Bereits fünf Tage vor dem Atomtransport von Karlsruhe zur Ostsee überwacht die Polizei die Route. "Der Einsatz hat quasi schon begonnen", sagte ein Polizeisprecher. Entlang der Stadtbahnstrecke in Karlsruhe gilt vom kommenden Dienstag 00.00 Uhr bis Mittwoch 24.00 Uhr eine Verbotszone.
In fünf Castoren wird am Mittwoch der Atommüll der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) nach Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gebracht. Innerhalb der Verbotszone ist in einem Umkreis von 50 Metern rechts und links der Gleise das Versammlungsrecht eingeschränkt, um Blockaden von Atomkraftgegnern zu verhindern, bestätigte ein Polizeisprecher. Die Polizei werde bei dem Einsatz mit mehreren hundert Beamten präsent sein.
Anti-Konflikt-Teams sollen zu einem friedlichen Verlauf beitragen. "Uns geht es darum, die Versammlungsfreiheit sicherzustellen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Castor-Transport sein Ziel erreicht", erläuterte ein Sprecher die Polizeistrategie. Die Beamten setzen auf ein abgestuftes Vorgehen: Sie wollen zunächst mit den Demonstranten reden. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, Teilnehmer in Gewahrsam zu nehmen. Gleisblockaden würden verhindert werden, betonte der Sprecher.
Erste Protestveranstaltung am Samstag
Bundesweit seien gegen den Atomtransport an rund 40 Orten Aktionen wie Mahnwachen, Demonstrationen oder auch Sitzblockaden geplant, kündigte Felix Leipold vom Anti-Atom-Bündnis Nordost in Greifswald an. Am Start in Karlsruhe wollen Atomkraftgegner mit rund 300 Teilnehmern bereits am Samstagmittag Bürger in der Innenstadt über den aus ihrer Sicht "sinnlosen Atomtourismus" und dessen Gefährlichkeit informieren. Sie fordern die sofortige Abschaltung von Atommeilern und verlangen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), den "atomaren Unsinn" zu stoppen. Bis zur Klärung der Endlager-Frage müsse auf Atomtransporte verzichtet werden. "Das sinnlose Hin-und-Her-Karren von Atommüll gehört untersagt", sagte etwa Hartmut Weinrebe, Regionalgeschäftsführer des BUND Mittlerer Oberrhein.
Von Dienstagabend wollen Demonstranten eine "Nachttanzblockade" an den Schienen in Karlsruhe-Neureut organisieren - kurz vor dem erwarteten Abtransport in den Morgenstunden des Mittwochs. Der hoch radioaktive Müll stammt aus der fast 20-jährigen WAK-Betriebszeit. Die Castoren enthalten 56 Tonnen eines Glasgemisches, in dem strahlende Reste der so genannten Karlsruher Atomsuppe gebunden sind. Dabei handelte es sich um 60.000 Liter Flüssigabfall - ein Gemisch aus Salpetersäure mit verschiedenen stark radioaktiven Resten, darunter 16,5 Kilogramm Plutonium und 500 Kilogramm Uran.