Seit rund einem Vierteljahr kommt es in der niedersächsischen Kleinstadt Bückeburg, nahe der Nordrhein-Westfälischen Grenze regelmäßig zu rechten Übergriffen auf Antifaschist_innen und alternative Jugendliche seitens organisierter Neonazis. Aus diesem Grund hat die Kampagne "copyandpaste" am 9. April zu einer antifaschistischen Demonstration in der Stadt aufgerufen. Ziel der Demonstration war es, auf die Zustände in Bückeburg aufmerksam zu machen, die Seitens der lokalen Politik bis dato heruntergespielt worden war.
Lautstark und Entschlossen zog die Demo vom Bahnhof in Richtung Martkplatz und dann durch die belebte Innenstadt zurück zum Bahnhofsvorplatz.
Die Anzahl von rund 400 Teilnehmer_innen hat die Erwartungen um das Doppelte übetroffen und es ist erfreulich, dass dem Aufruf gemeinsam mit antifaschistischen Gruppen ein breites Bündnis aus politischen Parteien, Gewerkschaften und deren Jugendorganisationen gefolgt ist. Vor allem während der Zwischenkundgebung am Marktbrunnen zeigten sich viele Bückeburger Bürger_innen interessiert. Einige schlossen sich beim Weiterziehen dem Demonstrationszug an und begleiteten ihn bis zu Abschlusskundgebung am Bahnhof. Zwar kam es wie bereits im Vorfeld vermutet zu vereinzelten Provokationen am Rande der Demonstrationroute, als sich beispielsweise einige junge Anhänger_innen der rechten Szene vergeblich bemühten Fotos von Demoteilnehmer_innen zu machen, insgesamt verlief die Demonstrations jedoch störungsfrei.
In verschiedenen Redebeiträgen wurde auf die Berichterstattung in Bückeburg eingegangen, in der die Opfer rechter auf Grund ihres antifaschistischen Engagements öffentlich als Mitschuldige dargestellt wurden. Dort lautete der Tenor bisher dahingehend, dass die Existenz einer antifaschistischen Gruppe erst den Ausbruch der rechten Gewalt provoziert habe.. Mit dieser Deutungsweise wird eine sich seit einigen Jahren zunehmend organisierende, lokale Naziszene verleugnet und die Aktivitäten der Bückeburger Neonazis, die von Betreiben einer Internetseite, Verkleben von Propagandamaterial bis hin zu körperlichen Angriffen sowie Morddrohung gegen Andersdenkende und politische Gegner_innen reichen, heruntergespielt. Vor allem Staatsschutz und Polizei hatten im Vorfeld immer wieder behauptet, dass es keine organisierte rechte Szene in der Stadt gäbe und weiter noch gefordert , vor allem auch "Aufkleber der Antifa" aus dem Stadtbild zu entfernen. Der Faktenlage widersprechend, wurde behauptet, in der Stadt würde sich zur Zeit ein Schlagabtausch zweier extremistischer Jugendgruppen abspielen, während es tatsächlich organisierte Neonazis waren und sind, die linke Jugendliche durch die Straßen jagen und regelmäßig zusammenschlagen.
Angeregt durch die Berichterstattung in den regionalen Zeitungen, die maßgeblich auf den Schilderungen der Polizei beruhten, wurde von Seiten der Politik in der Stadt mit der Gründung eines "Runden Tisches" gegen jeden Extremismus eingerichtet. Mit den Opfern der rechten Gewalt zu sprechen, davon wurde bisher abgesehen. Vielmehr ließ man diese, als Extremist_innen diskridiert, auf sich alleingestellt.
Auf diese nicht weiter hinnehmbaren Missstände machte die Demonstration als wirkungsvolle Auftaktveranstaltung der Kampagne "copyandpaste – Gegen Nazistrukturen in und um Bückeburg" auf ihrem Zug durch die Bückeburger Innenstadt aufmerksam. Auch in Zukunft wird es das Ziel der Kampagne sein, unser Anliegen hörbar zu machen.
Hierfür haben wir mit dieser Demonstration ein deutliches Zeichen gesetzt. Wir werden es nicht hinnehmen, dass in Bückeburg Neonazis konsequenzlos Gewalttaten verüben und ihr menschenverachtendes Gedankengut ungehindert verbreiten können.
Solange es in Bückeburg Rückzugsorte gibt, wie aktuell mitten in der Innenstadt, wo Neonazis sich tagtäglich ungestört treffen und auf den Straßen frei agieren können, wird die Kampagne diese öffentlich machen und intervenieren. Weitere Informationen, Redebeiträge der Demonstration und einen Pressespiegel findet ihr auf unserer Kampagnenseite copyandpaste.blogsport.de