Bochum. Gegen einen jungen Aktivisten der NPD hat die Bochumer Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Der 19-jährige Wattenscheider soll mehrere Brände gelegt und danach gezielt versucht haben, den Verdacht auf antifaschistische Gruppen (Antifa) zu lenken.
Ein Aktivist der Bochumer NPD muss jetzt mit einem Prozess vor dem Bochumer Landgericht rechnen. Die Staatsanwaltschaft hat vor kurzem Anklage gegen den 19-jährigen Wattenscheider erhoben. Das bestätigte am Montag ein Sprecher des Gerichts auf Anfrage der WAZ.
In dem Fall steckt eine Menge Brisanz. Der Staatsanwalt wirft dem NPD-Mitglied eine Reihe von Brandanschlägen in Bochum zwischen Juni und September 2010 vor. Er soll sie selbst begangen haben, um sie der antifaschistischen Bewegung (Antifa) in die Schuhe zu schieben.
Briefkastenteile flogen nach Explosion bis zu 20 Meter weit
Herausragend in der Anklage ist der Punkt „Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion“. Am 9. Juli 2010 soll der 19-Jährige die Briefkastenanlage seiner Wohnung mit einem selbst gebastelten Zündsatz in die Luft gejagt haben. Dabei habe er eine Kohlensäure-Kapsel und in Papier eingewickelte Wunderkerzen verwendet. Einzelne Teile flogen bis zu 20 Meter weit. Laut Anklage entstand ein Sachschaden von 1500 Euro. Am Tatort - so der Vorwurf - legte der NPD-Anhänger dann Flugblätter aus, die als Bekennerschreiben der Antifa gekennzeichnet waren. „Achtung Nazi!“ stand darauf.
Tatsächlich wurde damals auch gegen Mitglieder der Antifa ermittelt. Dabei soll der NPD-Aktivist erneut den Verdacht auf sie gelenkt haben.
Zwei Autos brannten
Die Anklage wirft dem 19-Jährigen auch vor, die Wohnungstür einer engen Verwandten in seiner Nachbarschaft angezündet zu haben. Im Hausflur soll er ein Flugblatt ausgelegt haben: „Schlagt ihre Führer tot.“ Auf dem Blatt standen angeblich die Namen des 19-Jährigen und weiterer rechter Aktivisten: Man solle ihnen „den Schädel entzwei“ schlagen.
Die Anklage geht auch von zwei ähnlichen Brandlegungen in Bochum und Wattenscheid aus. Einmal brannten sogar zwei geparkte Autos, wie es heißt. Sachschaden laut Anklage: 15 000 Euro.
Der NPD-Aktivist ist vor der 3. Jugendstrafkammer angeklagt. Das Gericht prüft aber noch, ob sie die Anklage zulässt. Folglich gibt es auch noch keinen Prozesstermin. In den nächsten Tagen will der Beschuldigte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben.