Bei einer Antifa-Demo zog ein Rechter das Messer
Zwei Männer stehen wegen Nötigung vor Gericht.
Für Schlagzeilen hat im Mai 2009 die Nachricht gesorgt, dass bei einer Demonstration der linke Szene von einem Rechtsradikalen ein Messer gezückt worden war. Zwei Männer aus der rechten Szene, 29 und 36 Jahre alt, müssen sich jetzt wegen gemeinschaftlicher Nötigung vor dem Amtsgericht verantworten. Am 20. Mai 2009 soll der Jüngere am Rande der Demonstration in der Rempartstraße ein Messer gezogen und einen Rad fahrenden Demonstranten mit den Worten "Es gibt Krieg, renn um Dein Leben" bedroht und verfolgt haben. Der 36-Jährige soll ihn dabei unterstützt haben.
20 Monate sind seitdem vergangen. Eine lange Zeit für die zehn Zeugen, von denen damals acht auf der Terrasse des Cafés "Oscar’s" unweit der Einfahrt zur Uni-Tiefgarage saßen. Sie bekamen mit, wie sich der Demonstrationszug durch die Rempartstraße bewegte. Stunden zuvor hatte die Polizei in der Wiehre das besetzte St. Antoniushaus geräumt und damit die linke Szene in Bewegung gesetzt. Unterwegs waren auch die Angeklagten mit zwei Freunden. Sie hatten Bier und Wodka intus und trugen schwarze T-Shirts mit dem Aufdruck "Ehre und Vaterland".
Vor der Unibibliothek stießen sie das erste Mal auf die Demonstranten.
Der Alkohol hatte den Mut der Rechten beflügelt. Für ihr Gebrüll "Linke
Zecken" ernteten sie herbe Widerworte. Die Polizei reagierte sofort und
drängte das Quartett Richtung Tiefgarage ab. Ein radelnder Demonstrant
umfuhr die Gruppe, stoppte beim "Oscar’s" und herrschte die Gäste an:
"Da hinten sind Nazis und rufen Heil Hitler und ihr sitzt hier und
trinkt Kaffee. Macht was." Einem näher kommenden Rechten rief er zu:
"Halts Maul, du Nazi." Der pöbelte lautstark zurück. Und was dann
geschah, darüber gehen die Schilderungen der Cafébesucher auseinander.
Haben sich die Demonstranten zuerst mit Eisenstangen einer nahen
Baustelle bewaffnet und sie nach den Rechten geworfen? Oder haben die
Rechten zuerst mit Warnbarke und Eisenständer um sich geworfen? War es
nur Säbelrasseln oder wollte man wirklich aufeinander losgehen? Der
29-jährige Angeklagte gab an, dass er angesichts der Übermacht der
Linken um sein Leben gefürchtet und deshalb sein Taschenmesser gezogen
habe. Die Polizei rettete die Situation, drängte das rechte Quartett ab
und nahm die Angetrunkenen zu ihrer eigenen Sicherheit für mehrere
Stunden in Gewahrsam.
Auch nach zehn Zeugenaussagen bleibt das Geschehen unklar. Von der
Antifa und der linken Szene hatten sich wenige Zeugen gemeldet. Einer,
der den Vorfall gefilmt oder fotografiert haben soll, hatte sich als
Zeuge krank gemeldet.
Strafrichter Ruby will am 2. März weiterverhandeln. Angesichts der
unklaren Beweislage steht auch eine Einstellung der Verfahren im Raum.
Das wäre möglich, weil die Angeklagten inzwischen weitere Delikte
begangen haben und dafür zu noch nicht rechtskräftigen Haftstrafen
zwischen sieben und 28 Monaten verurteilt worden sind. Ruby deutete an,
dass er im Falle einer Verurteilung maximal zwei Monate verhängen würde.
Die würden im Vergleich zu den anderen Strafen nicht ins Gewicht
fallen.