:

Otto Rühle - Der Kampf gegen den Faschismus beginnt mit dem Kampf gegen den Bolschewismus.

http://www.marxists.org/deutsch/archiv/ruehle/1939/bolschewismus.htm

 

Wenn ich schon mal dabei bin:

Für alle CHE-T-Shirtträger~innen und CHE-Kondombenutzer~innen empfiehlt sich

 

L. Gambone

SAINT CHE - The truth behind the legend of the heroic guerilla, Ernesto Che Guevara

http://zinelibrary.info/files/CHE.pdf

 

Klassenkämpferische Grüße

And you think you're so clever and classless and free,
But you're still fucking peasents as far as I can see,
A working class hero is something to be

- workingclass hero

 

"Klassenlos" habe ich in oberem Zusammenhang genutzt um klar zu machen das sich diese Menschen nicht als Klasse organisieren, und das sie Objektiv wohl nur als Lumpenproletariat gezählt werden können. Keine Arbeit, kaum Bildung, teilweiße Wohnungslos. Ich gebe dir recht das der Begriff "deklassiert" treffender war. Mehr interesse als ein Hinweis auf Rühle würdest du bei mir wecken mit einer Analyse der Ereignisse in London oder zumindest einer Alternative zu den Stadtteilversammlungen, die "kein-e Schwein-Sau" interessieren. Ich hoffe auf einen linken Diskurs der davon ausgeht, das Menschen (wie ich) die sich die Mühe machen einen Artikel zu schreiben auch eine Antwort verdient haben die sie weiterbringt, und ihnen nicht nur sagt das es "kein-e Schwein-Sau" interessiert.

 

Solidarische Grüße

Lila_Fee

Da haben sies den Reichen aber richtig gezeigt. Wer der Boss ist, das wollten sie sagen. Den 89 jährigen Friseur mit seinem eigenen kleinen Laden, den er seit Jahrzehnten traditionell betreibt, dem haben sie es richtig gegeben. Könnt ihr ja mal hier ansehen: http://www.telegraph.co.uk/news/picturegalleries/uknews/8689273/London-riots-aftermath-of-the-violence-and-looting-in-Tottenham-Brixton-and-Enfield.html?image=4

Irgendwie überfordert die Situation dich gerade. Der Text ist doch so einfach zu verstehen.

Es handelt sich dort mitnichten um die "organisierte Vorhut der proletarischen Klasse", noch um eine gefestigte Gruppe klassenbewusster Jugendlicher und Älterer.

Hier bricht der Zorn jahrzehnelang Deklassierter und oft auch rassistisch und xenophob Diskriminierter seine Bahn. Keiner bejubelt Angriffe auf kleine Läden oder denkt in der kapitalistischen Struktur des "Kollateralschadens".

Also bleibe bitte mal bei Ursache und dann (leider manchmal unreflektierter) Wirkung und unterlass deine bürgerlichen Hetz- und Beissreflexe.

Der Artikel oben ist "weiterleitenswert". Danke

Sehr gute inhaltliche Auseinandersetzung, danke für diesen Text!

Leider schon sehr lange nicht mehr so eine konsequent  gut durchdachte

und prägnant auf den Punkt gebrachte Analyse gelesen!

meinem Vorposter nur zustimmen.

Überdurchschnittlicher Artikel, ein Lob an den/die Autor/innen!

Danke für deinen interessanten und gut durchdachten Beitrag! Meine Sicht aus dem Indyartikel (http://de.indymedia.org/2011/08/313618.shtml):

 

"Aktivisten sollten sich beteiligen, um auch die wahllose Gewalt gegen Sachen einzudämmen: In der local community als Gruppe die kleinen Läden und den Wohnraum schützen, Flyer mit Repressionstipps verteilen und dann die corporate businesses (die Ketten) gezielt angreifen. Denn gerade die großen Ketten verdrängen den lokalen Einzelhandel, Güter werden nicht mehr lokal produziert und verkauft, sie vernichten damit Jobs und tragen den Kapitalismus in seiner konsumfreundlichsten Art und Weise (sehr verkürzt, aber auch in emanzipatorischen Gesellschaften wird Handel in irgendeiner Form stattfinden).

Genauso ist es wichtig eine Gegenöffentlichkeit zu den Massenmedien zu schaffen – sie versuchen mit ihrer dramatischen Berichterstattung ein Klima der Angst zu schaffen, um die herrschende Ordnung zu stabilisieren. Erste Analysen und Gegenöffentlichkeit gibt es mittlerweile aus linksradikaler Perspektive auf Indymedia UK & Indymedia London: https://london.indymedia.org/articles/9828; https://london.indymedia.org/articles/9821. Auch lesenswert: https://london.indymedia.org/other_medias/9870)
In den BBC News wird von den Journalisten ein Einschreiten der Armee gefordert, die Regierung hat heute morgen eine Notkonferenz (COBRA) einberufen (siehe Artikel http://www.guardian.co.uk/uk/2011/aug/08/london-riots-escalate-police-battle). Ein Fussballspiel von „West Ham“ vs. „Aldershot“ wurde abgesagt, genauso wie das Länderspiel England vs. Holland (http://www.guardian.co.uk/football/2011/aug/09/england-holland-off-london-riots).
Der Staat und die Medien rüsten auf, es wird sicher nicht lang dauern bis der Notstand ausgerufen wird. Zuletzt wurde das Militär 1919 im Inneren eingesetzt – damals streikte die Polizei. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Unruhen weitergehen werden (Sind sie z.B in Manchester). Mit welcher Intensität hängt sicher auch von der Reaktion des Staates ab. Law & Order, Notstand und Armee ist mittlerweile in der Hysterie der Medien am wahrscheinlichsten – die staatliche Ordnung in Gefahr. Der Hauch von Revolution hat sich zum Wind gesteigert, aber ist es eine Revolution in der die Linke intervenieren kann und will? (und ist es überhaupt eine Revolution, deiner Analyse zufolge eher nicht - dem würde ich mich prinzipiell anschließen, der Diskurs wird trotzdem weitergehen und soziale Unruhen sind ein möglicher Beginn einer Revolution) An den sozialen Problemen hat sich auf jeden Fall nichts geändert, eine Gegenöffentlichkeit und die Solidarität mit den Menschen in den Communities (sowohl mit den Kämpfenden als auch die unbeteiligt Betroffenen mit "small local businesses", das eigene Verhalten braucht dringende Reflektion) ist sicher ein Ansatz – Spread the news!

Auf der Website der FAU findet sich aktuell eine ziemlich gute Stellungnahme der "North London Solidarity Federation" zum Thema:

 

http://www.fau.org/artikel/art_110810-065549

Da brat mir einer n Storch,

 

das England der letzten 5 Tage mit einem "gescheiterten Staat" (Failed State) zu vergleichen, zeigt wie weit  "Lila_Fee - 09.08.2011 - 17:50" von der Realität entfernt ist. Die U-Bahn fährt nich in London. Die Staatsorgane und Staatsgewalten funktionieren noch die meiste Zeit und fast überall in England, das staatseigene Geld hat noch einen Wert, und es gibt noch zig Sozialleistungen, Krankenhäuser, Rente wird gezahlt, etc.!

 

Gescheiterte Staaten sehen anders aus. In Europa war das z.B. Kosovo, in Afrika beide Kongos, Liberia und Sierra Leone. In gescheiterten Staaten bist Du total rechtlos - es herrscht das Recht des Stärkeren. Aber nicht nur bezogen auf ein paar Plätze und für ein paar Tage, sondern über eine lange Zeit hiweg und über das ganze ehemalige Staatsgebiet. Staatsgewalt ist faktisch nicht vorhanden. In Sierra Leone wurden beispielsweise nicht nur Häuser mit Menschen drin abgebrannt, sondern auch die Menschen aufgegessen, vor und nach den Tof vergewaltig, kleine Kindern die Hände abgehackt, usw.! http://de.wikipedia.org/wiki/Gescheiterter_Staat

 

Wenn sich die Ausschreitungen in England weiter ausbreiten und verschlimmern würden, dann könnte das sicher zu einem "gescheiterten Staat" entwickeln. Das gleiche gilt für militante Gewalt, beispielsweise in Deutschland. Das ist ein Problem, denn dann hätten Wir viele kleine Grüppchen, die sich bekriegen. Das wäre nicht nur ein gescheiterter Staat, sondern gleichzeitig ein Anarchismus, der als "gescheiterte Anarchie" bezeichnet werden könnte. Darum ist immer die Frage, ob bei militanter Gewalt oder der einfachen nicht-rechtlichen Bereicherung, wie eine Findung des Rechts vonstatten gehen soll. Denn die Rechtlosigkeit führt zu einer Gewaltspirale. Ebenso muss sich gefragt werden, wie dieses Recht durchgesetzt wird und was gegen Menschen passiert, die sich gegen dieses Recht hinwegsetzen.

 

"Lila_Fee - 09.08.2011 - 17:50" meint ja etwas von "Armenvierteln" und dass die Jugendlichen so arm wären. Dass sich gefragt wurde, wie sich die "armen Jugendlichen" über Facebook mobil vernetzen können, wurde ja schon gestellt. Aber Jugendliche mit Iphones scheinen zumindest einen Luxusgegenstand zu haben.

 

Die "armen Jugendlichen" bekommen übrigens UNBEGRENZT Soziahilfe von etwa 500 Euro im Monat und eine Wohnung gestellt. Das ist also ähnlich wie bei Uns mit dem AlG2. Reicht nicht wirklich für ein würdevolles Leben, verursacht aber keine Sieche, wie sich das einige in einer Slumromantik vorstellen.

 

Die radikale Linke ist wie gewohnt in der Sinnkrise. Die einen Rufen gleich zu mehr Ausschreitungen auf („Wann brennt Berlin?“ auf linksunten), die anderen sehen in jedem Verletzten des staatlichen Gewaltmonopols sofort eine Tendenz zur Barberei und sind mit ihrer Angst vor dem Pöpel nicht mehr von der bürgerlichen Presse zu unterscheiden.    

