Bunter Demonstrationszug durch Brüssel auf "Anti-Lobby-Tour"

seedsdemo Brüssel

Am heutigen Montag, dem zweiten Tag der internationalen Aktionstage für Saatgut-Souveränität, zog eine große Demonstration durch das Brüsseler Europaquartier. Auf dieser "Anti-Lobby-Tour" wurde vor dem Gebäude des Saatgutkonzernes Bayer eine Petition mit über 58.000 Unterzeichnern an drei Abgeordnete des EU-Parlamentes übergeben.

 

Initiator Jürgen Holzapfel betonte dabei die Forderungen der Saatgutkampagne: "Wir bestehen auf dem Recht, Saatgut aus eigener Ernte zu gewinnen, nachzubauen und weiterzugeben. Außerdem fordern wir die Förderung regionaler Sortenvielfalt, indem die Saagut-ErhalterInnen und ZüchterInnen biologischer Sorten unterstützt werden. Und schließlich verlangen wir ein neues Verfahren der  Saatgutzulassung, das GVO-Saatgut verbietet sowie chemie- und energieintensive Sorten einschränkt."

 

In ihrer Antwort auf die Übergabe der Unterschriften bezeichnete die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, die Belgierin Isabelle Durant, die Demonstranten als eine Avantgarde, die wichtige Themen ansprechen würden. Sie forderte dazu auf, dies auf allen Ebenen und auch in den Heimatländern zu tun. Gemeinsam mit ihren Parlamentskollegen Marc Tarabella und Kriton Arsenis nahm sie die Unterschriften in Empfang. Diese lagen in drei Schubkarren und wurden so von den Abgeordneten eigenhändig zum EU-Parlament geschoben. Tarabella sagte bei der Übergabe zu, eine Untersuchung über die möglichen Folgen der Reform der EU-Saatgutgesetzgebung in Auftrag zu geben.

 

Weitere Stopps legte die Demonstration bei der "European Seed Association" (ESA) ein, der Lobby-Organisation der Europäischen Saatgutindustrie, sowie bei der "Generaldirektion Forschung" der EU-Kommission, die beide an der verfehlten Förderung des industriellen und des gentechnisch veränderten Saatgutes mitwirken. Mit phantasievollen Theaterstücken und Redebeiträgen aus der Türkei und aus Indien zu den Auswirkungen des EU-Saatgutrechtes auf die jeweilige kleinbäuerliche Landwirtschaft endete die Demonstration am Place du Luxembourg.

 

"Die Aktionstage waren ein voller Erfolg!" resümiert Mitorganisatorin Anne Schweigler von der Saatgutkampagne und sieht optimistisch in die Zukunft: "Die Begeisterung und das Interesse vieler Menschen an der Saatgut-Tauschbörse und die kritische Kreativität vieler engagierter Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen vermitteln Hoffnung. Hier werden  konkrete und praktikable Alternativen zur fortschreitenden Privatisierung aller Bereiche des Lebens und des Lebendigen aufgezeigt."