Bildungsstreik-Aktivisten reinigen zugekleisterte Mülltonnen in der Innenstadt
Von unserem Redakteur Frank Zimmermann
Eifriges Schrubben gestern Nachmittag in der Freiburger Innenstadt: Eine kleine Gruppe von Aktivisten des Bildungsstreik-Bündnisses reinigte die zwölf mit Plakaten zugekleisterten Mülltonnen in der Kaiser-Joseph-Straße. Die Behälter waren erst vor wenigen Tagen aufgestellt worden — Jugendliche der Jugendkunstschule hatten sie zuvor kunstvoll bemalt: zum einen, um die Stadt zu verschönern, zum anderen, damit die Tonnen künftig weniger beklebt und beschädigt werden.
Wer letztendlich die Bildungsstreik-Plakate in der Nacht zum vergangenen Freitag auf die Müllbehälter geklebt hatte (die BZ berichtete), konnte der gestrige Reinigungstrupp auch nicht sagen. "Wir haben nicht rausbekommen, wer das war" , versicherte Vincent Heckmann, Vorstand der Studierendenvertretung U-Asta. Fest steht: Diejenigen, die gestern zum Schrubben anrückten, haben ein Problem mit der Plakatieraktion. "Es tut uns Leid für die Kinder. Ich nehme an, dass da nicht nachgedacht wurde" ; jemand sei beim Plakatieren übereifrig gewesen. Heckmann gab zu bedenken, dass die Plakate an zehn Stellen frei zum Mitnehmen ausliegen, sowohl in den Räumen der Studierendenvertretung der Uni als auch der PH und der Fachschaften.
Die Aktivisten wiesen gestern aber auch darauf hin, dass ihnen Raum genommen werde, für politische Veranstaltungen zu werben. Mit den illegal aufgeklebten Plakaten weisen die Studierenden auf den heutigen Aktionstag hin, an dem sie ihre Solidarität mit den Mitstreitern zum Ausdruck bringen, die im Juni vergangenen Jahres die Gleise im Hauptbahnhof besetzt hatten und dafür strafrechtlich belangt werden (die BZ berichtete). "Wir fordern Freisprüche" , sagte Heckmann. Es gäbe unter Bildungsstreik-Aktivisten durchaus auch die Meinung, dass die jungen Künstler von der Stadt schlichtweg vorgeschoben worden seien, um das wilde Plakatieren einzuschränken. Nicht zuletzt deshalb reinigten die Studierenden gestern auch ausschließlich die bemalten Tonnen, nicht aber die zahlreichen anderen verklebten Behälter.
Michael Broglin, Chef der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASF), freute sich darüber, dass sich die Aktivisten am Montagmorgen bei der ASF gemeldet hatten, um ihre Hilfe bei der Reinigung der verschandelten Kunstwerke anzubieten. "Schade finde ich, dass sie nur die bemalten Tonnen sauber machen." Die Reinigung einer Tonne mit warmem Wasser und Schwamm dauerte zirka 20 Minuten; anders als zunächst gedacht, musste kein spezielles Lösungsmittel eingesetzt werden. Broglin gab zu bedenken, dass die ASF erst kürzlich für 60 000 Euro 60 neue Tonnen angeschafft habe. Bei der ASF gibt es einen Mitarbeiter, der ausschließlich dafür zuständig ist, Plakate zu entfernen.