 Vergessen wurde da aber, dass nicht nur mehrfach Wohnhäuser mit Menschen darin angezündet wurden, es wurden Leuten (keine Repressionsorgane) mit Messer angegriffen und Schwächere mit Gewalt abgezogen. Das ist Rechtlosigkeit. Und das hat nichts damit zu tun, dass gegen JEDE Verletzung des staatlichen Gewaltmonopols gewarnt wird. Wenn Du jemand einen Wertgegenstand abnehmen willst, dann geht das auch ohne ihn das Gesicht einzuschlagen. Und was das Abrennen von belebten Wohnhäusern und sogar besetzen Bussen der öffentlichen Verkehrsbetrieben irgendwas mit "links" oder "radikal" zu tun haben, ist die Frage. Ganz im Gegenteil, das ist es nicht!

 

Aber die Ausschreitungen in London sind keine Revolution, keine Überwindung dieser Zustände. Es ist die Gewalt derjenigen, die nur Gewalt erfahren haben.

 

Den ersten Satz kann ich nur zustimmen. Der zweite Satz irritiert mich. Ist das "nur" als "immer" gemeint oder beschreibt es eine Kausalkette, d.h. ein oder mehrere Ereignisse, die ein anderes Ereignis auslösen? Falls "Es ist die Gewalt derjehnigen, die (immer) nur Gewalt erfahren haben", gemeint ist, dann ist der Satz falsch. Wenn eine Kausalkette gemeint ist, dann muss richtig erkannt werden, dass diese Gewalt nicht militant, d.h. nicht reflektiert ist.

 

Diese (blindwütige) Gewalt kann sehr wohl "die Hebamme" der Revolution sein. Nämlich zur "ultra-liberalen Revolution". Grob beschrieben wird mit "ultra-liberalen Revolution" gemeint, dass alle solange auf die Fresse bekommen und solange ermordet werden, bis alle das Bewusstsein entwickeln, dass Gewalt sie nicht weiterbringt.

 

"Die Jugendlichen in den Armenvierteln"

Wenn Tottenham ein Armenviertel ist, dann ist Berlin-Neukölln auch ein Armenviertel.

Aber: Ich werfe einfach mal in den Raum, dass hier einige "Banden" ihre persönliche Erfahrung aus gescheiterten Staaten in diese Ausschreitungen einbringen. Zumindest die vielen westafrikanischen Menschen müssten noch die Erfahrung haben, dass die Starken profitieren undsich mit Mord bereichert werden kann. Viele 15-jährigen dort haben "World War III" als Siebenjährige kennengelernt.

 

 

"Es geht also weder darum das ganze zu verurteilen, noch es hochzujubeln. Jeder Akt des Ungehorsams schafft eine Möglichkeit sich zu organisieren. Damit ist dieser Akt des Aufbegehrens eine Chance für die radikale Linke." 

Was passiert mit den Menschen, deren Wohnungen gebrannt haben? Mit diesen Menschen wäre eine Organisierung angebracht. Schliesslich solidarisiere ich mich auch nicht mit den Neonazis, die Deutschland Häuser abfackeln, sondern ich unterstütze die Betroffenen dieser Gewalt.

"Wir können jetzt nach dem Staat schreien weil uns nicht geheuer ist was aus diesem Protest erwachsen könnte, oder wir können beginnen eigene Strukturen aufzubauen und das Maß der Empörung zu nutzten"

Ob "Staat" oder "Strukturen", Deine Phrase meint das Gleiche. Beleg mal die Unterschiede, wenn es sie gibt!

Gegenöffentlichkeit

"Es kommt als erstes darauf an in unserer Gegenöffentlichkeit – Unseren Nachrichten, unseren Diskursen die Gewalt in London als das Darzustellen was sie ist: Ein Produkt des Kapitalismus, und nichts anderes. Es ist die Sichtbarmachung der täglichen Gewalt gegen diejenigen, die nichts mehr zu verlieren haben." 

Wer ist "uns"? In der kommerziellen Berichterstattung wurde immer wieder auf Graswurzeljournalismus zurückgegriffen. Wieso haben sie nichts mehr zu verlieren? 500 Euro Sozialhilfe kann man nicht verlieren? Der stalinistische Kommunismus war auch ein Produkt des Kapitalismus, da dieser nicht autark war. Die Frage ist jedoch, ob diese Ausschreitungen auch ein Produkt kommunistischer Verhaltensweisen sein können? Vielleicht hat der ökonomische Überbau auch garnichts damit zu tun, sondern viel mehr Emotionen: Gier, Wut und Hass. Diese Emotionen treten auch im ökonomischen Überbau "Kommunismus" auf, möchte man meinen. Da es aber weder reinen Kommunismus gab, noch, wenn es kommunistische Ansätze gibt, reinen Kapitalismus, dann lässt sich die oben zitierte These nicht belegen. 


"Wie lässt sich die Wut in Widerstand verwandeln, der länger Anhält als ein Wohnungsbrand? Wie schaffen wir eine Gegenöffentlichkeit, die wirksam der bürgerlichen Propaganda entgegenwirkt, dass das Problem die Randalierer wären und nicht ein System das die Menschen zum Randalieren bringt?" 

Der erste Satz ist ja mal Faschismus pur. Warum verhöhnst Du Menschen, deren Wohnungen in denen sie sich befanden abgebrannt wurden? Zudem was danach folgt: Die Randalierer sind das System. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

"Der Widerstand ist immanentes Produkt des Kapitalismus." 

Schreibst Du ja auch.


"Die Frage ist ob wir diesen Widerstand nutzten können um es zu überwinden – oder ob der bürgerliche Staat es nutzten kann um seine Überwachung weiter und totaler Auszubauen. 

Lasst uns in unseren Stadtvierteln endlich wieder Versammlungen organsieren damit die Menschen sich kennen lernen. Damit klar ist was brennen muss: Nicht unsere Wohnungen, sondern unsere Herzen!"

Fehlt Dir die letzten Jahre "Versammlungspolitik" in Deutschland. Diese Stadtteilsammlungen und Autonomen Vollversammlungen wurden organisiert. Militant organisiert. Nur kamen dann etablierte "systemimmamente Gruppen", die u.a. mit Regierungsparteien Bündnisse schmiedeten oder mit der Staatsmach rummachten. Denen war ein unkontrollierbare Plattform ein Dorn im Auge. 

Bei den anderen, teilweise notwendigen Konflikten, z.B. Antinational vs. International, Repression vs. Rechtsfrei oder die Form der Entscheidungsfindungen, kann so eine gemeinsame Versammlung auch nur ohne gemeinsame Entscheidungen aus der Versammlung heraus stattfinden.

Aber am Ende wurde nochmal gut erkannt an was es liegt: Die Grenze verläuft nicht zwischen Oben und Unten, sondern zwischen Dir und mir!

Hallo Roland Ionas Bialke, zu deiner Kritik:

 

"das England der letzten 5 Tage mit einem "gescheiterten Staat" (Failed State) zu vergleichen, zeigt wie weit  "Lila_Fee - 09.08.2011 - 17:50" von der Realität entfernt ist. Die U-Bahn fährt nich in London. Die Staatsorgane und Staatsgewalten funktionieren noch die meiste Zeit und fast überall in England, das staatseigene Geld hat noch einen Wert, und es gibt noch zig Sozialleistungen, Krankenhäuser, Rente wird gezahlt, etc.!"

 

In der aktuellen Spiegel.de Kollumne spricht Augstein von davon, dass "die USA [...] ein politisch und sozial zerrissener failed state" sind. Ich kann mich also beruhigt zurücklehnen und weiß das ich mit meinem Wahn nicht alleine bin. Was wir gerade erleben ist der Zusammenbruch der Wirtschaft Hand in Hand mit sozialen Aufständen. Genau das was failed states ausmacht. Und das ein gescheiterter Staat in Herzen Europas nicht gleich Zustände kreiirt wie im Kongo sollte auch dir klar sein.

 

"Vergessen wurde da aber, dass nicht nur mehrfach Wohnhäuser mit Menschen darin angezündet wurden, es wurden Leuten (keine Repressionsorgane) mit Messer angegriffen und Schwächere mit Gewalt abgezogen. Das ist Rechtlosigkeit."

 

Mein Aufsatz verteidigt an keiner Stelle die Ausschreitungen. Ich rufe auch nicht zur Solidarität mit den Jugendlichen auf die nun ihrer Wut Platz machen. Aber wir müssen sehen das der kapitalistische Normalbetrieb viel mehr Tote und Verletzte fordert als diese Jugendlichen auch in 20 Nächten Aufstand jemals erzeugen könnten. Es geht darum zu sehen wer hier wirklich Gewalt anwendet. Wenn du jetzt von "Rechtlosigkeit" redest, spielst du damit den bürgerlichen in die Hände. Erst einmal wieder "Das Recht" einsetzten, damit alles befriedet ist, dann weiterdiskutieren wie die befreite Gesellschaft auszusehen hat. Wir (als radikale Linke) haben diese Riots nicht verursacht. Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen das sie da sind. Wir müssen uns nur überlegen ob wir uns von der Gewalt der Marginalisierten (die Ziellos ist) blind distanzieren wollen oder ob wir in diesen Ausschreitungen auch ein Potenzial sehen das sich etwas ändert.

 

Natürlich müssen wir kritisieren wenn Wohnungen brennen. Das mache ich auch in meinem Text. Aber von "Barberei" zu reden ist falsch. So viel Blut und Tote wie der englische Kapitalismus produziert werden die Jugendlichen nie erreichen. Die Barberei ist der tagtägliche Wahnsinn, nicht der (unkoordinierte) Aufstand dagegen.

 

"Ob "Staat" oder "Strukturen", Deine Phrase meint das Gleiche. Beleg mal die Unterschiede, wenn es sie gibt"

 

Wenn du jede Art von Organisation mit dem Staat gleichsetzt dann scheinen die Aufsätze von John Zerzan inzwischen auch in der deutschen radikalen Linken einen massiven Schaden anzurichten. Nach Marx ist die Assoziation der freien Produzent_innen ja gerade eine Welt in der nicht mehr Menschen regiert, sondern Dinge verwaltet werden. Aber auch verwaltung benötigt Struktur. Jede Stadtteilversammlung, die du ja auch nicht abzulehnen scheinst, ist eine Struktur. Und noch ganz kurz zum spezifischen Charakter des Staates:

 

Er kennzeichnet sich durch ein Gewaltmonopol (haben unsere Strukturen sicher nicht und streben sie auch nicht an), ist geographisch festgelegt und zwingt menschen eine Mitgliedschaft auf (die Stadtteilversammlung ist freiwillig) etc. Kropotkins "der Staat" ist in der neuen Reihe "Klassiker der Sozialrevolte" im UnrastVerlag jüngst neu erschienen. Lesenswert!

