In aller Stille hat sich die größte britische Privatarmee, Aegis Defence Services, in Basel niedergelassen. Zumindest hat sie dort eine Holding mit einem Kapital von 225.000 Schweizer Franken gegründet. Wer ist diese Truppe von "Sicherheitsexperten", die in England heiß umstritten ist?
LONDON/BASEL. Das Unternehmen Aegis
Defence Services, das sich zuletzt im Irak und in Afghanistan eine
goldene Nase verdiente, war auf der Insel von den Regierenden gern als
Hilfswerkzeug bei auswärtigen Militäraktionen eingesetzt worden –
während Kritiker von einem unkontrollierbaren Söldnerheer sprachen.
Gegründet worden war Aegis 2004, ein Jahr nach dem Einmarsch der
Amerikaner und Briten in den Irak. Zentrale Figur war schon damals der
britische Oberstleutnant Tim Spicer, der bis heute den größten
Aktienanteil an Aegis hält. Spicer hatte zuvor die Firma Sandline
International geleitet, die in den 90er Jahren durch Waffenlieferungen
nach Afrika und Asien von sich reden gemacht hate.
Nach der Einstellung von Sandline hob Spicer Aegis Defence Services aus
der Taufe. Mit Aegis gelang es ihm, sich selbst in Washington und London
als global erfahrener Sicherheitsexperte und sein Unternehmen als
nützliches Verbindungsstück zwischen Militär und zivilen Projekten
anzubieten. Allein während des Irakkriegs soll sich Aegis Aufträge im
Wert von 750 Millionen Dollar gesichert haben. Auch in Afghanistan
spielt Spicers Firma eine bedeutende Rolle.
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Regierungschefs wie die New-Labour-Premiers Tony Blair und Gordon Brown,
die an fortschreitender Privatisierung von Dienstleistungen
interessiert waren, sahen in Spicer einen geeigneten Partner für ihre
militärischen Kampagnen. Noch voriges Jahr bekräftigte Browns damaliger
Außenminister David Miliband, private Militärfirmen hätten in
Kriegsgebieten eine wichtige Rolle zu spielen und seien unerlässlich für
britische Unternehmungen wie die in Afghanistan.
Gegen diese Politik stellten sich Menschenrechtsorganisationen wie War
on Want, die auf die wachsende Rolle von Söldnerverbänden bei
Menschenrechtsverletzungen verwiesen. Britische Regierungen, klagte
War-on-Want-Chef John Hilary, hätten es britischen Söldnern ermöglicht,
riesige Profite zu machen und vollkommen außerhalb des Gesetzes zu
operieren. Anders als Miliband, der eine Selbstkontrolle der Branche als
vollkommen ausreichend bezeichnete, stufte der Außenpolitische
Ausschuss des britischen Unterhauses diese Idee als "ganz unzureichend"
ein und forderte gesetzliche Kontrollen.
Auch die neue Regierung hat in Sachen Privatarmeen nichts geändert.
Stattdessen hat man in London Aegis einen neuen Auftrag angeboten. Die
Spicer-Truppe soll für eine ungenannte Summe die Sicherheit der
Olympischen Spiele 2012 in London garantieren.