S-Bahn-Chaos - Linke bekennen sich zu Brandanschlag

Das Bekennerschreiben der Linksextremisten. - Quelle: screenshot
Erstveröffentlicht: 
02.11.2010

Ausfälle im Nahverkehr

 

S-Bahn-Chaos - Linke bekennen sich zu Brandanschlag

 

Der Kabelbrand bei der S-Bahn war offenbar Brandstiftung. Linksextremisten bekannten sich dazu im Internet. S41, S42, S46 und S47 fahren eingeschränkt oder gar nicht.

 

Der Kabelbrand, der gestern und heute zu erheblichen Einschränkungen und Ausfällen bei der Berliner S-Bahn geführt hat, war offenbar Brandstiftung. Auf der linken Internetseite linksunten.indymedia.org ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Verfasst wurde es von einem "kommando sebastien briard". Dort heißt es: "wir haben in der nacht auf den 01. november 2010 ein kabel der deutschen bahn in berlin in flammen gesetzt (...) der flächendeckende ausfall des unternehmens deutsche bahn war geplant und sollte zeigen, dass die profiteure der atommafia kein ruhiges hinterland haben." Die Berliner Polizei nimmt das Bekennerschreiben ernst, wie sie dem Tagesspiegel bestätigte. Der mutmaßliche Anschlag steht demzufolge in Zusammenhang mit den Protesten gegen die Castor-Transporte. In dem Schreiben wird außerdem die Verantwortung für einen Brandanschlag auf ein Firmen-Auto von Siemens übernommen.


Sébastien Briard war ein französischer Atomkraftgegner, der 2004 bei einer Demonstration gegen einen Castortransport überrollt wurde und ums Leben kam.


Chaos am ersten Tag der Entschuldigungsoffensive


Am Montag war nach einem Kabelbrand in Berlin-Neukölln eine Zubringerstrecke zum Ring gesperrt und ein Großteil des Telefonnetzes im Bahnkonzern ausgefallen, darunter das Kundentelefon der S-Bahn. Es war der erste Tag der Entschuldigungsoffensive: Die Bahn-Tochter entschädigt ihre Stammkunden für das Dauerchaos im vergangenen Jahr mit Freifahrten im November und Dezember – und wirbt mit derselben Offerte um neue Abonnenten. Allerdings müssen S-Bahn-Kunden auch am Dienstag noch mit Einschränkungen rechnen. Nach dem Brand fahren die Züge der Linien S 41 und S 42 zwischen Neukölln und Treptower Park weiterhin nur im Viertelstundentakt. Der Bahnhof Köllnische Heide ist nur mit Bussen erreichbar. Der Verkehr auf den Linien S 46 und S 47 zwischen Neukölln und Schöneweide ist unterbrochen, hier wurde ein Pendelverkehr mit Bussen eingerichtet. Ein Bahnsprecher sagte am Dienstag, die "erheblichen Beeinträchtigungen werden noch mindestens den Dienstag über andauern". Am Mittwoch soll die Ringbahn wieder fahren, auf der Strecke zwischen Neukölln und Baumschulenweg dauern die Reparaturarbeiten an, es besteht weiterhin Ersatzverkehr. Über die aktuellen Stand informiert die S-Bahn die Kunden auf ihrer Website.


Dass Kabeldiebe für die massive Störung verantwortlich sein könnten, dementierte ein Unternehmenssprecher. Beim Infotelefon der S-Bahn, das infolge des Kabelproblems ebenfalls lange gestört und erst am Montagmittag wieder erreichbar war, wurde anrufenden Kunden allerdings lange die Kabeldieb-Version als Grund für die Probleme genannt.


Ein paar Meter Kabel zerstört - Milliardenkonzern nicht erreichbar


Feuerwehr und Polizei waren gegen 3:45 Uhr alarmiert worden. Auf der S-Bahn-Strecke zwischen den Bahnhöfen Neukölln und Köllnische Heide gab es einen Brand in einem Kabelschacht. Dabei wurden offenbar auch wichtige Telefonleitungen der S-Bahn und der Deutschen Bahn beschädigt. Nach Auskunft eines Sprechers handelt es sich um ein zentrales Kabel, das auf einer Länge von 20 oder 30 Metern defekt ist.