 

"Wenn Tottenham ein Armenviertel ist, dann ist Berlin-Neukölln auch ein Armenviertel."

 

In Deutschland gildet als relativ arm (in abgrenzung zur totalen Armut) wer 571 Euro im Monat zur Verfügung hat. Wir sollten mit unserer Definition von Armut wohl kaum hinter die der bürgerlichen zurückfallen. Somit, ja, Berlin-Neukölln wie Tottenham sind Armenviertel.

 

"Der erste Satz ist ja mal Faschismus pur. Warum verhöhnst Du Menschen, deren Wohnungen in denen sie sich befanden abgebrannt wurden?"

 

In meinem ganzen Artikel mache ich klar das Wohnraum abfackeln NICHT Teil einer linksradikalen Politik sein kann oder soll. Ich beziehe mich mit dem Satz "Wie lässt sich die Wut in Widerstand verwandeln, der länger Anhält als ein Wohnungsbrand?" also negativ auf diese Ereignisse. Dies solltest du aus dem Kontext verstanden haben. Und packe bitte die Faschismuskeule gleich wieder ein.

 

Wir können entweder anfangen uns aufzuraffen, was viele teile der radikalen Linken ja auch tun, oder weiter im eigenen Saft schmorgen. dein "Die Grenze verläuft nicht zwischen Oben und Unten, sondern zwischen Dir und mir!" ist genau die selbe Schule wie "Mein Kommunismus geht nur alleine". Damit legst du eine Reaktionäre Einstellung an den Tag die von der CDU nicht getoppt werden kann.

@ Lila_Fee

 

OK, zumindest was ein "Armenviertel" ist, haben Wir jetzt eine gemeinsame Definition gefunden. Diese Definition relativiert nur leider die Armut des gescheiterten Staates. Und was ein "gescheiterter Staat" ist, da sind Wir Uns ganz und garnicht einig.

 

In West- und Mitteleuropa (auch GB) und auch in den USA haben Wir eine "priviligierte Armut", d.h. ALLE - auch Menschen ohne Papiere - werden nicht von heute auf morgen sterben (müssen). Hier sehe ich den Unterschied zu den "gescheiterten Staaten", die ich meine: Dort sterben die Menschen von heute auf morgen. Und diese Relativierung der Armut fand ich schlimm. Ich selbst bezeichne aber auch ein Einkommen unter 1000 Euro als "Armut". Aber ich weiss, dass ich Armut nicht relativieren kann.

 

"Gescheiterter Staat" bezeichnet eben nicht nur, dass es extreme soziale Unterschiede und Zerrissenheit innerhalb der Bevölkerung gibt, sondern - und Du erwähnst ja die noch vorhandene repressive Stärke des us-amerikanischen Staates - dass die Staatsorgane nicht mehr funktionieren bzw. faktisch keinen Einfluss mehr haben. Hier sollte auch relativiert werden und von einem "defizitären Staat" gesprochen werden.

 

Mir ist auch klar, und nun beziehe ich mich auf das Recht, dass das momentane europäische Recht korrupt ist. Du hast z.B. Polizisten, die gegen andere kriminelle Polizisten nicht aussagen, weil sie Angst haben, dass sie gefeuert oder aus der Polizei rausgemobbt werden und ihr Einkommen verlieren. Das gleiche ist bei Richtern und Staatsanwälten der Fall - und auch bei Rechtsanwälten, die sich nicht trauen bestimmte Sachen zu beantragen, weil sie Angst haben, dass sie dadurch einen schlechten Ruf bekommen und alle kommenden Fälle verlieren.

 

""" Mein Aufsatz verteidigt an keiner Stelle die Ausschreitungen. Ich rufe auch nicht zur Solidarität mit den Jugendlichen auf die nun ihrer Wut Platz machen. Aber wir müssen sehen das der kapitalistische Normalbetrieb viel mehr Tote und Verletzte fordert als diese Jugendlichen auch in 20 Nächten Aufstand jemals erzeugen könnten."""

 

Das ist richtig, da hat sich meine Kritik etwas überschlagen. Trotzdem schimmert bei Dir die gleiche Argumentation durch, die es auch bei "bürgerlichen Armeen" gibt - die, des Kolleteralschadens. 20 Tage Riots in England werden nicht so viele Menschen töten (in 5 Tagen Riots wurden bis heute von den Plünderern 4 Menschen getötet) wie das englische System in der selben Zeit getötet hat. Aber, Du sprichst hier von Menschen. Das sind keien Kolleteralschäden oder irgendwas was man einfach so mal beiseite schiebt. 4 Menschen wurden von Plünderern getötet. Das ist ein Stück des Weges, der gerade gegangen wird. Und ich bin mir sicher, dass die Angehörigen dieser Menschen diesen Weg nicht mitgehen. D.h. selbst wenn der Weg zu einer grundlegenden Veränderung führen würde, hat diese Veränderung einige der Angehörigen zum Feind.

 

Niemand braucht jemand zu töten, wenn er oder sie was klauen will. Vor allem in der Gruppe würde das blose Festhalten reichen. Aber ja, ich möchte auch eine neue Gesellschaft, auch eine, wo Mörder und andere "Kriminelle" nicht in Gefängnissen, solche wie Wir heute haben, eingesperrt sind. Aber ich will auch nicht, dass es eine Rechtlosigkeit gibt.

 

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=OAXv5CRocvg

 

Und die Faschismuskeule bleibt schön draussen. Denn keine Reaktion auf Rechtlosigkeit führt zu eben diesen übersteigert repressiven Massnahmen - wie z.B. die der Neuen Rechten in Mexiko, die schliesslich Kampagnen "gegen die Straffreiheit" führen, und somit Massen an "Linken" in ihre Gefilde ziehen. Und die Rechtlosigkeit befürworten ist das Recht des Stärkeren. Ich habe begriffem, das Du das auch nicht gut findest. Aber Du versuchst das politisch zu nutzen. Meine Faschismuskeule hofft, dass dies nicht in zu aktions-integrativer Form passiert.

 

"Wir (als radikale Linke) haben diese Riots nicht verursacht. Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen das sie da sind."

 

Das sehe ich anders!! Wenn das z.B. in Berlin passiert wäre, dann hätte "linker Populismus / linke Propaganda" damit sehr wohl etwas zu tun. Ich sehe sehr wohl, dass linke Propaganda  von solchen Mileus aufgenommen wird und die propagierten Aktionsformen oberflächlich übernommen werden. Siehe z.B. Autobrandstiftungen in Berlin/Paris - erst politisch begründet, dann von Jugendlichen übernommen, ohne dass da ein formulierter Zweck hinterstand. Und sowas gibt es auch in England. Oder was war das nochmal für ein Festival, aus denen diese Aufstände enstanden? Aus diesen linken Festival - das Brixton Splash Festival 2011 - entwickelten sich die Riots. Und NICHT aus dem Vorfall mit dem erschossenen Mann.

 

Fotos: http://www.urban75.org/blog/brixton-splash-2011-some-photos-from-the-lam...

 

Ich kenne "John Zerzan" nicht. Aber in den linken Szenen gibt es ganz klar organisierte Represion. Beispielsweise bei Vergewaltigungen bilden sich regelrechte Organe zur Aufklärung des Sachverhalts und zur Bestrafung des Täters. Es gibt z.B. Saalshutz, wo diese Organisationsorgane Leute handhaben, die gegen Organisationsregeln verstossen. Aber ebenso gibt es Korruption in diesen Zusammenhängen.

 

Die (Stadtteil-)Versammlungen sind, wie Du es auch schreibst, ein Ort, wo sich kennengelernt und ausgetauscht werden kann. Aber als Verwaltung verschiedener Aufgaben oder gar eines Bezirkes SEHR UNGEEIGNET. (Die Stadtteilversammlung ist in dem Moment aber nicht mehr freiwillg, in diesen sie auf andere Menschen, die nicht an ihr teilgenommen hat, einwirkt. Beziehungsweise auch umgekehrt.)

 

"""Wir können entweder anfangen uns aufzuraffen, was viele teile der radikalen Linken ja auch tun, oder weiter im eigenen Saft schmorgen. dein "Die Grenze verläuft nicht zwischen Oben und Unten, sondern zwischen Dir und mir!" ist genau die selbe Schule wie "Mein Kommunismus geht nur alleine". Damit legst du eine Reaktionäre Einstellung an den Tag die von der CDU nicht getoppt werden kann."""

 

Der genannte Spruch "Die Grenze verläuft nicht zwischen Oben und Unten, sondern zwischen Dir und mir" bezieht sich auf die Zwischenmenschlichkeit und das Einfühlungsvermögen, die einige, die "Bonzen" oder "Juppies" jagen gehen wollen, vergessen. "Mein Kommunismus geht nur alleine" hat damit nur insofern etwas zu tun, wenn Du darunter verstehst, dass jede einzelne Person die Gleichheit ALLER erkennen und ausleben muss. Hier muss ich nochmal die Faschismuskeule rausholen: Wenn Du meinst, dass es eine Diktatur des Proletariats geben sollte, also dass eine Gruppe Williger eine Gruppe Unwilliger unterdrückt, dann kann genau das der Weg in den Faschismus sein. In allen sozialistischen Staaten hat das nicht funktioniert, warum sollte ich Dir oder andere glauben, dass das jetzt klappt?

 

Ich konzentriere mich lieber auf meine Bedürfnisse UND darauf, dass die Bedürfnisse aller Menschen befriedigt werden oder an ihrer Befriedigung gearbeitet wird. Wobei das genauso wie in Deinem Konzept, das schwierig wird.

Die "armen Jugendlichen" bekommen übrigens UNBEGRENZT Soziahilfe von etwa 500 Euro im Monat und eine Wohnung gestellt. Das ist also ähnlich wie bei Uns mit dem AlG2. Reicht nicht wirklich für ein würdevolles Leben, verursacht aber keine Sieche, wie sich das einige in einer Slumromantik vorstellen.


