Böller gegen Polizisten

Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte den Demonstrationszug in Heilbronn. Bei Auseinandersetzungen wurden Polizisten und Demonstranten verletzt. Foto: Agenda
Erstveröffentlicht: 
22.11.2010

Heilbronn.  13 Polizisten und mehr als drei Dutzend Protestler sind am Rande einer Demonstration in Heilbronn verletzt worden. Knapp 500 Kurden und linke Aktivisten waren am Samstag auf die Straße gegangen.

 

Eine Demonstration für "Frieden und Freiheit in Kurdistan" hat die Polizei in Heilbronn nach Ausschreitungen aufgelöst. 13 Polizisten wurden durch Böller, Tritte und Schläge verletzt. Ein Beamter habe ein so starkes Knalltrauma erlitten, dass er möglicherweise bleibende Schäden davontragen werde, sagte ein Polizeisprecher. Insgesamt seien sechs Polizisten wegen ihrer Verletzungen dienstunfähig.

 

Bei den Demonstranten gab es etwa 40 Verletzte durch den Einsatz von Pfefferspray. Zwei der Demonstranten mussten nach Polizeiangaben im Krankenhaus versorgt werden.

 

Die Polizei hatte am Samstag ein massives Aufgebot nach Heilbronn beordert. Fünf Hundertschaften, darunter eine Pferdestaffel, wurden verstärkt durch 100 Einsatzkräfte der Bundespolizei. Dem Aufruf zum Protestzug, der sich auch gegen deutsche Waffenexporte in die Türkei richtete, waren knapp 500 Menschen gefolgt. Sie wurden beim Marsch vom Hauptbahnhof in die Innenstadt sehr eng von den martialisch ausgerüsteten Polizisten begleitet.

 

Als Böller aus einem Block linker Aktivisten flogen und die Aufforderung, Spruchbänder nicht zur Vermummung zu benutzen, nicht befolgt wurde, schritt die Polizei ein. Die Demonstration wurde aufgelöst. Die Störer wurden teilweise über drei Stunden lang festgesetzt und zur Feststellung der Personalien abtransportiert. Gegen 82 Personen wurde nach Angaben der Behörden ein Platzverweis erlassen, 41 Menschen wurden in Gewahrsam genommen, der Großteil kam wieder frei. 18 wurden angezeigt wegen Körperverletzung, Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruch.

 

Das massive Aufgebot begründete die Polizei mit Informationen über eine mögliche Reaktion nationalistischer Türken auf die Demonstration der Kurden. Im Oktober 2007 hatte die Polizei 500 Kurden vor 400 Türken schützen müssen. Außerdem wurden am Samstag "Antifa-Gruppen" erwartet, "die dafür bekannt sind, ihre Meinungsäußerung mit der Anwendung von körperlicher Gewalt zu unterstreichen", sagte ein Polizeisprecher.