Am 18.12. um 19 Uhr liefen 35 Aktivist_innen in schrägen Kostümen über den Weihnachtsmarkt. Sie hatten ein Hochtranspi mit "Jukuz, just do it" und riefen "Juz jetzt!". Die wenigen Weihnachtsmarktbesucher_innen waren amüsiert, verwundert und zum Teil bestürzt, als die komischen Gestalten an ihnen vorbei liefen. Die Glühweinroutine wurde jedoch nur kurz gestört. Nach einer kurzen Route entlang der Fußgängerzone löste sich die Gruppe auf.
Nachdem am 16. Dezember bereits die Stadtverordnetenversammlung von Weihnachtsmenschen mit leeren Geschenken besucht wurden, die leere Wahlverprechen symbolisieren sollten, fand nun diese unangemeldete Demonstration statt. Diese Aktion ist eine von vielen, die Bensheim im neuen Jahr erwartet.
Hier die Pressemitteilung zur Aktion:
Schräge Weihnachtsmarktbesucher_innen
Weihnachtsmarkt in der Fußgängerzone, Bensheim 18.12.2010
Bunte Hüte, Nikolausmützen und lange weiße Bärte – dieses Outfit tragen nicht sehr viele Menschen auf dem Weihnachtsmarkt. So fielen die etwa 35 Jugendlichen, die mit diesen Kostümen am Samstagabend gegen 19 Uhr durch die Bensheimer Innenstadt liefen, schnell auf.
Nachdem am 16. Dezember (Donnerstag) bereits eine kleine Gruppe Weihnachtsmenschen die Stadtverordnetenversammlung mit leeren Geschenken (Wahlversprechen) beschenkte, demonstrierte die Gruppe heute mit einem Transparent mit der Aufschrift „Jukuz, just do it!“ und den Rufen „Juz Maraldo – jetzt!“ für eine bessere Situation der Jugendlichen. Denn diese sehe seit Jahren schon sehr schlecht aus. Die Aktivist_innen liefen von der oberen Fußgängerzone über den Marktplatz am Kaufhaus Ganz vorbei zum Riesenrad, wo sie ihre Versammlung auflösten.
Obwohl Bensheim die meisten Bildungseinrichtungen an der gesamten Bergstraße besitzt und mit einer Anzahl von über 10.000 Schüler_innen ein zentraler Punkt für viele junge Leute ist, gebe es kaum Räumlichkeit, in denen sie sich aufhalten können, ohne Geld dafür auszugeben. Gerade jetzt im Winter sei dieser Missstand besonders deutlich zu spüren. Die Notlösung, sich mit Freund_innen im Stadtpark oder an anderen öffentlichen Plätzen zu treffen, falle bei den eisigen Temperaturen aus. Auch in den warmen Monaten bekommen die Jugendlichen dort zu spüren, dass sie nicht erwünscht werden, wenn sie vom städtischen Sicherheitsdienst vertrieben werden.
Zwar gibt es ein kleines Jugendzentrum in der Nähe des Bahnhofs. Dieses sei jedoch nur für unter 15-Jährige ausgerichtet und es gebe kaum die Möglichkeit sich selbst aktiv mit einzubringen.
Daher kommen, wie auch schon in der Vergangenheit, die Forderungen nach einem selbstorganisertem Jugendzentrum auf, um eine kostenfreie Alternative zu teuren Kneipen oder vertragsgezwungenen Freizeitaktivitäten zu bieten.
Das Vorhaben, einen solchen Freiraum zu etablieren, sei jedoch immer wieder auf Widerstand gestoßen. Trotz zahlreichen Jugendforen in den letzten Jahren, bei denen der Kontakt zu den Politiker_innen gesucht wurde, seien nur leere Versprechungen herausgekommen. Ernst genommen fühlten sie sich jedoch nicht. Im Juni entschieden sich etwa 40 Jugendliche, an ihrer Situation selbst etwas zu ändern. Eine alte Kaserne der Bundeswehr in der Rheinstraße wurde besetzt, die vollkommen nutzbar war und seit zehn Jahren leer stand. Die Polizei räumte schon wenige Stunden später das Gebäude und es wurden Anzeigen gegen die Hausbesetzer_innen erstattet. Die Eigeninitiative der Jugendlichen wurde somit kriminalisiert und ihr Anliegen weiterhin nicht ernst genommen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, gingen die jungen Menschen mit ihrem auffallenden Auftritt auf die Straße und demonstrierten. DieSprecherin der Gruppe Lara Klister bestätigte auf Nachfrage, dass im nächsten Jahr weitere Aktionen folgen werden.
Infoseite: http://juzmaraldo.blogsport.de
Kontaktadresse: juzmaraldo [ät] riseup.net