Es ist schon ein Hammer, dass ein Typ, der erst mittels Sekte (Eintritt 100 Euro, deshalb auch sein Pseudonym "Baal Re Mesh", benutzt er bis heute im "Open Posting"), dann als "Soldat, Wachschützer und Sicherheitsfachmann" (Eigenauskunft RIB) sein Geld mit "Zwangsexmittierungen" (Mietschuldeneintreiber und Zwangsräumer)gemacht hat oder noch macht, hier über Sozialhilfe referiert. Kontaktadresse ist hierfür bis heute seine Adresse, Telefonanschluss, VS - Nummer (wäre es nicht seines, hätte er es wohl längst löschen lassen!)

RIB bettelt ausserdem jede politische Initiative um Geld für sein Projekt "Evolution statt Revolution" an.

In fast allen Initiativen und Projekten in Berlin hat RIB inzwischen Hausverbot, da er immer wieder Internas nach Aussen trägt und Leute denunziert.

War schon irgendwie klar, dass du so nen guten Text mit entgegen deinem "homeground" - OPEN POSTING guten Kommentaren, so nicht stehen lassen kannst. Wie immer greifst du tief in die Mottenkiste von "Wikipedia", vermengst Dinge, die mit dem obigen Text nichts zu tun haben, mit Banalitäten von "Wikipedia" und deiner allgemeinen Situation, die Sachlage mal wieder nicht verstehen zu können, aber kommentieren zu wollen.

Inzwischen gibt es dazu auch einen eingeführten Begriff: "Wikimedia - Linke".  Zusammengesetzt aus "Wikipedia" und "Indymedia - open posting". Dies beschreibt die Fraktion der Internet - Nerds, die sich ihr gesamtes Weltbild aus dem Lesen von "Wikipedia" (das sie Bibelgleich zu absoluten Wahrheit erklären) und "Indymedia - open posting" (und hier zumeist nur die "Ergänzungsspalte") zusammenschustern. Mit realen politischen Analysen und Situationen hat das dann nicht mehr viel zu tun. Wobei ich in deinem Falle noch das "Linke" weglasen möchte, da Parolen wie "Evolution statt Revolution", "Ultraliberalismus" (gepaart mit "Baal Re Mesh" - Esoterik) und "Die Grenze verläuft nicht zwischen Oben und unten, sondern zwischen dir und mir" sowieso zeigen, dass du sicher nicht auf unserer Seite der Barrikade stehst.

Dein, "ich bin der einzige wahrhafte Autonome in Berlin" (Bialke über Bialke - AVV Flugblatt), bestätigt aber auch die oft beschrieene  Ausnahme der Regel. Hier verläuft wirklich die Grenze zwischen dir und dem Rest.

 

Ganz Sarazzin (als Berliner Senator) palaverst du was von (unbegrenzter) Sozialhilfe und ALG2, wovon man schon leben kann, weil man nicht der Sieche anheim fällt, ganz SPON reduzierst du die Jugendlichen (bestimmt auch Ältere bei) auf "Blackberry haben wollen" - ergo  "Sozialneider".  Hier bist du dann auf dem Level eines schlechten englischen Fernsehkochs (Oliver), der genauso lospoltert, wie du und eines "Schmierenblattes", wie die SUN, die die Leute denunziert und zur Hatz freigibt. Oder um dich zu zitieren "unpolitische Einzelgänger und Alkoholiker".

 

Geh bitte zurück in die "Ergänzungsspalte" von OP!

Mir ist keinesfalls klar, wieso Arbeitslosigkeit als Ausschluß von "<span>Reichtum, von Bildung und Beteiligung an der Gesellschaft" angesehen und gelebt wird. Daran hat der linke Arbeitspathos ebenso Anteil wie die forcierten "Arbeiten gehen"-Forderungen der Nomenklatura (- natürlich nach ihrer Maßgabe und ihrem Regelwerk). Der klassische Kapitalist jedenfalls arbeitet auch nicht und ist sicher nicht von "Reichtum, von Bildung und Beteiligung an der Gesellschaft" ausgeschlossen. 25 % Arbeitslose sind ja schon fast so etwas wie eine eigene Gesellschaft, hätten Zeit für Bildung - und auf einem freien Markt/Forum auch Platz für den Aufbau einer wirtschaftlichen Existenz. Nun wäre es unfair - und dies ist auch keineswegs meine Absicht - den Betroffenen hier Vorwürfe zu machen. Zu subtil und unausweichlich ist die unterdrückende Gewalt organisiert, da ist dem Artikel voll und ganz zuzustimmen. Nur trifft diese Kritik kaum allein den "Kapitalismus", der ohnehin nichts anderes ist als ein staatsbewehrtes Geldmonopol mit allen seinen negativen Auswirkungen. Die kritikwürdigen Mechanismen finden sich eben eher im Staat, ja gerade im Sozialstaat mit seinen Zwangsabgaben und dem inhärenten Zwang nach Maßgabe der Nomenklatura "arbeiten zu gehen" und Steuern und Sozialabgaben zu erwirtschaften, die nicht mehr selbstbestimmt verwendet werden können, sondern eben dem Verteilungsobligo der Nomenklatura zur Verfügung gestellt werden müssen. Daran ändert gerade auch die sogenannte Demokratie nichts. Und wer hier von "unser Staat" redet, dem sei gesagt, daß jeder Staat diese oder ähnliche Folgen zeitigen wird. Damit will ich nun schon gar nicht irgendwem die "Stütze" wegnehmen. Die Produzenten des Systems dürfen nicht aus der Verpflichtung entlassen werden, den Schaden, den sie anrichten, wieder halbwegs gut zu machen. Selbst die Sklavenhalter fütterten und bedachten ihre Sklaven. Ich denke es wird schnell klar, was sich ändern kann: Das Selbstbewußtsein der hier als Ausgeschlossenen fühlenden und adressierten Menschen kann sich ändern. Selbstorganisierte Bildung (und nicht Bildung von oben), positive Nutzung von Arbeitslosigkeit als Muße, aggressives punktgenau zielgerichtetes Zurückweisen von Zumutungen seitens der Ausbeuter unter eigener Wahrung hehrer menschlicher Prinzipien: Es würde sich etwas ändern.

erstmal noch eine Frage: Du sagst das u.a. die Arbeitslosigkeit mit ein Grund sei das die Menschen vom Reichtum ausgeschlossen seien. Demzufolge müsste doch jeder der einer Lohnarbeit nachgeht dem Reichtum offenstehen. Aber ich gehe mal davon aus, das auch du weißt das das nicht stimmt. Aus dem Grund wüsst ich gerne wie du zu der These kommst.

 

Außerdem schreibst du das manche Linke "in jedem Verletzten des staatlichen Gewaltmonopols eine Tendenz zur Barberei sehen" würden. Nun also erstmal will ich nicht widersprechen das manche eine Tendenz zur (oder zumindest in Richtung) Barberei sehen. Allerdings wird das kaum jemand aufgrund dessen sehen weil ein paar Polizisten ein paar Verletzungen davontragen! Das die Riots in England aber derzeit wirklich Züge angenommen haben die wirklich in Richtung Barbarei tendieren ist doch wohl eig kaum zu leugnen angesichts dessen, dass da auch Wohnblocks und Autos sämtlicher Art abgefackelt werden und teilweise auch unbeteiligte Dritte, sowie Journalisten tätlich angegangen werden und  einige Menschen dort wirklich um ihr Leben fürchten. Angesichts dessen sollte man das ganze auch nicht so sehr auf die leichte Schulter nehmen und hinstellen als wär das ein einfacher Aufstand gegen Ungerechtigkeit.

Natürlich ist Lohnarbeit keine Möglichkeit Reich zu werden. Aber durch Lohnarbeit haben wir (nicht immer) die Möglichkeit am kulturellen Leben teil zu nehmen. Das eine Kritik der Lohnarbeit zwingend Notwendig ist, möchte ich nicht von der Hand weißen. Aber uns sollte auch klar sein das Arbeitslosigkeit zumeist nur für autonome Aktivist_innen bis 25 ein angenehmer Zustand ist, die noch Kindergeld bekommen. Der Hype um den emanzipatorischen Charakter von Arbeitslosigkeit kann ich nicht nachvollziehen. Zumeist werden viele Linke durch das mehr an freier Zeit nicht einmal produktiver innerhalb unserer Strukturen Mag auch daran liegen das Selbstdisziplin nicht mehr sehr angesagt ist in der radikalen Linken.

 

Ich wollte also vor allem darauf hinweißen das Arbeitslose selbst vom Nahverkehr, dem Kino, den (kostenpflichtigen) Sportveranstaltungen (Fußball) etc. ausgeschlossen sind.

 

Das vieles bei den Aufständen passiert das gar nichts mit der Emanzipation des Menschen zu tun hat bezweifle ich nicht und nehme ich auch nicht auf die leichte Schulter. Drei Tote heute Nacht zeigen was alles passiert sobald die Unterschicht um sich schlägt. Aber "Barberei" halte ich immer noch für unangebracht. Ist es nicht so das der Normalbetrieb dieses Wirtschaftssystems, dieses Staates viel mehr Tote fordert? Wieso ist also die Entladung der Wut barbarei und der Normalbetrieb zivilisation? Lassen sich Tote aufwiegen?

 

Es geht mir nicht darum zu verteidigen oder abzufeiern was passiert. Es geht um den Einfachen Hinweiß das der Aufstand nicht der Schritt in die Barberei ist sondern ein Produkt der täglichen strukturellen Gewalt gegen die Ausgebeuteten und Marginalisierten. Wenn der Aufstand Barbarei ist, dann ist auch der Kapitalismus Barbarei. Wenn nicht, dann ist dieser Aufstand eben Produkt und Teil unserer Art von Zivilisation. Um was es mir geht, ist zu Zeigen das Aufstand und Kapitalismus zwei Seiten derselben Münze sind. Bei dem Wort "Barbarei" klingt es so, als ob der Aufstand etwas anderes wäre als das Produkt eben dieses Systems

Du machst es Dir in Deiner Analyse zu einfach! Und in Deiner Darstellung auf die obigen Texte einzugehen zu kompliziert. Sie sind einfach zu erklären:

 

ein Produkt der täglichen strukturellen Gewalt gegen die Ausgebeuteten und Marginalisierten.

