Nach Grabschändung: Teufels Urne und Dutschkes Grab

Erstveröffentlicht: 
13.08.2010

Die gestohlene Urne der 68er-Ikone Fritz Teufel ist offenbar auf einem Friedhof in Berlin-Dahlem wieder aufgetaucht. Kurios: Die Fundstelle ist direkt neben dem Grab des Studentenführers Rudi Dutschke.

Berlin - Die gestohlene Urne von Fritz Teufel, einem der prominentesten Vertreter der 68er-Bewegung, ist offenbar wieder aufgetaucht. Am Freitag hatten Mitarbeiter des Kirchhofs einer Gemeinde in Berlin-Dahlem die Urne in der Nähe des Grabes von Studentenführer Rudi Dutschke entdeckt. Ein Polizeisprecher bestätigte einen Bericht der Online-Ausgabe des "Berliner Kuriers", wonach auf einem Zettel unter der Urne der Satz "Was ein teuflischer Spaß, Rudi Dutschke hätte das gefallen" zu lesen war.

Die Urne samt verschlossener Aschekapsel sei in ein Tuch gewickelt und mit einem Seil verschnürt gewesen. Sie habe in einem Eimer gestanden. "Interessant ist jetzt zu sehen, ob noch Asche in der Urne ist", sagte der Polizeisprecher.

Um keine Spuren zu verwischen, hielten die Ermittler das Gefäß zunächst verschlossen. Mitarbeiter des Landeskriminalamtes wollen sie untersuchen, erklärte der Sprecher. Fotos sollen zudem helfen, das Fundstück zu identifizieren. Mit ersten Ergebnissen sei möglicherweise erst am Montag zu rechnen.

Fritz Teufels Urne war in der Nacht vom 6. zum 7. August vom Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte verschwunden. Unbekannte hatten die in die Erde eingelassene Urne ausgegraben und ein laut "Tagesspiegel" größtenteils wirres Bekennerschreiben hinterlassen. Darauf standen der "Berliner Zeitung" zufolge die Worte "Der Teufel ist tot" und "Menschschänder".

Auf dem Friedhofsweg lag verstreute Asche und viele gingen davon aus, dass es sich um Teufels Überreste handelte. Eine Sprecherin des evangelischen Kirchenkreises Berlin Mitte hatte sogar angekündigt, die Asche werde auf jeden Fall ein zweites Mal bestattet. Sollte sich in der verschlossenen Aschekapsel der in Dahlem gefundenen Urne tatsächlich noch Asche finden, wäre also unklar, welche Asche auf dem Friedhofsweg gefunden wurde.

Rainer Langhans, Teufels langjähriger Weggefährte und Mitbewohner in der Kommune 1, hatte in den Tagen nach der Grabschändung gemutmaßt, der einstige Spaß-Guerillero habe den Diebstahl selbst in Auftrag gegeben. "Das hätte zu ihm gepasst", sagte Langhans dem "Tagesspiegel": "Unser Ziel war immer ein besseres Leben, dazu gehört eben auch ein besseres, ein lustigeres Sterben."

Teufel war am 6. Juli im Alter von 67 Jahren gestorben. Freunde und Weggefährten hatten von ihm auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Abschied genommen, wo viele Prominente beerdigt sind.

Das frühere Mitglied der Kommune 1 in Berlin hatte lange an der Parkinson-Krankheit gelitten. Ende der sechziger Jahre war der gebürtige Schwabe Teufel mit provozierenden Aktionen bekannt geworden. Insgesamt verbrachte er acht Jahre im Gefängnis, unter anderem als Mitglied der terroristischen "Bewegung 2. Juni". Später arbeitete er als Bäcker in London und als Fahrradkurier in Berlin. Zudem schrieb er Kolumnen für die "taz". Zuletzt lebte Teufel in einer Pflegeeinrichtung.

Mit Rudi Dutschke hatte Teufel die Aktivitäten in der 68er-Bewegung oder die Mitgliedschaft im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) gemein. So eng wie auf dem Friedhof waren beide zu Lebzeiten allerdings wohl nie zusammen.

feb/dpa/ddp/AFP/apn