Villingen-Schwenningen
Ist das Gasthaus Bertholdshöhe ein Tummelplatz der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD)? 1000 gelbe Flugblätter mit diesen Vorwürfen wurden von Unbekannten verteilt.
Eine Gaststätte wird zum Demo-Ziel
Am Samstag sperren Polizeibeamte den Parkplatz der Bertholdshöhe, der Privatgelände ist, vor Demonstranten ab. Wirt Alfons Nagel ist mit der Kundgebung nicht einverstanden.
Villingen-Schwenningen – Diese Vorwürfe erheben unbekannte Verfasser, vermutlich von der linken Szene, in einem Flugblatt. Vehement wehrt sich der Betreiber der Gaststätte, Alfons Nagel, gegen diese Behauptungen.
1000 gelbe Flugblätter in DIN A4-Format hatten unbekannte Autoren an Haushalte in der näheren Umgebung der Gaststätte Bertholdshöhe verteilt. Auch der SÜDKURIER-Redaktion liegt dieses Schreiben vor. So kurz vor der Landtagswahl wollen die Verfasser der NPD den Wind aus den Segeln nehmen: Sie gehören vermutlich zum Aktionsbündnis gegen Rechts, das sich vor vier Monaten gegründet hatte.
Demo am Samstag
Das Schreiben trägt die Überschrift „Gasthaus in Villingen bietet Plattform für rechte Politik“. Gegen Alfons Nagel erheben die Verfasser den Vorwurf, der „regionalen und überregionalen Naziszene“ einen Treffpunkt zu bieten. Am kommenden Samstag soll sogar eine Demonstration stattfinden – mit einer Kundgebung vor Nagels Gaststätte.
Zur Teilnahme rufen die Verfasser im Schreiben auf. Das Speiselokal sei für die lokale Naziszene von „großer Bedeutung für ihre politische Arbeit“, ist zu lesen. Und weiter: „Es ist nicht hinzunehmen, dass diese Naziumtriebe völlig unbeobachtet und ungestört vonstatten gehen.“
Alfons Nagel wehrt sich: „Das ist geschäftsschädigend und verlogen. Ich bin weder ein Rechtsradikaler, noch schwarz, noch rot oder grün. Ich habe überhaupt kein Parteibuch“, sagt er. Er bestätigt, dass in der Bertholdshöhe – wie auf dem Flugblatt zu lesen – im Juli 2009 ein Konzert einer „Rechtsrockband“ stattgefunden habe.
Das sei aber das einzige und vor allem letzte dieser Art gewesen. „Wir wollen mit dem rechten Milieu nichts zu tun haben. Es wird keine Konzerte mehr geben. Die Gruppe wollte im Januar wieder bei uns auftreten, aber wir haben abgesagt“, sagt Nagel.
Treffen der NPD
Es treffe zu, dass immer mal wieder Treffen der NPD, an denen Jürgen Schützinger, Stadtrat, Kreistagsabgeordneter und NPD-Landesvorsitzender, teilnimmt, in der Gaststätte stattfinden würden. „Aber auch andere Parteien, zum Beispiel SPD und CDU, kommen regelmäßig zu uns. Außerdem sind wir ein beliebter Treffpunkt für Vereine, wie den Skat-Club Romäus und den Schach-Club“, so Nagel.
Ob er Anzeige wegen Geschäftsschädigung erstellen werde, wisse er noch nicht. Wegen Samstag stehe er mit der Polizei in Kontakt. „Auf meinem Privatgelände werde ich keine Demonstration zulassen. Die Polizei wird das Gelände absperren“, sagt er. Nagel hat Angst, dass auch Rechtsradikale kommen und die Situation eskaliert, zumal die Demonstration im Internet publik gemacht wurde. „Und was mache ich, wenn sie Molotow-Cocktails haben?“, fragt Nagel. Schließlich könnten die Demonstranten recht nah an das Gebäude herankommen.
Polizei: Szene unauffällig
Dass sich in dem Lokal immer wieder Mitglieder der NPD treffen, sei der Polizei bekannt, so der Pressesprecher der Polizeidirektion, Ulf Feichtinger. Von Konzerten, auf denen Texte mit bedenklichem Inhalt verbreitet würden, wissen die Beamten aber nichts. Die Szene sei zudem absolut unauffällig.