 

Hör auf Menschen wie mich als Marginalisiert zu bezeichnen! Das klingt wie eine Krankheit! Ich hab darauf kein Bock dass jemand wie Du den ich nicht mal kenne so über mich redet! Und die Menschen in Frankreich und England haben es bestimmt auch nicht! Die haben mit mir genauso wenig zu tun und ich nicht mit ihnen! Ich lebe in einem Gettho und bin hier nicht wirklich beliebt. Das hat seine Gründe. U.a. den dass ich von HartzIV Kohle lebe was für diese Menschen schon Luxus ist. Dealen ist halt eine "ehrlichere" Arbeit für sie als Geld vom Staat zu nehmen. Das toleriere ich. Manchmal tolerieren sie mich.

 

Hat das was mit Kapitalismus zu tun?

NEIN!

 

 

Darum ganz einfach:

 

Es ist ein Produkt der täglichen Gewalt !!! RIIIIICHTIG!


ABER DIESE GEWALT IST NICHT NUR AUSSCHLIESSLICH DEM KAPITALISMUS ZUZUSCHREIBEN! SONDERN DEN GESAMTEN VERHÄLTNISSEN!, DIE SICH ZWAR "IM" KAPITALISMUS ABSPIELEN aber nicht zwangsweise nur ihm geschuldet sind!

 

Ein Beispiel ist: Wenn keine politische Gruppierung in GB diesen Menschen hilft, können sie auch nicht erwarten dass sie sich politisch "korrekt" verhalten. Und wenn diese Gruppen nur diesen Menschen helfen wenn sie ins Programm passen oder ihnen einen Nutzen geben, dann werden sie wohl auch kein Bock auf diese haben.

 

Der Aufstand ist daher antikapitalistisch, aber er ist nicht kapitalistisch bedingt!

 

 

Daher und das schreibe ich jetzt seit Jahren und es kotzt mich langsam an mich immer und immer wiederholen zu müssen,

hilft es nichts SICH SELBST in die Verhältnisse mit einplanen zu müssen und sich selbst in die Lösung mit einbauen zu wollen,

dass man selbst an jeglicher Barbarei mit Verantwortung hat. Die einen begreifen das. Die anderen leugnen das. Das Problem dabei ist, dass die die das begreifen nichts dagegen tun können weil die anderen die das leugnen sie damit alleine lassen.

 

So einfach ist das mit London. Und da fehlt ja noch der Faktor "Was geschieht denn dort gerade wirklich" ? Ich der im LUXUS lebt und jederzeit im Supermarkt klauen kann, notfalls in eine Suppenküche kann, hungere. Auch in diesen Orten ist das Essen rationiert. Versuch mal inem Supermarkt wo es nur noch Singlepäckchen gibt klar zu kommen oder iner Suppenküche wo Du nur n winzigen Teller Salat bekommst. Eine Realität die in einem anderen Stadtteil eventuell nicht existiert. Aber da komm ich erst gar nicht hin. U.a. weil mir die Kontakte fehlen. Glaubst Du nicht auch dass es Menschen in anderen Vierteln, wie zb London genauso geht? Und dass sie drauf scheissen was Du denkst, wenn Du sie damit alleine lässt, wenn Sie dir das Auge in Auge jedes Mal erzählen und Du trotzdem drauf scheisst? Nun bist Du einer von denen die sich solidarisch mit London zeigen. Aber  wie Du ja an mir merkst,........redest Du dabei wie über Affen im Zoo! Glaubst Du die Leute interessiert das dann dass Du auf deren Seite bist? Und dann wären da ja noch die Unterschiede, siehe oben, in den Gruppierungen. Ihr konzentriert Euch immer seit Jahren nur pauschal auf alles!

 

Ihr differenziert in "Studenten", "Arbeiter" oder "Proletarierer", LEUTE WIE WÄRS WENN IHR MAL ANFANGT DIE PERSÖNLICHEN LEBENSGESCHICHTEN IN EURE ANALYSEN MIT EINZUBEZIEHEN? UND EUCH ANZUSEHEN WARUM LEUTE DURCHDREHEN? DARAN HABEN ALLE MIT VERANTWORTUNG! JEDER VON UNS KENNT DIE PERSÖNLICHEN BIOGRAPHIEN VONEINANDER! Davor wird abgewichen. Wir unterstützen "Die anarchisten" in sonstwo... aber den/die anarchistin um die Ecke, die kennen wir nicht einmal obwohl wir jahrelang uns auf indymedia anfauchen. anonym versteht sich. Daher ist es auch kein Wunder wenn wie in London die Leute isoliert voneinander dann sich einfach da wo sie leben aufgrund dieser Verhältnisse zufällig oder eben aufgrund der Situation zusammensammeln und Amok laufen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Eventuell auch dass sie genauso sich untereinander verstritten haben und nicht miteinander reden wollen wenn sie sich während den Demos sehen, wie wir. Aber auch das wird ignoriert.

 

Bla bla bla.

 

Die Häuser anzünden ist das beste Mittel um diese Isolation zu zerbrechen. Dass das noch geht in London ist eine sehr gute Hoffnungsbringende Aktion. Hier in Berlin würde es vielen auch mal gut tun wenn sie sich nicht hinter Mauern  oder Bezugsgruppen oder kollektiven Strukturen verstecken könnten, die jahrelang in der Stadt mal kurz um den Pudding tänzeln, dann wieder ins Ausland abzischen wenns hart wird und dann wieder kommen wennse ne coole Demo gibt und dann wieder weg...usw usf.

 

Wir haben komplett den Bezug zueinander verloren. Das hat doch nichts mit dem Kapitalismus zu tun!

 

Ich habe letztens ein Video über Genua sehen dürfen. Ich glaube der einzige im Raum gewesen zu sein der es von einer bestimmten Perspektive heraus gesehen hat. Ich habe etwas beobachtet dass mich erschrocken hat. Bis Heute konnte ich mit niemanden darüber reden!

Mit Niemanden! Ich könnte also kein eigenen Vortrag draus machen. NIcht für nächstes Jahr mich organisieren und etwas zum Jahrestag vorbereiten. Nicht mal für den 20en Jahrestag von Carlos Mord. Weil ich gar nicht die Kraft dazu habe soziale Kontakte dafür zu finden.

 

Ihr kuckt nach London und fragt Euch, warum klappt es dort? Ihr kennt Menschen die dort hinfahren und fragt Euch warum klappt es hier nicht? Die Antwort seid und bleibt Ihr selbst. Weil hier selbst bei der Diskussion hier immer noch wegschaut.

 

Deshalb ist es falsch die Aufstände als "Barberei" zu bezeichnen und dass das alles Faschos sind die das tun haben wir alle selbst schon bemerkt. Warum also auf ihre Argumente eingehen? Sie haben keine. Nur ihre Gewalt und Klischees. Die Aufstände als Kapitalismus-verursacht zu sehen ist ebenfalls falsch. Sie sind ein Ventil, ein Ventil dass sich aufgrund bestehender Verhältnisse entlädt. Da gibt es keine politische Utopie dahinter oder eine soziale Richtung. Das ist Überlebenskampf UND VERTEIDIGUNGSkampf, das ist Widerstand, das ist pure Abgrenzung, das ist ein Hilfeschrei, das ist Selbstzerstörung vielleicht sogar, das ist EHRLICHER HASS!, das ist Verachtung. Das sind Reflexhandlungen. Das sind emotionale Effekte. Das geschieht hier in Berlin auch. Nur gibt es keine Indymediaartikel darüber, weil sich niemand die mühe macht das auszuschreiben und wenn man es tut wird man als krank beschimpft.

 

Glaubt Ihr nicht auch die Menschen in England bekommen mit was auf Indymedia in Deutschland seit Jahren los ist? Glaubt ihr nicht auch sie haben mit erlebt wie hier die Städte inzwischen funktionieren und die "eigenen Genossen" sich verhalten zueinander? Glaubt ihr nicht auch sie bemerken dass viele über böse Emails rumheulen und sich den Luxus herausnehmen nicht zu antworten, während sie dann auf der Demo Solidarität einfordern? Oder erwarten dass man sie festhält wenn man es "ernst" meint und die Bullen kommen? Glaubt ihr diese ganzen Spiele bekommen die nicht mit? Meint ihr die warten ab bis das bei ihnen auch so weit kommt? Meint ihr die haben nicht mit erlebt wie Riot-Touristen ihre eigenen Freiräume verwahrlosen lassen und als gratis Hotels nutzen und immer nur in London aufgelaufen sind um dann in diesen Vierteln sich köstlich durchzufuttern? Und den Classwar-Heroe zu miemen?

 

Die Leute haben kein Bock mehr. Die kennen die Oma die sie anzünden vielleicht persönlich? Die denken nicht mehr, die handeln, weil sie keine andere Wahl mehr haben. Sie drehen durch. Die wollen raus. Die wollen rein. Die wollen dass ihr anderen aufhört ihnen auf die Nerven zu gehen, aufhört sie alleine zu lassen, aufhört sie zu verletzen, aufhört ihnen eure regeln aufzudiktieren, aufhört ihnen vorzuschreiben wie sie zu leben haben, aufhört sie in der Gesellschaft rumzuschubsen, aufhört sie mit sich selbst alleine zu lassen. Aufhört ihnen aufzuzwingen wie sie überleben dürfen. Eine friedliche Lösung gibt es nicht. Darum kommt es zur Gewalt.

 

Roland hat daher Recht dass diese Aufstände maßlos überschätzt werden und die eigene Betrachtungsweise maßlos unterschätzt wird, behaupte ich.

 

Drei Tote heute Nacht zeigen was alles passiert sobald die Unterschicht um sich schlägt.

 

Für den Spruch würde ich Dir zb schon die Schnauze polieren wollen wenn Du ihn als Ausrede anwendest, mich hier in diesen Verhältnissen liegen zu lassen oder hintenrum mit Leuten jahrelang bequatschst die als ich in ihrem Alter war, derart Gehirngewaschen wurden, dass sie Heute tatsächlich glauben sie müssten sich nicht mit mir auseinandersetzen, weil ich zu stark um mich schlage.

