Bundeswehr-Gelöbnis: 650 Rekruten und laute Proteste in Stuttgart

Die Vereidigung von rund 650 Bundeswehr-Rekruten fand auf dem Schlossplatz statt.  Foto: ddp
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Erstveröffentlicht: 
30.07.2010

Gellende Pfiffe, rhythmische Tröten und Sprechchöre haben in Stuttgart das erste öffentliche Bundeswehr-Gelöbnis seit Jahren begleitet. Absperrgitter und hunderte Polizisten hielten die Demonstranten auf Distanz.

 

Die Vereidigung von rund 650 Bundeswehr-Rekruten fand auf dem Schlossplatz statt. Nach Polizeiangaben protestierten bis zu 500 Demonstranten gegen die militärische Zeremonie auf dem Ehrenhof des Neuen Schlosses mit knapp 2500 Gästen.

Der Veranstalter GelöbNIX sprach von rund 1000 Aktivisten vor Ort. Mit Sitzblockaden und Pfeifkonzerten demonstrierten sie gegen Militäreinsätze, während die Soldaten aus Süddeutschland ihre Treue zum Staat und zur Gesellschaftsordnung schworen.

Das erste öffentliche Gelöbnis seit 1999

"Die Bundeswehr sichert und verteidigt unseren freiheitlichen Rechtsstaat und hat Anspruch darauf, dass die Öffentlichkeit diesen Beitrag erkennt und anerkennt", betonte Generalmajor Gert Wessels, Befehlshaber im Wehrbereich IV. Die Arbeit in Uniform erfordere keinen blinden Gehorsam, sondern Übernahme persönlicher Verantwortung.

Die Zeremonie, bei der Zeitsoldaten ihren Eid und Wehrpflichtige ihr Gelöbnis ablegten, war das erste öffentliche Gelöbnis in Stuttgart seit 1999. Flieger Christian Hofmann, der seit 1. Juli in Ellwangen seinen Dienst ableistet, hatte zuvor versichert: "Wir sind uns unserer Verantwortung für Volk und Vaterland bewusst und werden voller Kraft diese Verantwortung übernehmen."

Kriegsgegner gegen Polizisten

Zu den 220 geladenen Gästen gehörten Ministerpräsident Stefan Mappus und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (beide CDU). Mappus betonte, die Soldaten stünden zu Recht an dem symbolträchtigen Ort im Herzen des Landes. "An der Sicherheit der Soldaten im Auslandseinsatz darf nicht gespart werden", forderte er.

Schon am Vormittag hatten gut 100 Kriegsgegner mit Sprechchören, Trommeln und roten Fahnen in der Innenstadt gegen die Zeremonie und gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr demonstriert. Sie wurden gegen Mittag von einigen der rund 1000 Polizisten aus der Fußgängerzone gedrängt, um Soldaten den Weg zum Gottesdienst in der Domkirche St. Eberhard zu bahnen.

Schlossplatz gesichert

Die Polizei löste auch eine Sitzblockade vor der Kirche auf und nahm rund 60 Demonstranten vorläufig fest. Ein Teenager, der ein Messer bei sich hatte, war zuvor bereits vorübergehend festgehalten worden. Weil aus Sicherheitsgründen auch einige Straßen rund um den Schlossplatz gesperrt waren, stockte zeitweise der Verkehr im Zentrum.

Die 650 jungen Männer aus den Standorten Bruchsal, Ellwangen, Feldkirchen, Hardheim, Horb, Mengen, Stetten am kalten Markt und Walldürn versprachen, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Im Schnitt finden nach Bundeswehrangaben jährlich rund 150 solcher Gelöbnisse an verschiedenen Orten statt.