Und ein paar Meter Kabel mit einem Defekt genügen offenbar, und schon ist ein Milliarden-Konzern von der Außenwelt abgeschnitten, zumindest telefonisch. Denn nahezu das gesamte Kommunikationsnetz der Bahn war stundenlang lahmgelegt, nicht nur die S-Bahn, auch die Bahn-Zentrale am Potsdamer Platz war telefonisch nicht erreichbar. Seit 12 Uhr funktionieren die Telefone der S-Bahn und der Kundenbetreuung wieder. Im Bahntower war die Festnetzleitung unterbrochen, die interne Kommunikationsanlage funktionierte allerdings. Auch dieses Problem war um die Mittagszeit wieder behoben.
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Entdeckt wurde die Störung, weil Signale der S-Bahn auf Halt standen, obwohl die Strecke eigentlich frei war. Ein Streckentrupp wurde losgeschickt und konnte daraufhin die Störung lokalisieren. Die Feuerwehr öffnete am Einsatzort die Abdeckung eines Kabelschachtes auf einer Strecke von rund 100 Metern. "Es roch zwar verbrannt, aber es war kein offenes Feuer zu sehen", sagte ein Feuerwehrsprecher Tagesspiegel Online. Der Strom entlang der Strecke wurde abgeschaltet. Alle Indizien sprächen für einen Kurzschluss, so der Feuerwehrsprecher. "Wirklich löschen mussten wir nichts."

Gegen fünf Uhr war der Feuerwehreinsatz beendet, die Reparaturarbeiten dauern aber noch an. Die Bundespolizei teilte mit, Brandstiftung könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Es könne aber auch ein technischer Defekt gewesen sein. Einen Diebstahl schloss die Bundespolizei aus. Inzwischen hat die Deutsche Bahn Anzeige gegen Unbekannt gestellt, wegen "Verdacht auf Brandstiftung und Störung öffentlicher Betriebe". Die weiteren Ermittlungen übernimmt ein Brandkommissariat des Berliner Landeskriminalamts.

Gedränge auf den Bahnsteigen


Für die Fahrgäste bedeutete die Störung, dass wieder einmal Improvisationstalent und Streckennetzkenntnis gefragt waren. Wer beispielsweise aus Südosten den Ring erreichen wollte, musste mit der ausnahmsweise als S8 beschilderten S46 bis zum Treptower Park fahren und dort den Bahnsteig wechseln. Wo sonst die Ringzüge im Fünfminutentakt Richtung Neukölln fahren, warteten Hunderte dicht gedrängt auf den per Durchsage angekündigten Pendelzug. Der wurde von den automatischen Anzeigern mal "in 11 Minuten", dann "in 7 Minuten" und gleich darauf wieder "in 11 Minuten" in Aussicht gestellt. Immerhin kam er dann sogar etwas früher - wenn auch völlig überfüllt. Ab Neukölln ging es - mit erneutem Umsteigen - dann planmäßig weiter.

Wer allerdings zur Köllnischen Heide wollte, musste auf Ersatzbusse ausweichen und war dadurch im schlechtesten Fall eine halbe Stunde länger unterwegs als gewohnt. Immerhin funktionierten die Ansagen für die Fahrgäste zumindest etwas besser als bei dem Dauerchaos im vergangenen Jahr.

Kundentelefon nicht erreichbar

 

Infolge des Kabelbrandes war auch die Kundenbetreuung amMontag telefonisch nicht erreichbar. Und auch danach empfiehlt die S-Bahn, für Auskünfte auch das VBB-Infocenter unter 254 14 141 oder das BVG-Callcenter unter 19 449 zu nutzen. Im Internet empfiehlt das Unternehmen seinen Kunden, die Online-Reiseauskunft zu benutzen - die aber die aktuellen Störungen nicht berücksichtigt.

Auch in der Zentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz waren von sechs Uhr bis zum Mittag die Leitungen tot. Nach Hause habe man dennoch keinen Mitarbeiter geschickt, berichtet ein Bahn-Sprecher. "Alle Abteilungen, auch der Vorstand, können immerhin noch per Handy kommunizieren." Und per E-Mail - diese Leitungen waren nämlich nicht betroffen. Die Abteilungen, die seit ein paar Monaten in den Bügelbauten des Hauptbahnhofs arbeiten, konnte jedoch wie gewohnt weiterarbeiten - sie telefonieren über das Internet.

Am Montag startete die Entschuldigungsaktion der S-Bahn "für die Unannehmlichkeiten durch die Einschränkungen des S-Bahn-Angebots" - gemeint ist damit die Pannenserie seit dem vergangenen Winter. Gleitende Monatskarten sind demnach im November 14 Tage länger gültig, feste Monatskarten kosten im November und Dezember 15 Euro weniger.