 

Ist doch das beste Beispiel. Der Aufstand ist kein Produkt des Systems, der Aufstand ist ein Produkt dieser Gesellschaft; ein Aufstand der weil er das was dieses System geschaffen hat angreift, zwangsläufig auch das System dahinter angreift.

 

 

DARUM ist der Aufstand revolutionär aufgeladen und darum sollten wir uns als Linke mit ihm auseinandersetzen. Nicht umgekehrt, weil er sich mit uns auseinanderzusetzen hat, können wir ihn als revolutionär akzeptieren. Diese Arroganz und Dekadenz könnt Ihr Euch alle nicht mehr lange leisten! Sobald die ersten Gesichter sterben die einer antikapitalistischen Bewegung ein Profil geben, ist vorbei mit analytischer Revolutionsromantik, spätestens ab da wirds unangenehm. Aber eins das vergesst Ihr ganz:

 

Die Geschichte hat schon so viele Völker ausgerottet. Warum sollte es jemand von Euch stören wenn ein Teil von Euch ausstirbt und Ihr weiter in den Verhältnissen mit den Gewinnern leben könnt? Was glaubt Ihr, dass die Verlierer dann sich ruhig lebendig beerden lassen? Dass sie anfangen Eure Etikette zu entsprechen nachdem Ihr sie da rausgekickt habt? Das in London ist Anarchie! Wenn Ihr Anarchismus haben wollt, solltet Ihr doch wirklich langsam mal Vorschläge machen wie man die Energie in eine aufbauende Richtung stößt wenn sie explodiert und sie nicht dahin gehend impludieren zu lassen, in dem Ihr die Zerstörung thematisiert aber selbst keinerlei Interesse habt Euch damit auseinanderzusetzen was sie warum zerstören will und warum das eben nicht anders geht.

 

Ich prügel mich nicht durch 4 Leute in ein besetzes Haus um Genossen sprechen zu dürfen! Die Leute in London schonen nicht das Leben von halbtoten Omas die sie jahrelang als Nigger beschimpft und verhungern haben lassen.

 

PUNKT!

 

 

Ich wollte also vor allem darauf hinweißen das Arbeitslose selbst vom Nahverkehr, dem Kino, den (kostenpflichtigen) Sportveranstaltungen (Fußball) etc. ausgeschlossen sind.

 

Es gibt aber auch genauso Arbeitende Menschen die von all dem genauso stark ausgeschlossen sind wie Arbeitslose.In obigen Text weißt du zwar punktuell auf diese Widersprüche hin doch jemand der mit Kapitalismukritik und demnach auch mit Kritik an Lohnarbeit bisher nicht allzusehr vertraut ist hat liest dann hier diese Widersprüche und weiß vermutlich nicht was er davon halten soll.

 

Das manche im Arbeitslosendasein einen emanzipatorischen Charakter sehen kann ich auch nicht nachvollziehen, aber in erster Linie deswegen, das die Arbeitslosigkeit nunmal keinen wirklich emanzipativen Charakter hat. Den da werden nunmal die Schikanen am Arbeitsplatz einfach durch die Schikanen in den Behörden und in der Öffentlichkeit ausgetauscht.

 

Zumeist werden viele Linke durch das mehr an freier Zeit nicht einmal produktiver innerhalb unserer Strukturen Mag auch daran liegen das Selbstdisziplin nicht mehr sehr angesagt ist in der radikalen Linken.

 

Das diese nicht produktiver sind seh ich auch so, allerdings denk ich ist das nur zum Teil auf mangelnde Selbstdisziplin zurückzuführen. Ein großer Teil hat aber denk ich eher damit zu tun das immer mehr Radikale Linke immer schlechter mit (Selbst-)Kritik umgehen können (teils sogar damit garnicht umgehen wollen). Ich mein, das ist auch ein Umstand den man ebenso massenhaft hier in den Kommentarspalten verfolgen kann, das statt man auf Kritik eingeht oft nurnoch als Antwort zu hören bekommt das man ein Troll oder Reaktionär oder Antideutscher sei um sich so jeglicher Kritik zu entledigen. Aber gut ich geh da jetzt nicht noch näher darauf ein weil ich vermute das das sonst sicher wieder da enden würde.

Um was es mir geht, ist zu Zeigen das Aufstand und Kapitalismus zwei Seiten derselben Münze sind.

 

Zu den letzten beiden Abschnitten:

MAg zwar sein das es im Moment noch viel zu weit geht das als "Barberei" zu bezeichnen, solange es so weitergeht wie bisher (und auch einige sich selbst als "Emanzipatroisch" verstehende Linke diesen Aufstand in der Art wie er sich im Mom. zeigt abfeiert) ist durchaus angebracht zumindest davor zu warnen und zusagen das sich das ganze doch ein klein wenig in diese Richtung tendiert.

Das das "zwei Seiten der selben Münze sind" ist mir schon klar, dennoch ist mir klar (und das sollte eig allen klar sein) das dieser Aufstand so nicht weitergehen darf, den besser wird so auch nichts, ganz im Gegenteil. Das das die Aufständischen in England nicht erkennen ist (vor allem angesichts dessen das das zum größtenteils Personen aus bildunsfern und sozialausgegrenzten Schichten sind) nicht verwunderlich, aber dass das einige radikale Linke nicht verstehen wollen und den Aufstand bis ins kleinste verteidigen (damit mein ich jetzt nicht dich) find ich dann doch ziemlich verwerflich...

Ich denke nicht das ich etwas inhaltliches hinzufügen muss.

 

Du hast Recht mit deinem Hinweis das "aber auch genauso Arbeitende Menschen die von all dem genauso stark ausgeschlossen sind wie Arbeitslose". In meinem nächsten Text werde ich Versuchen solche Stillen vorraussetzungen wie Lohnarbeitskritik zumindest mit einem Satz explizit zu nennen. Danke für die Kritik

Einfache Antwort : Kapitalismus ist die Luft die wir atmen.

Alle unsere Reaktionen haben damit zu tun.

Und: Deinen Text hättest Du auch um 2/3 kürzen können.

Und: Was fährt der bürgerliche Spießer auf ? Klar !

Die " Gewaltdiskussion".

Als wenn nur beim Aufstand einer stirbt.

Zur Diskussion trägt euer Quatsch nich bei.

Absicht.

PS. Gute Gedanken, Fee !

Also erstmal Echt ein schönen text obend sehr gut geschrieben!

 

ich habe ja lange überlegt ob ich hier jetzt was zu schreibe ich denke´mal das eher die normalen Drin sind und schreiben,

Weil ich habe ja eigendlich Auf das forum "London Brennt - Wann folgt endlich Berlin"?!

Und da bin ich zum entschluss kommen, Doch mal zu fragen Wer denn so dumme gedanken Im *KOPF*  hat, mit solchen Gedanken zuspielen ist doch irre!!

Da kann man auch in jeder großen Stadt alle Randlierer Autonome von Links, die Gewalt aus üben lassen So hab ihr auch kein PLUS gemacht

Da ist doch mit Rissen Wiederstand Zurechnen !Und dann Noch Warum denn nur Berlin?!

 

Gibt es dafür ein Grund?

ja, es stimmt, es ist erst mal wichtig zu zeigen, von wo die gewalt eigentlich ausgeht. aber so, wie das Lila_Fee hier darstellt, sind die Leute, die da grad in England den Aufstand proben eben auch nur Vorstadt-Kids, Opfer der Marginalisierung, und scheinbar nur zu einer Form des Ausdrucks ihres Leidens fähig: (Gegen-)Gewalt. Damit wird hier von linker Seite letzten Endes doch wieder so ähnlich argumentiert, wie das die (etwas "aufgeklärteren, liberaleren") bürgerlichen Medien tun.

 

Und aus der Position der ach so organisierten Linken wird hier wieder mal das unorganisierte Lumpenproletariat paternalistisch betrachtet: "Das gälte es zu organisieren". Ein Aufstand ist aus dieser Perspektive eben nur eine "Chance zur Agitation". Das ist ja widerlich.

 

Zwischen all dem Gewaltverurteilungen und Unverständnis auf der einen Seite, und übereifrigen "Hurra!"-Schreien auf der anderen ist dieser Text immerhin mal der Anfang einer einigermaßen nüchternen Betrachtung.

 

Was mir aber völlig fehlt ist der Respekt vor den Beteiligten. Einfach nur aus unserer ach so linken Ecke heraus zu sagen, das ist halt das unorganiserte Lumpenproletariat...

 

Vielmehr haben es diese Leute in England geschafft, die Souveränität über ihr Territorium zumindest zeitweise zu erlangen, die Polizei relativ machtlos ausschauen zu lassen. Mensch, müssen die unorganisiert sein, oder was?!

 

Dass dabei hier und da auch lokale Infrastruktur zerstört wird, oh my god, es gibt schlimmeres. diese Infrastruktur nützt ohnehin den herrschenden mächten meist mehr.

 

wenn wohnhäuser abbrennen ist das natürlich voll beschissen und wenn dadurch auch noch menschen in gefahr geraten noch viel schlimmer. ich hab persönlich noch keinen überblick in welchem verhältnis sich die schäden bewegen. und ja, natürlich springen bei solchen sachen auch immer leute auf den zug auf, die sich nicht im geringsten um lage der menschen um sie herum scheren.

 

aber für viele in england werden diese tage im rückblick vor allem eins sein: die konstituierung als soziales und politisches subjekt.

 

Wenn Lila_Fee schreibt:

"Wir sind keine Zeug_innen einer sozialistischen Revolution." bin ich ganz beruhigt. Ich hab weder Lust auf Sozialismus noch auf irgendwelche dahergelaufenen Sozialist_innen die mir erzählen wollen was politisch ist oder was revolutionär ist und wie die richtige Organisation aussieht.

 

für alle, die sich ein bisschen lektüre aneignen wollen, um die mentalität solcher Aufstände besser zu verstehen:

Der kommende Aufstand als PDF

zwar auch aus einer eher elitären Position geschrieben, jedenfalls nicht originär "lumpenproletarisch", aber mit wesentlich mehr einfühlungsvermögen als der obige text...

