75 Jahre Velberter Gewerkschaftsprozesse

ehem. SA-Schlägerlokal in Velbert

Am heutigen 12.12.2010 jährt sich das Ende des großen Prozesses gegen 80 antifaschistische WiderstandskämpferInnen aus dem Niederbergischen Land zum 75. Mal. Am 12. Dezember 1935 verkündete die politische Strafkammer des Oberlandesgerichts Hamm das Urteil gegen die bis dahin größte antifaschistische Widerstandsgruppe im Bereich Velbert, Neviges, Langenberg, Heiligenhaus und Wülfrath (Kreis Mettmann, NRW) - insgesamt 156 Jahre Zuchthaus und 16 Jahre Gefängnis, so dass damalige Urteil des faschistischen Regimes für die Widerstandsgruppen, die den Mut aufbrachten, freie Gewerkschaften in Velbert und Umgebung aufzubauen. Es fanden sich Menschen aus den verschiedensten Strömungen zusammen – KommunistInnen, SozialistInnen, SozialdemokratInnen, GewerkschaftlerInnen, parteilose Betriebsangehörige, die in den Fabriken ihrer Städte die von den Nazis im Jahr 1933 verbotenen Gewerkschaften wieder aufbauen wollten oder illegale Flugblätter verteilten.

 

Auch nach der Zeit im Zuchthaus wurden viele anschließend weiter in Konzentrationslager eingesperrt, zwei Velberter Insassen überlebten das Martyrium nicht - Karl Astheimer und Heinrich Kulemann. Der Prozess gegen die Velberter war eines der ersten von 12 Verfahren, die als Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse in die Geschichte eingingen. Bis zuletzt war der Widerstand vieler anderer GewerkschaftlerInnen jedoch nicht zu brechen, sie organisierten sich weiter in kleinen illegalen Gruppen, sorgten für Veranstaltungen im Raum Velbert.

Um den Opfern dieser Prozesse unter der Nazidiktatur zu gedenken, wurde heute in Velbert vor der heute sogenannten „Alten Dampfbäckerei“, Ecke Friedrichstraße/Berliner Straße zusammen mit Mitgliedern der Partei Die Linke.Velbert, der DKP Mettmann und dem Geschichts-AK der IG Metall Velbert eine Mahnwache abgehalten und Flyer an Passanten verteilt.

Zu Anfang des Dritten Reiches war in den Gebäuden zuerst die Vertretung der örtlichen Konsumgenossenschaft, nach dem sich die Sturmabteilungen auch in Velbert breit machten, befand sich dort ein „SA-Schlägerlokal“. Auf dem Gelände, auf dem sich bis vor einiger Zeit noch eine Lokalität namens „Depot1909“ befand und heute neben zwei Restaurants noch eine Steuerberatung und eine Immobilienverwaltung befindet, wurden damals – als eine Vorstufe der Konzentrationslager – die Inhaftierten verprügelt und gequält und dann aussortiert – in nützlich und unwert geteilt entschied sich dann, wer z.B. ins Konzentrationslager Kemna / Wuppertal oder ins KZ Sachsenhausen kam und wer wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Für uns als Antifaschisten ist es wichtig, sämtlichen Widerstandsgruppen und Opfern von einst auch heute noch zu gedenken. Seien es die Widerstandsgruppen die sich gegen das Dritte Reich stellten oder Mordopfer wie Horst Pulter, dessen 16. Todestag am 5.2.2011 sich immer mehr nähert und für den Velberter Antifaschisten eine Gedendemonstration organisieren.


Informative Seite zu den Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen, zu denen auch die Verfahren der Velberter Gruppen zählen:
http://www.gewerkschaftsprozesse.de/