Der Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll hat das Zwischenlager Nord bei Lubmin erreicht. Wegen heftiger Proteste mit Sitzblockaden brauchte der Zug von Karlsruhe nach Mecklenburg-Vorpommern 26 Stunden. Mehrere Menschen wurden verletzt.
Atomkraftgegner hatten unter anderem bei Ludwigslust, in Schwerin, bei Ribnitz-Damgarten und nahe Stralsund mit Blockadeaktionen den Transport mehrfach aufgehalten. Auch auf dem letzten Streckenabschnitt zwischen Greifswald und Lubmin hatten mehr als 50 Menschen an vier Stellen die Gleise besetzt. Die Polizei schritt dagegen ein.
Nach ihren Angaben zog sich ein Demonstrant bei der Ankett-Aktion nahe Buchenhorst Schürfwunden zu. Ein weiterer sei bei Auseinandersetzungen in Kemnitz - etwa zehn Kilometer vor Lubmin - verletzt worden. Polizisten hatten dort versucht, Atomkraftgegner an einer Gleisblockade zu hindern. Nach Angaben des Anti-Atom-Bündnisses Nordost trugen dabei aber mehrere Demonstranten blutige Nasen und Lippen davon. Das Vorgehen der Polizei sei „super brutal“ gewesen, sagte Ulrike Berger vom Grünen-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. Auch von ausgeschlagenen Zähnen berichtete sie.
Am Morgen hatten sich zwischen Kemnitz und Lubmin insgesamt gut 100 Demonstranten an mehreren Stellen auf die Gleise gesetzt. Die Polizei begann damit, die Blockaden dort aufzulösen. Zuvor hatte sie bei Ankett-Aktion von Atomkraftgegnern an den Gleisen vier Menschen in Gewahrsam genommen.
Der Zug mit der hochradioaktiven Fracht aus der früheren Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe war in der Nacht zum Mittwoch gestartet. Am Morgen ist er in Lubmin angekommen. Nach rund 28-stündiger Fahrt erreichte der Castor-Transport am Donnerstagmorgen das Gelände des stillgelegten Kernkraftwerks Lubmin. Nach Angaben der Energiewerke Nord (EWN) sollen die fünf Castorbehälter mit 140 Glaskokillen in den nächsten Stunden in das atomare Zwischenlager (ZLN) rangiert werden.
Politiker der Grünen hatten zuvor zu juristisch umstrittenen Sitzblockaden und zivilem Ungehorsam aufgerufen. Das Papier, das der Frankfurter Rundschau vorliegt, verfassten Astrid Rothe-Beinlich, Vize-Landtagspräsidentin Thüringens und Mitglied im Grünen-Bundesvorstand, und Haushaltspolitiker Sven Kindler.