Am Freitag, 20. August, hat am Superior Court of the District of Columbia, dem Kammergericht von Washington DC, die Verhandlung gegen Diane Wilson stattgefunden. Während die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko keine nennenswerten Auswirkungen auf die verantwortlichen BP-Manager hat, wurde Diane Wilson für ihren Protest gegen BP zu fast zweieinhalb Jahre Haft verurteilt.
Für ihre friedlichen Protestaktionen während einer Ausschuss-Sitzung des US-Senats und der Anhörung des BP-Geschäftsführers Tony Hayward wurde die Garnelenfischerin Diane Wilson zu insgesamt 840 Tage Haft verurteilt. Bei dem Gerichtstermin am Freitag hat die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet, sie tatsächlich ins Gefängnis zu schicken. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie ein Jahr lang nicht verhaftet wird - und zwar nirgendwo. Darüber hinaus wird sie für 9 Monate aus Washington verbannt, sie darf den Sitz der Regierung in dieser Zeit nicht betreten. Damit sind weitere Protestaktionen in der Hauptstadt für sie unmöglich geworden. Für die Umwelt- und Politaktivistin ist das keine einfache Bedingung.
Und alles nur, weil sich Diane Wilson in einer öffentlichen Sitzung des Energie-Ausschusses im US-Senat mit (nachgemachtem) Öl übergoss, um gegen die Blockade eines Gesetzentwurfs zu protestieren, mit dem die Haftungsbeschränkung von Öl-Firmen aufgehoben werden sollte. Zum anderen forderte sie bei der Kongress-Anhörung des BP-Chefs Hayward mit schwarz verschmierten Händen und Gesicht lautstark dessen strafrechtliche Verfolgung.
Angesichts der Tatsache, dass sie ihre Stimme nicht mehr in Washington erheben dürfe, erklärte Diane Wilson: "Wenn mir das Wort verboten wird, dann werde ich mir anders Gehör verschaffen. Mit einem Hungerstreik." Als Mitgründerin von Copepink, einer Frauenorganisation für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Ökologie, wird sie mit einem Hungerstreik für die Beendigung der Tiefseebohrungen eintreten. Sie fordert ein Gesetz, das die Haftungsbegrenzungen für Öl-Firmen aufhebt und sie für sämtliche von ihnen verursachten Schäden verantwortlich macht. Diane Wilson wird ihren Hungerstreik im Rahmen einer bereits feststehenden Groß-Demonstration auf Washington am 3./4. September offiziell beginnen.
Das Ergebnis der Gerichtsverhandlung raubt Diane Wilson ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und schränkt auch ihre gewaltlosen Protestaktionen ein. Der BP-Konzern hat mit seiner rücksichtslosen Profitgier den Tod von elf Menschen und eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten verschuldet. Statt die Schuldigen zu bestrafen, stellt sich der Staat auf die Seite der Konzerne und macht deren Kritiker mundtot. Aus dem Desaster hat niemand gelernt. Diane Wilson ist Fischerin und Mutter von fünf Kindern, sie kämpft seit Jahrzehnten gegen die Zerstörung eines der artenreichsten Biotope der Erde, den Golf von Mexiko.