Polizei hält Bekennerschreiben für echt

S-Bahnhof Ostkreuz in Berlin: In dieser Kabelbrücke hat es am Montagmorgen gebrannt  Foto: DPA
Erstveröffentlicht: 
24.05.2011

Der Brandanschlag am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz war offenbar politisch motiviert. Die Polizei geht von der Echtheit eines Bekennerschreibens aus, das der linksautonomen Szene zugerechnet wird. Der Kabelschaden hatte den Schienenverkehr stundenlang lahmgelegt.

 

Berlin - Die Ermittlungen nach dem Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn am Montagmorgen laufen auf Hochtouren. Die Polizei teilte mit, die Ermittler gingen inzwischen von der "Authentizität" eines im Internet verbreiteten Bekennerschreibens aus. Es wird der linksautonomen Szene zugerechnet. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Nach Angaben der Polizei nennen die Verfasser des Bekennerschreibens zur Begründung ihrer Tat Themen wie "Anti-Atom", "Antimilitarismus" und "Antirassismus/Flüchtlingsproblematik". Eine konkrete Spur zu einzelnen Personen gebe es aber noch nicht, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

 

Wegen des Kabelbrands war es am Montag zu schweren Störungen im Schienenverkehr gekommen. Zehntausende Menschen waren dadurch in der Hauptstadt betroffen. Bahnsprecher Burkhard Ahlert sagte der RBB-Abendschau, durch die Tat seien drei Stellwerke ausgeschaltet worden. Außerdem seien wichtige Informationsstränge zur Sicherheit und für Fahrtzielanzeigen sowie Lautsprecheranlagen durchtrennt. Mitarbeiter seien seit Stunden und in der Nacht tätig, um die Verbindungen wiederherzustellen.

Allerdings müssten sich die Bahnpassagiere auch am Dienstag "weiterhin auf erhebliche Einschränkungen einstellen", hieß es. Nach Angaben des Bahnsprechers sollten Reisende sicherheitshalber mehr Zeit einplanen und sich im Internet informieren.

 

"Es ist unsäglich, die halbe Stadt lahmzulegen"

 

In einer ersten Reaktion sagte der Grünen-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann: "Wir verurteilen den Anschlag. Auch hier gilt, Gewalt ist kein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Es ist unsäglich, die halbe Stadt lahmzulegen."

 

Der Kabelschaden nahe des Umsteigeknotens Ostkreuz hatte den S-Bahn- und Regionalverkehr am Montag großflächig lahmgelegt. Vor allem Richtung Osten konnten mehrere Strecken nicht bedient werden. Zeitweise waren auch tausende Mobilfunkkunden betroffen, die gestörten Empfang hatten.

Experten der Kriminalpolizei gingen relativ früh von Brandstiftung aus, da am Brandort an der Straße Markgrafendamm Spuren einer brennbaren Flüssigkeit gefunden wurden. An einem Brückenpfeiler über dem Tatort war angeschrieben worden: "Look down" ("Schau hinunter").

 

S-Bahn-Fahrgäste in der Hauptstadtregion müssen seit zwei Jahren immer wieder Einschränkungen hinnehmen. Wegen massiver technischer Probleme kann die Bahntochter nur einen Teil der Fahrzeugflotte einsetzen. Dem bundeseigenen Konzern machen zudem deutschlandweite Attacken auf Oberleitungen oder Fahrzeuge zu schaffen.       wit/dpa/dapd