hö. In der Nacht von Samstag auf Sonntag besetzten rund 70 Autonome das leerstehende ehemalige Hotel "Metropol" in der Alten Eppelheimer Straße im Stadtteil Bergheim. Gegen 0.30 Uhr hatten Zeugen die Polizei gerufen, anfangs dachten die Beamten, es handele sich um Einbrecher. Als die Streifenbeamten das Treppenhaus betraten, flog ihnen ein Holzklappstuhl entgegen, die Beamten wehrten sich mit Pfefferspray. Später wurden auf dem Dach einige Feuerwerkskörper gezündet.
Inzwischen richteten sich die Hausbesetzer im Haus ein: Sie hatten sich Essen mitgebracht, schon in der Nacht flatterten die ersten Transparente an der Fassade - und außerdem hatten sie das siebenstöckige Haus, das lange als Asylbewerberunterkunft diente, gleich zum neuen "Autonomen Zentrum" (AZ) erklärt. In einer Pressemitteilung forderten sie OB Eckart Würzner und den Gemeinderat für heute, 10 Uhr, zu Verhandlungen über einen "fairen Nutzungsvertrag" auf. Doch dazu sollte es nicht kommen. Bereits in der Nacht hatten 30 Besetzer das Haus wieder verlassen, mittlerweile sicherte die Polizei die Tür und ließ keinen mehr rein, nur raus.
Am Sonntagmorgen stellte der Hausbesitzer, die Liegenschaftsverwaltung des Landes in Mannheim, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Als am frühen Morgen immer stärkere Kräfte der Bereitschaftspolizei eintrafen, verließen ab 7 Uhr immer mehr Besetzer das Gebäude und versammelten sich auf dem Vorplatz. Schließlich betraten gegen 9.45 Uhr die Bereitschaftspolizisten das Haus; niemand wusste, wie viele Besetzer noch darin waren, doch die Beamten fanden das Haus menschenleer. Bei den 37 Hausbesetzern auf dem Vorplatz stellte die Polizei die Personalien fest und erteilte ihnen einen Platzverweis. Es kam zu keinen Tätlichkeiten. Als Kriminaltechniker später das Haus durchsuchten, fanden sie eine Schachtel mit Bauschrauben und einen mit Klebeband umwickelten Steinwürfel; außerdem waren überall an Wänden, Türen und im Treppenhaus Parolen gesprayt.
Die Hausbesetzung folgte auf eine "Nachttanzdemo" am Samstagabend: Etwa 500 Personen - die Veranstalter zählten 1000 - demonstrierten auf der Strecke vom Marktplatz bis zum Hauptbahnhof für "mehr kulturelle und politische Freiräume", sprich für ein neues AZ. Der Protest hat sich ritualisiert, es gibt ihn seit 1999 jedes Jahr. Die Demo war, wie in den Vorjahren, laut, aber friedlich - von einem abgerissenen Autospiegel einmal abgesehen.