kritisch-lesen.de Nr. 7 - "Entwicklungen feministischer Politiken"

(c) Jörg Möller

Heute erschien die siebte Ausgabe der Online-Rezensionspublikation kritisch-lesen.de. Schwerpunkt sind diesmal Ab- und Entwicklungen feministischer Politiken.

Nachdem wir uns vor einem Monat in unserer fünften Ausgabe zu Fem(me)-ininitäten einem speziellen Aussichtspunkt queerer Politiken gewidmet haben, fassen wir dieses Thema in der aktuellen Ausgabe etwas allgemeiner. Wir versuchen exemplarisch anhand dreier Rezensionen die Ab- und Entwicklungen (queer-)feministischer Politiken zu entwerfen, die sich im derzeitigen gesellschaftlichen Umgang mit der Thematik spiegeln. Der Fokus liegt dabei auf verschiedenen Bündnissen, die zur Ab- oder Entwicklung feministischer Politiken beitragen. 

 

Zu Beginn geht Andrea Strübe dem Bündnis zwischen Kapitalismus und Postfeminismus in ihrer Rezension Ist der Feminismus erledigt? anhand des Buches Top Girls von Angela McRobbie nach. Es wird festgestellt, dass der Feminismus keinen bloßen backlash erlebt, sondern emanzipative Werte in das individualisierte und leistungsorientierte Spiel des Neoliberalismus eingeflochten werden, die jedoch keine wirkliche Emanzipation bedeuten, sondern Frauen in spezielle verwertungslogische Kategorien drängt. Das mögliche feministische Bündnis wird im Zuge dessen gründlich verneint und Solidarität verunmöglicht. Einer positiveren Entwicklung feministischer Bündnispolitik geht Heinz-Jürgen Voss in seiner Rezension Pardon, wir hätten da mal was zu sagen! nach. Die Besprechung des Buchs Muslim Girls von Sineb El Masrar fokussiert sowohl die Zuschreibungen der muslimischen Frau als unterdrückt und den Ausweg daraus, mit individuellen Lebensgeschichten stigmatisierter Muslimas der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. In der letzten Schwerpunktbesprechung wird anhand des Vortrags von Judith Butler vor dem CSD 2010 den Grenzen und Chancen queerer Bündnispolitik nachgegangen. Eugen Januschke fasst zusammen, dass queere Antikriegspolitik nach Butler ein großes Potenzial hat, den Tendenzen rassistischer Forderung nach Räumen entgegenzuwirken.

 

Unter den weiteren aktuellen Rezensionen findet sich dieses Mal zum einen die Rezension Auf der Suche nach den Tatsachen! Gibt es die aber wie den Kiesel am Weg? von Fritz Güde zu dem Buch Die Ausgelieferten von Per Olov Enquist. Die in diesem Faktenroman erzählte Suche nach den Vorgängen der Auslieferung baltischer Gefangener an die UDSSR schildert Güde als weniger den Fakten denn mehr der ausschweifend beschriebenen Suche gewidmet. Gabriel Kuhns Rezension Anarchismus und Marxismus revisited geht der Begegnung feindlicher Brüder nach und bescheinigt dieser einige konstruktive Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

 

Aus dem Archiv fischten wir diesmal die Rezensionen Maoismus und Barcelona. Ein Tag und seine Folgen anlässlich zweier besonderer Daten. In der ersten Rezension reflektiert Fritz Güde eindringlich und biographisch anhand des Buchs von Henning Böke frühere und heutige Zugänge zum Maoismus, in der anderen wird Kaminskis Reportagenband als ein Buch gewürdigt, das es durchaus mit Enzensbergers Der kurzer Sommer der Anarchie aufnehmen könne.


Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, dass unsere nächste Ausgabe die letzte vor unserer Sommerpause sein wird. Wir werden die Zeit der Sommerpause nutzen, um unseren Start auszuwerten und uns konzeptionell aufzufrischen. Anfang September wird dann wieder eine neue Ausgabe von kritisch-lesen.de erscheinen!

 

Und natürlich nochmal der Hinweis auf unseren Newsletter. Wer regelmäßig die aktuellen Infos über kritisch-lesen.de erhalten möchte, kann sich einfach in der Spalte rechts für den Newsletter eintragen – oder bei Facebook mit uns „befreundet“ sein.

 

So, und nun viel Spaß beim (kritischen) Lesen!

 

 

REZENSIONEN ZUM SCHWERPUNKT

Ist der Feminismus erledigt?
Angela McRobbie: Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes

McRobbie analysiert in diesem Band die Abwicklung des Feminismus zugunsten einer neoliberalen Geschlechterpolitik, die Frauen erneut in strenge Kategorien verweist.
Von Andrea Strübe | 7. Juli 2011

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Pardon, wir hätten da mal was zu sagen!
Sineb El Masrar: Muslim Girls. Wer wir sind, wie wir leben

Die jetzigen Muslim Girls, wie meist schon Ihre Eltern in der BRD geboren,haben je ganz eigene, bewegte und interessante Lebensgeschichten - eine Selbstverständlichkeit, die leicht entgleitet, wenn mal wieder die „Vorurteilshamster in den Köpfen auf Hochtouren“ laufen.
Von Heinz-Jürgen Voß | 7. Juli 2011

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Homohochzeit in Kriegszeiten
Judith Butler: Queere Bündnisse und Antikriegspolitik. Queer Lectures Heft 9

Einen Tag vor der Ablehnung des Zivilcouragepreises des Christopher-Street-Day (CSD) hielt Judith Butler einen vielbeachteten Vortrag an der Volksbühne in Berlin, der nun vorliegt.
Von Eugen Januschke | 7. Juli 2011

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AKTUELLE REZENSIONEN

Auf der Suche nach den Tatsachen! Gibt es die aber wie den Kiesel am Weg?
Per Olov Enquist: Die Ausgelieferten.

Enquist liefert hier eines der ersten Beispiele eines Faktenromans, in welchem die Suche des Berichterstatters nach diesen Fakten schwerer wiegt als das Ergebnis selbst. Wann endlich ist er mit seinem Suchen einig?
Von Fritz Güde | 7. Juli 2011

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Anarchismus und Marxismus revisited
Philippe Kellermann (Hg.): Begegnungen feindlicher Brüder. Zum Verhältnis von Anarchismus und Marxismus in der Geschichte der sozialistischen Bewegung

Eine neue Anthologie des Unrast-Verlags geht einem komplizierten historischen Verhältnis auf die Spur.
Von Gabriel Kuhn | 7. Juli 2011

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REZENSIONEN AUS DEM ARCHIV

Maoismus
Henning Böke: Maoismus. China und die Linke - Bilanz und Perspektive

Henning Böke umreißt ohne Verklärung und ohne Nachsicht die Jahre des Maoismus in China und in der übrigen Welt. Aus allen Wendungen und Drehungen arbeitet er das Unverlierbare heraus.
Von Fritz Güde | 1. November 2007

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Barcelona. Ein Tag und seine Folgen
Hanns-Erich Kaminski: Barcelona. Ein Tag und seine Folgen

Kaminski schöpft aus den Erfahrungen mit der Revolution 1936 in Barcelona, die sein weiteres schriftstellerisches und politisches Schaffen bestimmen sollten.
Von Fritz Güde | 1. Januar 2010

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