Herdermer Genossenschaftsgedanken

Erstveröffentlicht: 
20.04.2011

Mietshäuser-Syndikat will die Wohnungen in der Johann-Sebastian-Bach-Straße erhalten.

 

Die Baugruppe "Wem gehört die Stadt?", ein Arbeitskreis des Mietshäuser-Syndikats, will die 95 günstigen kleinen Wohnungen in der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Herdern, in denen bislang ältere Menschen mit sehr geringer Rente gelebt haben, der Eigentümerin Freiburger Stadtbau abkaufen. Und zwar entweder zum symbolischen Preis von einem Euro oder gegebenenfalls zum Gutachterwert.

"Ein Euro wäre eigentlich genug, schließlich spart man teure Abrisskosten", sagt Stefan Rost von der Baugruppe, die anschließend plant, die Häuser zu sanieren und zu modernisieren und dann weiterhin als billigen Wohnraum zu erhalten. Alle derzeitigen und ehemaligen Bewohner könnten, wenn sie wollen, weiterhin dort wohnen; die Begegnungsstätte soll zudem auch erhalten bleiben. Derzeit leben in den Häusern mit den 95 Wohnungen nur noch zwölf Mieter, weitere neun Wohnungen sind noch bis Ende Mai an den Basketballverein USC Freiburg vermietet. Gedacht ist laut Baugruppe an eine genossenschaftliche Trägerschaft, das Erbbaurecht soll bei der Grundstücksbesitzerin, der Heiliggeistspitalstiftung, bleiben.

 

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Stadtbau, der die maroden Häuser aus den 1950er Jahren gehören, plant indes weiterhin den Abriss der gesamten Häuserzeilen. An deren Stelle sollen dann insgesamt 40 Wohneinheiten – jeweils zur Hälfte Eigentums- und Mietwohnungen – entstehen. Die alten Häuser zu erhalten sei angesichts der immensen notwendigen Sanierungen und Modernisierungen unwirtschaftlich, sagt Geschäftsführer Ralf Klausmann. Sozialwohnungen seien in diesem Teil der Stadt nicht möglich. Laut Mietspiegel liegt der Mietpreis im Musikerviertel bei zirka 11,50 Euro pro Quadratmeter; für sozialen Wohnraum liegt er dort immer noch bei 8,50 Euro, gibt Klausmann zu bedenken. Dies sei zu teuer für Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener. Mit einer zweieinhalbgeschossigen Bebauung, wie sie dort – an die Umgebung angepasst – vorgesehen ist, sei dies nicht zu realisieren.

Klausmann will denn auch am derzeitigen Zeitplan festhalten. Der Abriss der Häuser ist für kommenden Herbst geplant, im Frühjahr 2013 sollen die Neubauten fertig sein. Eine Bauvoranfrage laufe, demnächst wolle man das Baugesuch einreichen. Mit ihm reden könne man immer, sagte Klausmann gegenüber der BZ, aber bislang sei der Plan der Baugruppe nicht mehr als eine Absichtserklärung. "An uns ist noch niemand offiziell herangetreten." Die Baugruppe "Wem gehört die Stadt?" will das Konzept samt Finanzierung am 4. Mai, 20 Uhr, in der Fabrik, Habsburgerstraße 9, vorstellen und unter Einbindung von Gemeinderäten mit der Stadtbau verhandeln.