Liebe Alle,
aus kapitalistischen, patriarchalen, rassistischen oder sonst wie unterdrückenden Strukturen auszubrechen erfordert Raum. Raum um Alternativen zu einer kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft, die uns vereinzelt und vereinsamen lässt zu erproben. Raum um uns mit uns und unseren verinnerlichten Herrschaftsmechanismen auseinanderzusetzen. Raum um solidarische und gewaltfreie Beziehungen aufzubauen und uns zu organisieren. Das herrschende System hat bereits Risse. Wir wollen die Keile sein, die diese Risse immer weiter vergrößern und gleichzeitig die Risse mit neuen Inhalten füllen, bis daraus eine neue gesellschaftliche Ordnung wächst.
Seit Freitag, den 8. Juli 2011 haben wir den Lobmayerhof in Ottakring besetzt. Es wurde sofort angefangen erste Zimmer instandzubesetzen. Es gibt Schlafräume, eine Vokü, einen Infoladen, eine erfrischende Freiluftdusche im Hof, Kino am Dach, Jonglierzeux, Hängematten, Seifenblasen,... Der Hof war einst Wohnraum von 600 Menschen, die nach und nach dazu gezwungen wurden aus ihren Wohnungen auszuziehen. Die Stadt bzw. Wiener Wohnen gibt an, die Gebäude generalsanieren zu wollen. Konkrete Pläne gibt es zum derzeitigen Stand der Recherche durch uns und solidarische Personen noch keine, ein eventueller Baubeginn ist in absehbarer Zeit unwahrscheinlich. Im Moment wohnen noch 2 Parteien im Haus, die auch bald ausziehen werden bzw. müssen, wobei eine Familie mit einem behinderten Kind bisher noch kein geeignetes Angebot der Stadt Wien bekommen hat.
Es gibt jede Menge Platz, um allerlei Projekte und Werkstätten aufzubauen und Wohnraum zu schaffen. Unsere Ideen für ein Autonomes Zentrum, mit deren Umsetzung wir bereits begonnen haben, reichen von Werkstätten über Bibliothek, Infoladen, Treffpunkt für die Nachbar_innen jeden Alters bis zur Volxküche. Die Regierung der Stadt Wien ist von unseren Plänen für den Lobmayerhof nicht sehr angetan und will uns wieder raushaben; was uns nicht sonderlich verwundert, da die Statdregierung die ganzen letzten Jahre hinweg schon bewiesen hat, dass Wien ganz und gar nicht anders ist und Profit und Eigentumslogik immer vor die Dringlichkeit alternativer Projekte (wie Wagenplätze, Hausprojekt) gereiht hat.
Wir haben die Schnauze voll. Wir wollen bleiben. Wir haben genug von überhöhten Mietpreisen,
und versuchen nun alles in unserer Kraft liegende für diesen Raum zu kämpfen. Ob ein bisschen Grün in der roten (Stadtregierungs-)Wüste uns dabei unterstützen wird, wird sich erweisen. Schließt euch uns an, bringt Essen mit, verwirklicht eure Ideen, baut euer Zelt im Garten auf, organisiert eine Solidemo im Falle einer Räumung...
Wo treffen wir uns, wo pflegen wir unsere Beziehungen, wenn wir nicht Raum und Zeit dafür haben? Wenn wir arbeiten gehen müssen und entweder nur unsere Wohnungen, WGs oder gar keinen eigenen Raum haben?
Termine in den nächsten Tagen:
Am Mittwoch den 13.07. ab 19 Uhr gibt es ein Freiraum-Vernetzungstreffen im Hof. Wir wollen uns mit verschiedenen Gruppen, Projekten und Personen austauschen, Verbindungen schaffen, uns gegenseitig unterstützen. Dabei wollen wir natürlich auch gemeinsam mit euch über die Zukunft des Lobmeyr-Hofes reden und vieles mehr.
Für Freitag den 15.07. laden wir herzlich ein mit uns und dem Volxtheater ein Fest für den kürzlich verstorbenen Dieter Schrage zu feiern. Beginn ist ab 15 Uhr, ab 18.30 szenische Lesung von Dieter Schrages Theaterstück über den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni, der Kaiserin Sissi erstach.
Autonomes Zentrum im Lobmeyr-Hof
zwischen Roseggergasse, Wernhardtstraße, Lorenz-Mandl-Gasse und Maderspergerstraße
Eingang über das Tor in der Roseggergasse 1
Anfahrt: U 3 Kendlerstraße, Straßenbahn 46 und Bus 48 A Joachimsthalerplatz, Straßenbahn 10 Gutraterplatz
Infotelefon: 0699 144 56 187
Aktuelle Infos auf: autonomizethecity.blogsport.eu sowie at.indymedia.org
Email: autonomeszentrum@riseup.net