Pünktlich zum Amtsantritt vom neuen Bürgermeister Jochen Partsch (Grüne) wurde in der Nacht vom 21. Juni 2011 in Darmstadt das seit vielen Jahren leer stehende Haus in der Heidelberger Straße 148 scheinbesetzt. Mit dieser Aktion wollen wir weiterhin auf die Notwendigkeit und unser Bedürfnis nach einem autonomen Wohn- und Kulturprojekt in Darmstadt aufmerksam machen. Außerdem soll durch die Scheinbesetzung der Widerspruch zwischen dem zahlreichen Leerstand von Gebäuden und dem dennoch existierenden Wohnraummangel und den daraus resultierenden überteuerten Mietpreisen in Darmstadt deutlich gemacht werden. Dieser Widerspruch lässt sich in einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft zwar nicht auflösen, dennoch ist die Kritik daran unabdingbar, sollte das menschliche Bedürfnis des Wohnens nicht als verwertbar gelten.
Das in städtischem Besitz befindliche ehemalige Asylheim wurde im September 2010 bereits besetzt und sollte nach jahrelangem Leerstand in ein selbstverwaltetes Wohn- und Kulturprojekt verwandelt werden. Leider dauerte die Besetzung nur eine Nacht an, da Vertreter der Stadt Darmstadt die gewaltsame Räumung durch Polizei und BFE anordneten. Die Begründung von Jochen Partsch, dass in diesem Gebäude schon bald „sozialer Wohnraum“ entstehen solle, kann fast zehn Monate später nur als dreiste Lüge oder schlechter Witz interpretiert werden, da dieses Gebäude nach wie vor heute noch leer steht.
Während der Scheinbesetzung wurden Transparente angebracht, welche unter
anderem ein Zitat von Partsch beinhalten, wonach er einer ehemaligen
AZ-Kampagne im Jahre 2008 nahelegte, sich, anstatt ein Autonomes Zentrum
zu fordern, einfach eins zu nehmen.
Auch das Gebäude in der Neckarstraße 5, welches im Juni 2010 besetzt wurde, wird entgegen der Versprechen des Besitzers nicht in sozialen Wohnraum oder günstige Studentenwohnung verwandelt. Vielmehr werden hier in naher Zukunft teure Eigentumswohnungen entstehen, welche sich weder sozial schwache Menschen, noch Student_innen leisten können.
Die Scheinbesetzung der Heidelberger Straße 148 soll die Stadt Darmstadt nochmals daran erinnern, dass wir vor fünf Wochen bereits das Konzept zur Umsetzung eines autonomen Wohn- und Kulturprojekts an die Stadtverwaltung übergeben haben und weiterhin auf geeignete Angebote warten. Jedoch soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass wir uns nicht darauf ausruhen, sondern nötigenfalls die Sache wieder selbst in die Hand nehmen und uns ein Kulturzentrum „nicht fordern, sondern einfach nehmen.“
Alles für Alle!
Für ein selbstverwaltetes Wohn- und Kulturprojekt in Darmstadt