Roma fliehen vor rechtsradikalen Paramilitärs

Erstveröffentlicht: 
22.04.2011

Das ungarische Rote Kreuz hat fast 300 Roma aus Sorge vor möglichen Übergriffen einer paramilitärischen Gruppe in Sicherheit gebracht. Sechs Busse brachten die Frauen und Kinder aus dem Ort Gyöngyöspata.

 

Zuvor hatte die rechtsradikale, paramilitärische Gruppe Vederö ("Verteidigungsmacht") für das Osterwochenende zu einem Trainingslager am Ortsrand eingeladen. Teilnehmer wurden aufgerufen, in Uniformen und mit Gummigeschoss-Waffen zu erscheinen. Janos Farkas, der Vorsitzende des örtlichen Roma-Rats, sagte der Nachrichtenagentur DAPD, es würden Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der Vederö befürchtet. Das Dorf, durch das bereits in der vergangenen Woche mehrere Gruppen von uniformierten Männern "Patrouille" liefen, sei "praktisch ein Schlachtfeld". Wohin die Frauen und Kinder gebracht wurden, sagte er nicht. Nach der Abfahrt der Busse fuhren nach DAPD-Informationen mindestens zehn Polizeifahrzeuge in den Ort.

 

Ungarns Regierung hatte mehrfach betont, sich das Gewaltmonopol des Staats nicht von derartigen paramilitärischen Gruppen streitig machen zu lassen. Innenminister Sandor Pinter hatte angekündigt, dass die Polizei mehr Befugnisse bekommen soll, um die Aktivitäten von extremistischen Bürgerwehren zu verhindern.

 

Auf "Patrouille gegen Kriminelle"

Bereits im März hatte eine andere rechtsradikale Gruppe in Gyöngyöspata rund drei Wochen lang Märsche veranstaltet und war auf "Patrouille" zum "Schutz gegen Kriminelle" gegangen. Dabei waren auch Häuser von Roma mit Steinen beworfen worden, berichtete ein linksliberaler Radiosender. Verletzt wurde niemand.