Um einen, von den Schülerinnen und Schülern selbst organisierten, Schulstreik in Bochum zu organisieren, initiiert die BSV Bochum ein offenes Gründungstreffen. Eingalden sind alle die zur Schule gehen. Die neuzugründende Struktur soll fortan unabhängig in ihren Entscheidungen sein. Im Folgenden findet sich der Aufruf, welcher zur Zeit an diversen Bochumer Schulen verteilt wird.
Let's do it again!
Schulstreik selber machen!
Einladung zum ersten Schulstreik-Vorbereitungstreffen am 20. März um 13 Uhr im Kulturzentrum „Bahnhof Langendreer“*
- Initiiert von der Bezirks Schüler_innen Vetretung Bochum (BSV) -
An die Schülerinnen und Schüler in Bochum,
Für die meisten von uns ist Schule eine lästige Angelegenheit. Hin gehen wir, weil es eben sein muss, der Karriere wegen. Dass Bildung einmal bedeutet haben soll, Neugier zu wecken und die Dinge kritisch zu hinterfragen, erscheint uns lächerlich, beim Blick auf unsere Lebensrealität als Lernmaschinen. Die Schulreformen der letzten Jahren, die uns u.a. das G8 und das Zentralabitur brachten, verschärften dies noch zusätzlich. Hinzu kommt, dass das deutsche Bildungssystem hochgradig ungerecht ist. Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus der Unterschicht werden strukturell benachteiligt, wie Studien belegen. Einmal auf eine Hauptschule abgeschoben, befinden sich junge Menschen bereits nach vier Grundschuljahren auf dem gesellschaftlichen Abstellgleis. Für jene, die es dennoch nach oben geschafft haben, wird jedes auf den „Eigenanteil“ fallende Schulbuch oder jede Klassenfahrt für die Familie zur finanziellen Belastung.
Gemeinsam haben wir bereits viel erreicht!
In den letzten drei Jahren waren im Rahmen des Bildungsstreiks bundesweit hundertausende Schüler_innen auf den Straßen. Auch in Bochum gab es 2009 und 2010 große Demonstrationen von Studierenden und, hauptsächlich jedoch, Schüler_innen, die sich gegen die Zumutungen des Bildungssystems richteten. Mit der Abschaffung der Kopfnoten wurde nun eine der Hauptforderungen des Bildungsstreiks tatsächlich umgesetzt. Dies währe ohne den Druck der Straße nicht denkbar gewesen. Auch unabhängig davon war es für viele von uns ein wunderbares Gefühl der Selbstermächtigung, des aktiven Gestaltens und eines laut ausgerufenen „fuck off“ gegenüber der grauen Ohnmacht des Schulaltags. Da wir als Schüler_innen finden, dass es immernoch genügend Gründe gibt, gegen die Missstände, die uns in der Schule begegnen, auf die Straße zu gehen, wollen wir dies auch 2011 tun.
Warum Schulstreik? Was ist dieses mal anders?
Bewusst haben wir als Initiatoren die Entscheidung getroffen von einem Schulstreik, anstelle eines Bildungsstreikes zu sprechen. Die Bildungsstreikbewegung fing mit einer Schulbesetzung in Marburg an, es waren dann auch anschließend beim „Schulstreik“ als erstes die Schüler_innen die demonstrierten. Da auch Studierende von den Bildungsreformen betroffen waren, schloßen auch sie sich der „Streik-Bewegung an.“ Man sprach nun von einem „Bildungsstreik“ und die Sache gewann an Dynamik. Gerade in Bochum organisierten anfangs Studierende maßgeblich den Bildungsstreik. Auf den Demonstrationen jedoch waren hauptsächlich Schüler_innen. Es bestand also ein Ungleichgewicht zwischen Demonstrierenden und Organisation. Bei der zweiten großen Demonstration, brach die Studierenden-Organisationsstruktur in Bochum schließlich mangels Substanz drei Tage vor der Demo ein, und die Schüler_innen sahen sich vor der Aufgabe völlig spontan einen Protestzug auf die Beine zu stellen, an dem nun endgültig nur noch Schüler_innen teilnahmen. Wir denken nun, dass diejenigen, die den Protest getragen haben, das Ganze selbst in die Hand nehmen sollten. Adäquat können nur wir selbst unsere Interessen vertreten. Dass nun initiierte Organisationstreffen soll die Möglichkeit bieten, unsere Kritik an der Schule zu formulieren und diese mit einem Schulstreik in eine praktische Aktion umsetzen. Was dann die genaueren Forderungen sind, liegt an den teilnehmenden Schüler_innen.
Wenn du Schüler_in bist und dich Dinge in der Schule, und um die Schule herum, stören, bist du herzlich eingeladen.
*Anfahrt mit öff. Verkehrsmitteln: Haltestelle Langendreer S (nicht West!) – Erreichbar mit der S1 und den Linien 378,379,345