Lübeck – Feier einer rechtsradikalen Gruppe offenbar von Südosteuropäern gestürmt. Polizei spricht von außergewöhnlicher Brutalität. Fünf Verletzte mussten ins Krankenhaus.
Brutale Straßenschlacht in Lübeck: Im Stadtteil St. Jürgen haben sich in der Nacht zu gestern mehr als 30 Männer eine wüste Schlägerei geliefert. Mehrere Südosteuropäer waren in eine Kneipe gestürmt, in der eine Gruppe von Neo-Nazis gefeiert hatte. Die Polizei musste mit zehn Streifenwagen anrücken. Fünf Personen wurden teils schwer verletzt und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. „Die Hintergründe der Auseinandersetzung sind noch völlig unklar“, sagt Frank Doblinski von der Polizeidirektion Lübeck. Vieles deutet derzeit allerdings auf politische Motive hin.
Gegen 2.30 Uhr alarmierten Anwohner der Elswigstraße, einer klassischen Nachkriegs-Wohnsiedlung, erstmals die Polizei. Vor dem Lokal war es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Gästen der rechten Szene und zwei Männern gekommen. Als die Beamten erstmals am Einsatzort eintrafen, waren die beiden Streithähne allerdings wieder verschwunden – offenkundig um Verstärkung zu holen. Die Polizei spricht von Südosteuropäern. Wenig später lief der nächste Notruf bei der Einsatzleitstelle auf. Mehr als 30 Männer prügelten sich auf offener Straße und in dem Lokal. Mehrere Fensterscheiben und Zäune gingen zu Bruch. Auch das Inventar der Kneipe wurde erheblich beschädigt. „Die Kontrahenten waren mit Zaunlatten, einer Eisenkette und einer Gaspistole aufeinander los gegangen“, sagt Doblinski. Auch einen blutverschmierten Hammer stellten die Beamten am Tatort sicher. Das Maß an Brutalität sei „außergewöhnlich“ gewesen, so der Behördensprecher. Die Polizei rückte mit zehn Streifenwagen in der Elswigstraße an. Per Rettungswagen mussten fünf Verletzte zur stationären Behandlung in die Klinik gebracht werden. Ein Neo-Nazi wurde von den Beamten vorübergehend festgenommen.
Nach LN-Informationen hatten sich die Rechten als Fußball-Fanclub in der Gaststätte eingemietet. Bei der „geschlossenen Veranstaltung“ sollen allerdings auch rechtsradikale Lieder gesungen worden sein, berichten Zeugen. Schockiert reagiert die Kommunalpolitik auf die blutige Straßenschlacht. „Es ist alarmierend, dass so etwas im Jahr 2011 noch passieren kann“, sagt der innenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Rüdiger Hinrichs. Er verurteilt die Ereignisse in St. Jürgen aufs Schärfste. „In einer toleranten weltoffenen Stadt wie Lübeck darf sowas nicht passieren“, sagt auch Ingo Hoffmann. Der SPD-Sicherheitsexperte fordert eine Selbstverpflichtung der Gastwirte, Rechte als Gäste abzulehnen.
Von Bastian Modrow und Lina Timm