Ich wollte nicht alte Schubladen der Kommunismus vs. Anarchismusdebatte bedienen, dafür sitze ich auch viel zu sehr zwischen den Stühlen. Es gibt einen gewissen Organisationsgrad des Aufstandes, das ist nicht zu leugnen. Die bürgerlichen Medien erwähnen immer wieder die Funktion welche soziale Netzwerke, phones und Blueberry hier übernhemen. Mit einem Blick auf die Ereignisse in Tunesien etc. erscheint uns das nichts neues zu sein.

 

Lumpenproletariat war nicht abwertend gemeint sondern als objektive Kategorie. Es sind Menschen die eben gar nicht über Gewerkschaften in ihren Betrieben zu organisieren sind, da wirst du mir sicher zustimmen. Das die Aufstände eine Chance sind Menschen jenseits der Fabrik zu organisieren sehen wir wohl auch beide. Ich sehe nicht eine Linke "Kadergruppe" die den revoltierenden Jugendlichen "mal zeigen soll wo es langgeht", das wäre widerlich. Aber als bewusster Teil einer bewegung die diese "Gesamtscheiße" überwinden will sehe ich es tatsächlich als die Aufgabe der radikalen Linken in solche Ausbrüche herein zu intervenieren. Aktionsgruppen zu organisieren die den Stadtteil zusammenbringen, Klassensolidarität aufbauen, das Zerstören von eigenem! Wohnraum verhindern und die destruktive Energie auf Dinge lenken die uns Kaputt machen.

 

In diesem Gedanken sehe ich noch keinen Kaderanspruch. Gerade weil ich Respekt habe vor jedem Menschen sehe ich es als notwendig an nie "uneingeschränkte Solidarität" zu üben, sondern klar zu kritisieren was gerade in vorm des Aufstandes passiert was ich nicht unterstützen kann und möchte. Diese Kritik übe ich auch deshalb weil ich ihnen den Subjektstatus ja eben nicht abspreche und hoffe das eine solche Form der Kritik (von vielen Genoss_innen geäußert) vielleicht auch einen (kleinen) Einfluss auf Menschen hat die gerade in London etc. sind. Es geht mir also sicher nicht darum eine manövrierbare, agressive Masse zu konstruieren, die wir als Kader "lenken" müssen.

 

Was mich stutzig macht ist folgendes: Du willst niemanden der dir erzählt "was politisch ist oder was revolutionär ist und wie die richtige Organisation aussieht"? Ich finde es an der Zeit endlich wieder darüber zu reden wie die richtige Organisation aussehen kann. Unsere autonomen Kleingruppen, unser Widerwille gegen alles was die 5 Menschen Wohnzimmergruppe sprengt hat seinen Teil beigetragen zur Momentanen Sackgasse der radikalen Linken. Zu Großereignissen (G8, Natogipfel) haben wir vielleicht eine Bewegung, aber die schaffen wir nicht in Langfristige Konzepte und Kampangen unter zu bringen. Das ist eine schwäche, keine Stärke! Ich denke es ist gefährlich jede Form der Organisation gleich mit dem "demokratischen Zentralismus" gleichzusetzten.

 

Was mich stutzig macht ist folgendes: Du willst niemanden der dir erzählt "was politisch ist oder was revolutionär ist und wie die richtige Organisation aussieht"? Ich finde es an der Zeit endlich wieder darüber zu reden wie die richtige Organisation aussehen kann. Unsere autonomen Kleingruppen, unser Widerwille gegen alles was die 5 Menschen Wohnzimmergruppe sprengt hat seinen Teil beigetragen zur Momentanen Sackgasse der radikalen Linken. Zu Großereignissen (G8, Natogipfel) haben wir vielleicht eine Bewegung, aber die schaffen wir nicht in Langfristige Konzepte und Kampangen unter zu bringen. Das ist eine schwäche, keine Stärke! Ich denke es ist gefährlich jede Form der Organisation gleich mit dem "demokratischen Zentralismus" gleichzusetzten.

Dem stimm ich zu! Zudem benötigen die 5 Leute Wohnzimmer Bezugsgruppen und die 200 Leute "wir wohnen in der selben Straße in 4 verschiedenen besetzten Häusern" - Organisationsformen EINE KONTROLLE!, dass die Menschen darin nicht nur Teil einer Verwertungsmaschinerie sind aus der sie dann einfach herausfallen können wenn sie nicht mehr mithalten oder in die Konsense dieser darin aufgebauten Etikette passen.

 

Der G8 hat mehr kaputt gemacht als geholfen. Ich erinnere mich sehr gut daran was da im Einzelnen passierte. Wie vereinzelt viele Menschen waren trotz feste Zugehörigkeiten in Bezugsgruppen. Die Konzepte fehlen, die Kampagnen haben doch auch nur einige Menschen über Monate, Jahre hinweg beschäftigt und sie ihr Umfeld vergessen lassen. Ich stimme auch zu dass das keine Schwäche und keine Stärke ist. Es ist ein Vakuum. Das muss gefüllt werden! Ich bin nicht gegen Zentralisierte Organisationsformen. Sie würden verhindern dass wir komplett vereinzeln oder dass Einzelne sich verlieren wenn sie den Anschluss an etwas verlieren und losgelöst von persönlichen Beziehungen in diesen Organisationsformen, sich organisieren könnten weil sie ständig einen Anlaufpunkt hätten von dem sie aus sich selbst organisieren könnten, mit anderen denen es genauso geht, mit sich selbst, durch Unterstützung in ihren Verhältnissen. Eine Organisationsform kann nur von Vorteil sein, wenn alle die es benötigen, sich dem auch anschließen dürfen und dann dort auch verbindliche Strukturen vorfinden die sie auffangen und ihnen auch in allen Lebensbereichen, auch im sozialen, Alternative zum System liefert aus der sie dann politisch aktiv werden können und sich sozial in einer für die Bewegung dienliche Art und Weise realisieren dürfen.

Einlullend wie eine sanfte Decke.

 

Dennoch:

Dieses Moralapostelische "Wenn Menschen zu Schaden kommen" ist ein Luxus von Menschen die in diesen Verhältnissen sich die Hoheit über den Einsatz ihrer Mittel, Kräfte und Emotionen beibehalten. Du weißt einfach nicht wie es ist Amok laufen zu müssen. Du erwähnst in keinem Satz ob die Menschen eventuell komplett überzuckert sind und deshalb nicht mehr klar denken können. Ob sie seit Tagen hungern. Ob sie eventuell total auf Speed sind. Ob jemand LSD ins Essen gemischt hat. Ob in dem Viertel andere Dinge hintenrum, unbewusst passieren die Du nicht kennst.

 

Ihr Lügt, alle die hier antworten!

 

Das ist keine Analyse, das ist Verrat. Verrat an den Kapitalismus, Verrat an den Leuten die dafür den Kopf hinhalten müssen, Verrat an allem wofür Ihr behauptet einzustehen. Dagegen hilft nur Gewalt. Da Ihr Euch hinter "feinem Benehmen" und Humanismus versteckt, hat man keine andere Wahl als das anzugreifen was man direkt vor einen hat in der Hoffnung dass irgendwo ein Fenster aufgeht, eine Tür, durch die man hindurch kann und dahinter nicht alleine mit Eurer Gewalt steht sondern genug Leute hinter sich hat mit denen man zuschlagen kann solange es noch geht. Ich verstehe London nicht als Ausdruck gegen etwas sondern viel mehr als Ausdruck FÜR etwas. Den Versuch sich vor etwas zu schützen dass unsichtbar sich in jeden Intimraum hineinfrisst und Menschen Angst macht, auch irgendwann assimiliert zu werden. Ich denke die Bilder und Videos von den Personen die wir sehen die dabei zu Schaden kommen, sind die Opfer dieser für die Menschen in London unsichtbaren "Gewaltatmosphäre". Ich habe da auch eine Ahnung, aber auch darüber redet niemand mit einem so dass man eben nicht synchron zu einer Bewegung, mit einer Bewegung oder existierenden Organisationsstruktur arbeiten kann sondern das tun muss was einem die Verhältnisse aufzwingen : Seinen Atemraum freischlagen und behalten, so gut es geht.

 

Da stört alles was nicht klar freundlich ist. Das ist nunmal so wenn man Menschen keine andere Wahl gibt. Weil man ihnen nicht zeigt wer der wirkliche Feind ist. Wie sollen sie das auch sehen wenn sie keine klaren Freunde hinter sich haben? Schaut doch mal genau hin. Da ist sich doch jeder selbst der Nächste.

bezieht sich auf den Kommentar der mit dem " kommende Aufstand" als PDF endet. Was mir bei der Fülle meiner Beiträge auffällt ist, dass hier eine Moderation fehlt und eine Diskussions-Plattform unter den Artikeln in denen schnell thematische Bedarfsgemeinschaften gebildet werden können um daraus für Aktionen ausserhalb des PCs relevante Konsense zu schaffen. An denen sich dann politische Gruppen und Einzelpersonen offline orientieren und Raum zum Anschließen schaffen können.

Gefällt mir =)

Verrat am Kapitalismus?! Du meine Güte - Du hast wohl noch nicht gemerkt, daß dies hier eine linkspolitische Webseite ist...

Außerdem: Die Menschen laufen Amok, weil sie auf Drogen sind?! Völliger Schwachsinn! Die ticken aus, weil die Bullen einen von Ihnen weg gepustet haben, weil sie völlig am Hintern sind, weil sie alles das wollen, was die Medien uns jeden Tag einbleuen. Mein Haus, mein Auto, mein Boot...

ich gebe meinem vorposter recht, dass der text von lila_fee aus einer etwas elitären, herabschauenden sichtweise geschrieben ist.

ich finde, man sollte die plünderungen im allgemeinen nicht verurteilen, da die menschen nur versuchen, den aufstand dafür zu nutzen, aus ihren ärmlichen besitzzuständen herauszukommen. das ist auch richtig, denn wie max stirner schon schrieb:

"die armen können nur frei und eigentümer [werden], wenn sie sich - empören, emporbringen, erheben"

dann nicht wissen wo sie hin sollen

oder dort wo sie hingehen

weiter vergewaltigt und verarscht oder wieder in die verhältnisse ausgeschlossen werden?

