Unbekannte zerstörten Scheiben an einer Dienststelle. In der Redaktion des Hamburger Abendblatts ging ein Erklärungsschreiben ein. Denis Fengler
VOLKSDORF. Innerhalb weniger Monate ist die Außenstelle des Volksdorfer Polizeikommissariats bereits zum zweiten Mal angegriffen und beschädigt worden. Wie die Polizei erst gestern mitteilte, warfen Unbekannte zwischen Sonnabendabend und Montagmorgen mehrere "faustgroße Natursteine" gegen die Eingangstür und Scheiben der Polizeistation an der Farmsener Landstraße.
Insgesamt vier Fenster und die Tür seien beschädigt worden, sagte Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Allerdings durchschlugen die Steine das Sicherheitsglas nicht. An einer Seitenwand malten die Täter mit gelber Farbe die Losung "Liebig lebtt - Flora bleibt" an. Sie spielten damit auf die Räumung eines Hauses in der Berliner Liebigstraße und die Spekulationen um die Zukunft der Roten Flora an.
Die Polizei geht von einem politisch motivierten Anschlag aus, die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes (LKA) ermittelt. In der Redaktion des Hamburger Abendblatts ging gestern ein Erklärungsschreiben der mutmaßlichen Täter ein. Darin heißt es unter der Überschrift "We're not gonna take it ... anymore" (Wir akzeptieren es nicht mehr ...): Menschen würden aus der Innenstadt verdrängt, um Platz zu machen für noch mehr leer stehenden Büroraum und die Bedürfnisse einer zahlungskräftigen, umworbenen "Kreativklasse". Hamburg werde schick gemacht, um in Konkurrenz mit anderen Städten zu treten; dabei werde gefordert, dass sich Menschen der "Marke Hamburg" anpassten.
Weiter heißt es: Die Frage nach einem "Recht auf Stadt" werde nicht durch runde Tische und Beteiligungsverfahren beantwortet, "sondern durch eine selbstbestimmte politische und kulturelle Praxis". Der Kampf um selbst verwaltete Orte sei ein Teil davon. Die Verfasser rufen zu Besetzungen, Sabotage und Anschlägen auf, zur "Kennzeichnung politisch und wirtschaftlich Verantwortlicher" und fordern, "unkontrollierte Verhältnisse zu schaffen".
Bereits Anfang November hatten Unbekannte mit Steinen und blauer Farbe gefüllte Marmeladegläser gegen die Außenstelle des PK 35 geworfen und diese beschädigt. Die Täter wurden nie gefasst. Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Taten gibt, kann die Polizei bislang nicht beantworten.
Zuletzt war ein Bekennerschreiben nach einem Brandanschlag auf einen Abrissbagger an der Bernhard-Nocht-Straße beim Abendblatt eingegangen, dessen Verfasser eine ähnlich radikale Richtung einschlugen: In dem "offenen Brief" rechtfertigen die Brandstifter die Tat als Form des Widerstands gegen "beratungsresistente" Immobilien-Spekulanten.
Hinweise zum Anschlag auf die Polizeiwache: Tel. 428 XXXXX.