Mehr als 24 Stunden lang hielten 250 Studentinnen und Studenten der PH das Rektorat besetzt
Von unserem Redakteur Frank Zimmermann
24 Stunden lang hatten Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) das Rektorat besetzt. Erst gestern Mittag um halb zwei rückten sie nach zähen Verhandlungen mit der Hochschulleitung ab - im Gepäck einige wenige Zugeständnisse von Rektor Ulrich Druwe. Der hatte, verärgert, weil mehr als 30 Mitarbeiter seiner Verwaltung am Arbeiten gehindert wurden, zwischendurch in Erwägung gezogen, das Gebäude durch die Polizei räumen zu lassen.
Gestern Vormittag, kurz vor halb elf. Im langen, schmalen Flur des ersten Stockwerks im PH-Rektorat hocken dicht gedrängt 250 Studentinnen und Studenten dicht nebeneinander. Viele sehen müde aus nach einer kurzen Nacht. Kämpferisch sind sie dennoch. Kurzfristig ist - da sind die Studenten ganz der Basisdemokratie verpflichtet - eine Vollversammlung einberufen worden. Nun wird heftig diskutiert. Es muss entschieden werden: Wie geht es weiter mit der Rektoratsbesetzung nach mehr als 20 Stunden? Welche Forderungen werden der Hochschulleitung gestellt? Und wer ist bereit, weiter auszuharren? Die Wut der Studenten ist groß - nicht so sehr darüber, dass am Vortag die Mindestzahl für den Studiengebührenboykott nicht erreicht wurde, weil die neue Geschwisterregelung - bei drei oder mehr Geschwistern müssen nur zwei die Gebühr zahlen - ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Der Zorn der frustrierten Studenten richtet sich vielmehr gegen Rektor Ulrich Druwe, der - da ist die Meinung einhellig - ihre Anliegen nicht ernst nehme und wenig kooperativ sei, anstatt seinen Verhandlungsspielraum zu nutzen. Sogar sein Rücktritt wird gefordert. Das Gerücht von der räumungsbereiten Polizei geistert durch den Flur. Die Studenten machen sich Mut. "So viele können nicht einfach rausgetragen werden", sagt einer. Rektor Druwe bestätigt zwischendurch: "Die Idee einer Räumung kann ich nicht fallen lassen." Der Partystimmung - zwischen Bildungsdebatten wird Diabolo und Karten gespielt, jongliert und gesungen - tut das keinen Abbruch. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", sagt David Warneck, Vorstand des unabhängigen Studierendenausschusses (Usta).
Um kurz vor halb zwei ist die Protestaktion beendet. Von einem Sieg will keiner der Besetzer sprechen. "Zufrieden bin ich nicht wirklich", antwortet Usta-Mitglied Tom Peters auf die Frage nach Verhandlungsergebnissen. "Das zehrt an den Nerven." Schön findet er, dass so viele ausgeharrt haben. Immerhin: Die Boykottierer haben erreicht, dass ihre Forderungen im Senat und auf der Landesrektorenkonferenz zur Sprache kommen und die Mahngebühren für sie entfallen. Und sie versprechen: Der Protest geht weiter.
Ein Video der Besetzung auf www.badische-zeitung.de