Immer nachts gingen Müllcontainer in Flammen auf: Eine Serie von über 30 Brandstiftungen hielt im vorigen Jahr die Kripo in Atem. In Lechhausen griff ein Feuer auf ein Auto über, in der Innenstadt wäre beinahe ein Haus in Brand geraten. Für die Fahnder stand nach intensiven Ermittlungen fest: Die Feuer gehen auf das Konto einer linksextremen Gruppe. Doch sie fanden nicht genug Beweise. Die Strafverfahren gegen Mitglieder der Gruppe sind jetzt eingestellt worden.
Im Visier hatte die Polizei sechs junge Aktivisten. Es sind Schüler, Studenten und Auszubildende, alle um die 20 Jahre alt. Der Vater eines Betroffenen nennt die Ermittlungen „eine einzige Blamage“. Er hegt den Verdacht, dass Steuergelder „verbrannt“ wurden. Bei der Kripo sieht man das anders. Chef Klaus Bayerl sagt: „Die Verfahren wurden von der Staatsanwaltschaft nicht eingestellt, weil die Unschuld erwiesen ist, es reichte nicht für eine Verurteilung.“ Von einer „Schlappe“ will er nichts wissen. „Seit wir reagiert haben, ist die Brandserie beendet“, sagt er, „das ist für die Sicherheit der Bürger wichtig.“
Die Beamten hatten im Sommer Wohnungen der Verdächtigen und den linken Treff „Die ganze Bäckerei“ in der Jakobervorstadt durchsucht. In Wohnungen fanden sie Feuerwerkskörper und Leuchtmunition. Im Szeneladen stießen sie auf Schablonen, die für eine Serie von Graffitis benutzt wurden. Doch das reichte nicht. Niemandem konnte konkret eine Straftat nachgewiesen werden. Selbst DNA-Spuren von Brandorten führten nicht zum Erfolg. „Das zeigt zwar, dass ein Verdächtiger am Tatort war“, erklärt Kripo-Chef Bayerl. „Es belegt aber nicht, was er dort getan hat.“
Die linke Szene hatte sofort empört auf die Verdächtigungen reagiert. „Wer kritische Veranstaltungen (…) organisiert, muss damit rechnen, dass er oder sie der schweren Brandstiftung bezichtigt wird“, schrieben die Macher der „Ganzen Bäckerei“ in dem Brief an Nachbarn. Sie fühlten sich zu Unrecht in ein kriminelles Licht gerückt.
Fest steht für die Polizei aber nach wie vor, dass Mitglieder des „Arbeitskreises anarchistische Umtriebe Auxburg“ – kurz „Ak Aua“ – öfter dort verkehrten. Dem Arbeitskreis schrieb die Polizei die Brandstiftungen zu. Auf ihrer Internetseite spricht sich die Gruppe nach wie vor offen für Gewalt aus. „Wir sehen die Gewalt jedoch als ein notwendiges Mittel, um die aktuellen Zustände endgültig zu überwinden“, schreiben sie. An einer anderen Stelle heißt es: „ … die einzige Sprache, die der Staat und seine Organe verstehen, ist die der Gewalt.“
Jenseits dieser Worte war der Gruppe aber bisher wenig nachzuweisen. Ermittlungen wegen zweier Anschläge auf die Regierung von Schwaben im Mai vorigen Jahres liefen ins Leere. Molotowcocktails waren damals gegen das Gebäude geworfen worden. Im Dezember endete auch ein Prozess gegen vier linke Aktivsten mit einem Freispruch. Den jungen Männern wurde vorgeworfen, selbst gebastelte Sprengkörper und Rauchpatronen über die Schweizer Grenze geschmuggelt zu haben. Doch sie schwiegen und es war nicht nachzuweisen, wer von der „heißen Ware“ wusste.
Der nächste Kontakt zwischen der Gruppe und der Polizei scheint unterdessen schon festzustehen: Im Internet ruft der „Ak Aua“ zum Protest gegen das Bundeswehrgelöbnis am 15. Februar auf dem Rathausplatz auf. Man werde das Militär „angemessen begrüßen“, kündigt die Gruppe an. Und gegen einen jungen Mann läuft noch ein Verfahren – unter anderem, weil er verbotene Böller gebunkert haben soll. Von Jörg Heinzle