Was hat Spitzel mit Säckingen zu tun?

Erstveröffentlicht: 
24.12.2010

Was hat Spitzel mit Säckingen zu tun?

Enttarnter LKA-Mann hat an Heidelberger Uni Linke beobachtet / Wohnung in der Stadt gemietet.

 

BAD SÄCKINGEN. Der Fall des enttarnten Spitzels des Landeskriminalamts (LKA), der sich monatelang an der Universität Heidelberg in linksorientierten Gruppierungen ein Bild von deren Organisationsstruktur machen sollte, spielt auch ein wenig in Bad Säckingen. Die Trompeterstadt gab der junge Mann, der sich in Heidelberg "Simon Brenner" nannte, nämlich als seinen Herkunftsort an (siehe BZ vom 22. Dezember, Seite Land und Region).

 

Michael Csaszkóczy von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg allerdings bezweifelt die Richtigkeit dieser Angaben. "Wir wissen von einer Wohnung im Westen der Stadt, die er unter dem Namen Simon Brenner angemietet hatte. Allerdings hat er da unseres Wissens nach nie wirklich gewohnt." Der Sprecher behauptet weiter, die Wohnung sei "vom Bürgermeisteramt" vermietet worden. Nach Informationen dieser Zeitung ist die besagte Wohnung derzeit anderweitig belegt. Gestern war zu dem Sachverhalt von der Stadtverwaltung niemand zu erreichen. Der Sprecher der Initiative vermutet, dass diese Angaben Teil der "Legende" von "Simon Brenner" ist. Selbst der Name dürfte falsch sein: Die Figur Simon Brenner ist sinnigerweise Titelheld und Kommissar einer Romanreihe von Wolf Haas.

 

Vor einer Woche hatte die Antifaschistische Initiative Heidelberg die Enttarnung eines LKA-Spitzels bekanntgegeben. Der junge Mann war seit November 2009 für die Fächer Germanistik und Ethnologie an der Heidelberger Universität eingeschrieben und hatte sich fortan in linken studentischen Kreisen intensiv eingebracht und unter anderem Fahrrad-Demos organisiert.

 

Der blonde, langhaarige Mann hatte schnell Anschluss in den besagten Kreisen gefunden und wird von einem Kommilitonen als "fast schon unangenehm zuvorkommend" beschrieben, außerdem als für linke Kreise untypisch sportlich. Unter anderem kletterte "Simon Brenner" gerne. Der Kotelettenträger mit der Holzperlenkette galt als charismatisch.

 

Sein Doppelleben wäre vielleicht nicht weiter aufgefallen, wäre da nicht der Sommerurlaub in Südfrankreich mit alten Kumpels gewesen. Nach allem, was bislang bekannt ist, war auch eine Heidelbergerin dabei, der gegenüber "Simon Brenner" von seiner Arbeit als Polizist sprach. Die traf er aber wieder – in Heidelberg. "Du bist doch der Simon von der Polizei", soll sie gesagt haben, worauf er sie gebeten habe, ihn nicht zu verpetzen.

 

Das tat die Frau aber – und "Simon" wurde von seinen Kumpels aus der linken Szene zur Rede gestellt. Ihnen gegenüber ließ er die Maske fallen und gab zu, für das Landeskriminalamt Namen und Infos aus der linken Szene gesammelt zu haben.