Keine zusätzlichen Sicherungen der Polizeiwachen

Dieter Glietsch plant keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen. (Archiv)
Erstveröffentlicht: 
12.04.2011

Berlin - Die Berliner Polizei plant nach dem Brandanschlag auf eine Polizeiwache keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen.

«Selbstverständlich muss man immer über Zusatzmaßnahmen nachdenken, wenn man aktuellen Anlass dazu hat. Aber was die baulich-technische Sicherheit in den Gebäuden angeht, gibt es auch vor dem Hintergrund dieses Anschlags keine Versäumnisse», sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. «Das ist ein guter Standard, der auch relativ teuer ist. Es ist nicht so, dass wir daran gespart hätten.»

Bei dem Brandanschlag am frühen Montagmorgen hatten sechs oder sieben Täter bis zu sechs Brandsätze in den Eingangsbereich und den Vorraum einer Polizeiwache in der Wedekindstraße in Friedrichshain geworfen. Nur knapp konnte ein junger Mann, der zum Putzen gekommen war, vor den Flammen gerettet werden. Obwohl ein Polizist die Täter verfolgte, konnten sie entkommen. Nach Einschätzung der Polizei gehören die Angreifer zur linksextremen Szene. Ein Bekennerschreiben gibt es aber nicht.

 

Glietsch räumte ein, dass die Außentür der Polizeiwache ein kaputtes Schloss hatte. «Man kann auch bei sehr neuen Gebäuden wie diesem nie ausschließen, dass zum Beispiel eine defekte Verriegelung ersetzt werden muss.»

 

Die Täter nutzten nicht, wie ursprünglich angenommen, den Einlass eines Beschäftigten einer Reinigungsfirma. «Die Außentür war defekt und hat deshalb zur Hälfte offen gestanden. Die Täter haben den Brandsatz hineingeworfen, obwohl sie erkennen konnten, dass dort ein Mensch im Vorraum war», sagte Glietsch.

 

Kritik der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wies er zurück. Die GdP hatte am Montag mit Blick auf die kaputte Tür von einer «Einladung» an Gewalttäter gesprochen. «Ich finde es deplatziert, in diesem Zusammenhang von einer Einladung zu reden», so Glietsch. «Das klingt so, als seien wir selber schuld, dass wir mit Brandsätzen beworfen werden, weil die Tür aufstand.»

 

Möglicherweise gehöre diese Form der Gewalt zu einer neuen Strategie der linksextremen Szene, nachdem die Brandanschläge auf Autos in den vergangenen Jahren zunehmend auch in der Linken weniger akzeptiert wurden. «Es gibt schon länger eine Diskussion in der linksextremen Szene über die Frage, welche Art von Gewalt "vermittelbar" ist», sagte Glietsch. «Mit Gewalt gegen Polizisten hat sich die Szene immer leichtgetan. Es gibt dort offensichtlich Menschen, die vor nichts zurückschrecken, wenn es um Polizisten geht.»