Denkmäler und Kunstobjekte am Ring: Gemeinderat stimmt mehrheitlich für das Kunstkonzept der Stadtverwaltung
Normalerweise kennen sich die Stadträte Freiburgs aus in ihrer Stadt. Doch wieviele Denkmäler und Kunstobjekte jetzt schon am neu zu gestaltenden Rotteck- und Friedrichring stehen, erstaunte am Dienstag im Gemeinderat einige. Mehrheitlich einig waren sich die Rätinnen und Räte, das Kunstkonzept der Stadtverwaltung zu übernehmen, das den künftigen Umgang mit den Objekten regelt.
Über manche Denkmäler wird in Freiburg schon lange gestritten. Das Siegesdenkmal zum Beispiel, das an den Sieg Deutschlands gegen Frankreich im Jahr 1871 erinnert, wurde in friedlicheren Zeiten als Symbol nationalistischer Politik kritisiert. Auch am Dienstag im Gemeinderat gab es um dieses Denkmal – eines von zwölf am Ring – die meisten Diskussionen.
Grünen-Chefin Maria Viethen plädierte dafür, gelassen zu bleiben und den Blick auf die historische Bedeutung zu lenken: "Niemand käme heute noch auf die Idee, dass ma damit den Krieg verherrlichen wolle." Ähnlich argumentierte Martin Kotterer für die CDU: "Noch die Generation meiner Großeltern reiste mit gemischten Gefühlen nach Frankreich." Es sei richtig, dieses Zeitdokument wieder auf dem Platz in der Nähe aufzustellen. Das Siegesdenkmal muss wegen der neuen Verkehrsführung auf jeden Fall verlegt werden; möglich wäre ein neuer Standort vor dem Sozial- und Jugendamt (diesen favorisiert die Stadtverwaltung) oder einer weiter südwestlich an der Ecke zur Kaiser-Joseph-Straße. Auch Gabi Rolland (SPD) sagte, es sei wichtig, "das Denkmal in der Nähe zu behalten".
Die Unabhängigen Listen waren uneins: Während Atai Keller (Kulturliste) sich dafür aussprach, das Siegesdenkmal auf dem Platz "nicht so prominent" zu platzieren und eine Tafel anzubringen, die die geschichtlichen Zusammenhänge erläutert, sprach sich Hendrijk Guzzoni (Linke Liste) für einen "Friedhof der Geschichte" aus: Dort sollten problematische Denkmäler ausgestellt werden.
Siegesdenkmal und Propagandaeffekt
Die Grüne Alternative Freiburg(GAF) lehnte das Kunstkonzept komplett ab. Coinneach McCabe wies darauf hin, dass vom Siegesdenkmal noch immer ein gewisser Propagandaeffekt ausgehe: Es symbolisiere nicht nur den Sieg über Frankreich, sondern auch den Sieg des preußischen Reiches über das Großherzogtum Baden, "Blut und Eisen von Bismarck", so McCabe: "Wir brauchen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalismus." Der Vorschlag der Grünen, dem Platz einen anderen Namen zu geben (etwa "Platz der deutsch-französischen Freundschaft") rief Horst Bergamelli (SPD) auf den Plan: "Seit 130 Jahren heißt der Platz so. Ihn umzubenennen kommt für Freiburger nicht in Frage – alles was Recht ist!"
Auch über andere Denkmäler wurde noch gesprochen. Für das "nicht schöne, aber eindrucksvolle" (Viethen) Mahnmal für die Verfolgten des Naziregimes am Rotteckring/Ecke C&A-Passage war überwiegend Konsens, dass die fliegenden Händler weiter abrücken sollten. Coinneach McCabe sah das kritischer: Die Händler, die früher auf dem Kartoffelmarkt und nun am Rotteckring stehen, würden "abgeschoben wie alle unliebsamen Menschen in dieser Stadt". Atai Keller regte an, drei weitere der Uni gehörende Kunstwerke in die Überlegungen einzubeziehen und "die Frage ihres weiteren Verbleibs mit dem Unibauamt abzuklären".
Der Antrag der Unabhängigen Listen, für den geplanten Kunstwettbewerb schon frühzeitig Sponsoren zu suchen, wurde von der Verwaltung übernommen. Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat dann dem Kulturkonzept zu – vorher aber sagten alle Fraktionen und Gruppierungen noch Danke für die umfangreiche Vorarbeit von Planungs- und Kulturamt.