 

garantiert ist das nicht die lösung!

da die menschen nur versuchen, den aufstand dafür zu nutzen, aus ihren ärmlichen besitzzuständen herauszukommen

...und deshalb wird direkt der ganze Laden auch kaputtgeschlagen und angezündet...

neee, es geht dabei darum etwas für sich selbst zu nehmen und möglichst wenig (nämlich nix) dafür zu geben - ein urkapitalistisches Prinzip.

Versuch mal jemandem, der grade z.B. 3 DVD-Player o.ä. aus einem geplünderten Laden trägt einen davon wieder abzunehmen; ich glaube, du hast schneller eine Faust im Gesicht, als du "Umverteilung" und "Gerechtigkeit" sagen kannst.

Warum willst Du auch jemanden etwas wegnehmen dass es ausreichend für alle Menschen produziert gibt und nur weil es zu teuer ist einigen in einer bestimmten Elite vorenthalten ist? Es ist NUR ein DVD Player! Und ein mp3 player NUR Materielles Gut! Das ist nicht urkapitalistisch! Gleichheit und Umverteilung ist genau das, dass alle die einen brauchen, haben wollen sich einen mp3 player und DVD Player holen und nutzen können. Wenn sie dafür erst einmal die Scheiben aus dem Weg schlagen müssen, ist das so. Wenn sie den Supermarkt der sich daran dumm und dusslig verkauft danach anzünden um zu verhindern dass diese Umverteilung weiterhin durch Scheiben verhindert wird, ist das sehr wohl eine gerechte Aktion. Es macht nämlich Sinn die Waren irgendwo zugänglich zu sammeln so dass sich jeder der was braucht etwas nehmen kann. Erzähl jetzt nicht dass die Dinger verkauft werden, nachdem alle Banken vernichtet und das Geld abgeschafft wurde. Komm hör auf mit Deinen Klischees! Das kann sich doch niemand mit anhören!

http://www.youtube.com/watch?v=biJgILxGK0o

 

Ein Interview , dass die Unruhen mal mehr in den politischen Kontext stellt.

"Es ist die Arbeiterklasseversion unserer gierigen Banken, des »Nimm, was du kriegen kannst, solange du kannst«."

Der US-amerikanische Kriminologe Simon Winlow in der Financial Times Deutschland zu den Plünderungen in England

(gesehen in JW, von morgen)

So liebe (oder lieber?) Lila_Fee, ist es nicht Zeit nach 51 Kommentaren mal ein Fazit zu ziehen? Ich bitte um deine Einschätzung.

Mein persönliches Fazit: Allen hier geht es schlecht, alle sind unzufrieden, alle wollen eine Änderung, keiner weiß wie, und manche wollen einfach nur pöbeln. Gewalt ist keine Lösung, einfach Demos oder Versammlungen sind keine Lösung, wenn nicht genug Aufmerksamkeut erzeugt wird (und wie soll man das ohne Gewalt?). Nein, hier ist es anders als in England, wissen wir ja jetzt, bringt uns diese Erkenntnis weiter?
Die meisten hier stöhnen doch nur, wissen nur dass sie deinen Artikel gut oder scheiße finden, echte Lösungsansätze hab ich hier nicht finden können oder konnte sie aus dem Wust an Wörtern nicht herausfiltern. Wenn du was Brauchbares hast finden können, lass es uns bitte wissen.
Also was nun? Nichts machen? Sich streiten? Dumm rumlabern und aus Büchern oder Wikipedia zitieren? Bringt uns das weiter? ....
Oder ist die Revolution dann doch einfach im Zeichen der Zeit nur digital: http://www.youtube.com/watch?v=ET4Ki5Tr_CQ&amp;feature=youtube_gdata_player

(Und für die Leute die hier jetzt einfach nur mal beleidigen wollen schon jetzt ein herzliches "Fuck you"!)

Tja, mit der Lösung wird es schwierig, da die Volksseele in Deutschland noch nicht genug brodelt. Momentan wird man hier von den klassischen Medien eingelullt: Berichte über ein Fußballspiel, einen neuen Kreisverkehr usw. Und über England hört man dann im Radio (MDR info, heute gegen 14:30 Uhr), daß die englischen Jugendlichen einfach nur schlecht erzogen sind, weil sie von alleinerziehenden Müttern ohne väterliche Bezugsperson groß gezogen werden. Da wär ich doch vor Schreck fast ungebremst in den neuen Kreisverkehr gefahren...

Man kann hier nicht einfach drauf los demonstrieren, weil es die von den Medien eingelullten Menschen nicht verstehen. Ich brauche auch keine Wohnviertel-Versammlung starten, weil mich meine Nachbarn nicht verstehen und mich damit für einen Spinner halten. Flugblätter im Briefkasten werden mit einer geschickten Handbewegung ungelesen ins Altpapier befördert. Einfach randalieren ist mir zu blöd und würde es jemand verstehen?

 

Ich stelle mir vor, daß man die klassischen Medien beeinflussen muss/kann. 1.000 Leserbriefe mit ähnlichen Meinungen an eine große Tageszeitung würden vielleicht dazu führen, daß wenigstens einer abgedruckt wird. Zahlreiche Anrufe bei Radio und TV starten. "Gutes" tun, z.B. sich ehrenamtlich engagieren und darüber berichten lassen, verbunden mit dem Anprangern der Zustände, die die ehrenamtliche Arbeit erforderlich machen. Dann etwas später organisierte Kundgebungen in den Städten.

 

Es muß vielen Menschen erst klar werden, was falsch am System ist, daß es änderbar ist und daß sie nicht allein sind mit ihrem anderen Denken. Dann könnte es wieder klappen mit Massendemos, dann auch gerne gewaltiger Druck auf die Einrichtungen des Staates, dann könnte es zum Umbruch kommen.

 

Viele Grüße

Nun sicherliche wirst du nun in meinem Fazit nichts originelles finden. Aber etwas hätte ich anzubieten:

 

Viele Menschen innerhalb der radikalen Linken scheinen Organisation schnell mit "Staat" gleichzusetzten bzw. ein intervenieren organisierter linksradikaler Kräfte als einen "elitären" Akt. Da muss dringend eine Debatte her was eigentlich unsere Aufgabe ist als radikale Linke. Als praktische Begleitung zu so einer Debatte wäre es auch an der Zeit wieder (über)regionale linksradikale Strukturen aufzubauen die Versuchen sich in Stadtentwicklung (gibts ja schon in der Form von "Recht auf Stadt" Gruppen etc.) und andere Themen einzubringen. Das dabei Struktur und Organisation eben nicht zwangsläufig zu einem "demokratischen Zentralismus" führt, muss klar gezeigt werden. Vielleicht ist es auch sinnvoll in die Offensive zu gehen und den Anhänger_innen der Netzwerke und informellen Strukturen mal Joe Freeman: "Tyrannei der unstrukturierten Gruppen" zu lesen geben.

 

Danke für den Buchtip.
Die Briten scheinen jedenfalls die Chance zu nutzen und bereiten eine friedliche Demo vor, und sie fordern "Give Our Kids a Future": http://bristol.indymedia.org/article/705439

Diese Zeitung druckt eindrucksvolle Bilder von den Plünderern ab: dailymail.co.uk/news/article-2024678/UK-RIOTS-2011-How-rioters-young-pillaged-Manchester-city-centre.html?ito=feeds-newsxml

Eine sehr detailierte Analyse der TV-Berichterstattung über die Revolte gibt es unter http://fernseherkaputt.blogspot.com/2011/08/uber-die-falsche-gewaltdebatte.html

 

Der Artikel zeigt anschaulich auf, wie die Kriminalisierungs- und Pathologisierungsrhetorik der bürgerlichen Medien funktioniert.

Der Artikel weisst am Schluss auf den Graswurzeljournalismus hin. Dieser hat aber nicht während diesem Geschehen funktioniert. Du hast ja gelesen was auf Indymedia (Linksunten / DE / London / Bristol) stand. Es gab keine detailierten Berichte vom Geschehen.

 

Es wurde doch nicht einmal geschafft eine unabhängige Berichterstattung zu organisieren...

Bei allem Respekt für einige der hier geäusserten Ansichten: Wenn ich von der "Chance zur Agitation bei den Marginalisierten" lese, ist für mich klar warum genau diese Chance immer wieder vertan wird.

Überspitzt gesagt: wer Häuser abfackelt, weil sie / er eh nicht an eine Zukunft glaubt, wer sich in der Schule der örtlichen Gang anschliesst, um nicht auf die Fresse zu kriegen, der will von der "Sichtbarmachung einer ganzen Schicht von deklassierten" nichts wissen, sorry. Bei den Leuten die heute angesprochen werden sollten, kommt dieses Studentendeutsch nicht an. Vielleicht bin ich zu jung um zu verstehen warum, aber die Linke spricht noch immer die gleiche Sprache wie in den 70ern, spezell die radikale Linke (ich glaube Frau Meinhoff hat das Unwort "Sichtbarmachung" auch öfters verwendet). Damit meine ich nicht nur den inhaltlich sehr guten Beitrag oben, ich sehe das auch in Diskussionen, in der linken Presse ganz allgemein und sogar an Demos. Vielleicht war diese Ausdrucksweise irgendwann mal nötig, um sich von der bürgerlichen Presse abzugrenzen. Damals hat man auch vor allem Studierende angesprochen. Heute ist das anders und meiner Meinung nach ein Grund, warum die Jugendlichen in England (oder in Frankreich) ihren Protesten keine politische Dimension geben. Vielen von ihnen ist klar, dass die bürgerlichen Parteien nicht ihre Interessen vertreten. Gleichzeitig fehlt aber eine linke Bewegung, die ihre Sprache spricht. Im Gegenteil - so wie viele Linke sich ausdrücken, entsprechen sie ziemlich genau dem Feindbild der Aufständler: Gebildet und somit wohlhabend, theoretisch und ohne konkrete Lösungen. Dass dieses Bild nicht immer stimmt, weiss meist nur wer schon politisch aktiv ist oder selbst dem Bildungsadel entstammt. Schade! Um es für die Bildungselite prägnant auszudrücken: Etwas mehr Populismus (= Nähe zum Volk) wäre angesichts der Lage ein willkommenes BAUERN-OPFER. Und in "Strasse" gesagt: Wir sind BAUERN, sprecht Deutsch ihr OPFER ;-)