Probleme bei der Mobilisierung für die Castorproteste: Bei Yahoo konnten E-Mails mit der Domain castor-schottern.org nicht verschickt werden. Sie wurden fälschlicherweise als unerwünschte Spammails gewertet, Ursache ist eine entsprechende Einordnung bei der Organisation Spamhaus. Mittlerweile ist das Problem behoben. Aber woran lag's?
Da staunte David nicht schlecht: Eine
E-Mail an seine Freunde konnte der Atomkraftgegner nicht versenden. Das
Problem: In der Nachricht war die Domain castor-schottern.org angegeben,
das ist die Adresse der Kampagne "Castor? Schottern!". Sie wirbt dafür, beim Atommülltransport nach Gorleben zu Beginn der nächsten Woche den Schotter aus dem Gleisbett zu entfernen und damit die Strecke unbefahrbar zu machen. In der Fehlermeldung konnte David nachlesen: "Wenn Mails blockiert
werden, liegt das in der Regel daran, dass sie unsere Spam-Filter
ausgelöst oder zu viele Empfänger haben." Wie sich nun herausstellte,
hat der E-Mail-Anbieter Yahoo die Mails tatsächlich als Spam betrachtet.
Der Grund: Castor-schottern.org war bei Spamhaus gelistet. Diese
internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in der Schweiz möchte
das Aufkommen unerwünschten Mailverkehrs senken und setzt daher
Internetadressen, von denen bekanntermaßen viel Spam verschickt wird,
auf eine schwarze Liste. Problem vermutlich auch bei anderen Anbietern Weshalb und seit wann es auch die Seite der Anti-Atomkraft-Kampagne
getroffen hat, bleibt unklar. Ebenfalls fraglich: Ist es staatlichen
Stellen möglich, Internetadressen in die Liste einzutragen? Eine
entsprechende Anfrage hat Spamhaus bis heute nicht beantwortet. Ob Auf
der Website ist aber nachzulesen, dass die Domain inzwischen von der
schwarzen Liste gestrichen wurde. Bei Yahoo konnten E-Mails schon kurz
nach dem Bekanntwerden des Vorfalls wieder verschickt werden. Allerdings
würden auch andere E-Mail-Anbieter auf die schwarze Liste von Spamhaus
zurückgreifen, sagte eine Sprecherin von Yahoo Deutschland. "Es dürfte
also auch bei anderen Anbietern Probleme gegeben haben mit dem Versand
von E-Mails, solange die Blockierung bei Spamhaus bestand." Bei der Kampagne "Castor? Schottern!" hört man von den Problemen zum
ersten Mal. Zwar verschicke man einen Newsletter und Presseinformationen
an eine große Zahl von Empfängern, sagt Kampagnensprecher Christoph
Kleine. Unerwünschte Massenmails seien aber nicht versandt worden. Vielmehr könne er sich vorstellen, dass die Spam-Einordnung
zusammenhänge mit technischen Schwierigkeiten vor einiger Zeit. Damals
seien E-Mails bei vielen Leuten im Spamordner gelandet, die
Absende-Adresse endete auf castor-schottern.org. "Aber das ist Wochen
her", sagt Kleine. Trotzdem sei das als Ursache "nicht auszuschließen". Dass staatliche Behörden hinter dem Vorgang stehen, hält Kleine für
unwahrscheinlich. Dabei gab es bereits Ärger: Die Staatsanwaltschaft
Lüneburg hatte angekündigt, gegen alle Unterstützer der Kampagne zu ermitteln
– sie würden zu Straftaten aufrufen. Die Kampagne vertritt aber die
Position, dass es sich um eine Absichtserklärung, und nicht um einen
Aufruf handle. Den Text haben inzwischen über 270 Gruppen und mehr als
1.300 Einzelpersonen unterzeichnet. Von Felix Werdermann http://www.klimaretter.info/protest/hintergrund/7228-castormobilisierung-blockiert