prisma returns

prisma Cover

wegen der prisma (»prima radikales info sammelsurium militanter aktionen«) wurden bereits berliner info- und bücherläden durchsucht und und projektwerkstatt.de abgeschaltet.

 

zwar kursiert die broschüre auf verschiedenen filehostern von denen sie z.t. auch nicht verschwindet, trotzdem für alle zeiten und für jene, die nicht das risiko eingehen möchten in irgendwelchen serverlogs von unseriösen filehostern auftauschen hier dokumentiert...

Hallo,
schön, dass ihr dies Heft in den Händen haltet, Wir wol­len euch gar nicht lange vom Durchstöbern abhalten, aber zu Beginn möchten wir gerne sagen, aus welchen Gründen wir dieses Heft zusammengestellt haben und aus welchen Gründen nicht.

Wir selbst sind ein recht zusammengewürfelter Haufen, der in unterschiedlichen Feldern aktiv ist: Von Anti-Atom bis Anti-Ziganismus. In unserer Praxis fanden wir, dass es oft schwere ist, einen Überblick über verschiedene, vor allem militante Aktionsformen sowie Gedanken zu deren inhalt­licher und praktischer Planung und zu unterschiedlichen Sicherheitsaspekten zu bekommen. Manchmal sind es eher die kleinen Dinge, die einem, Kopfzerbrechen bereiten, z.B. wie mensch die Farbe in den Feuerlöcher füllt. Sehr viele schlaue Sachen wurden schon einmal geschrieben, nur wo? Nicht alle haben heute die gesammelten radikal-Ausgaben im Schrank stehen und auch das Wühlen in Infoläden, so schön es ist, braucht viel Zeit und ist nicht an allen Orten möglich. In diesem Heft haben wir deshalb Informationen rund um Aktionen gesammelt.

Gesammelt heißt: Wir hoffen, dass die eine oder der an­dere beim Durchblättere auf eine Idee stößt auf die sie oder er noch nicht gekommen ist, oder wozu bisher die konkre­te Beschreibung fehlte. Gesammelt heißt auch: Das meiste steht schon irgendwo und wir haben es (ganz oder in Aus­zügen) abgeschrieben oder zusammengefasst und drauf verwiesen. Manches sind auch Texte, die extra dieses Heft entstanden sind, weil wir das so nirgends gefunden haben.

Bei der Aktionsformensammlung haben wir bewusst vie­le ganz verschiedene Möglichkeiten aufgenommen. Auch wir selbst haben neue und fantasievolle Anregungen beim Sammeln bekommen. Wir finden, dass es nur gut sein kann, eigene Aktionsformen immer neu und kreativ zu durchden­ken. Dabei gilt es auch zu hinterfragen, welche Form den Inhalt, den wir vermitteln wollen, am besten transportiert. Deshalb hat dieses Heft auch die Absicht, Aktionen und ihren Kontext zu betrachten. Es gibt Überlegungen zu Zielen, zur Öffentlichkeitswirksamkeit und zu unserer Sicherheit. Die Gedanken zu den Zielen sind allerdings sehr allgemein. Das hat unter anderem den Grund, dass sich unsere Inhalte ja an den jeweiligen gesellschaftlichen Konflikten orientie­ren, die sind wiederum ständig verändern. Jeder Aktionszusammennhang setzt eigene Schwerpunkte und muss diese auch immer selbst neu diskutieren. Wir fanden, dass dieses Heft Ideen beinhalten sollte, die auf verschiedene Situatio­nen zu verschiedenen Zeiten anwendbar bzw. übertragbar sind. Der Schwerpunkt liegt auf der Praxis, eben weil wir möglichst viele Formen zeigen und dabei auch genau sein wollten.

Wir haben nicht alles selbst ausprobiert. Einiges kennen wir aber aus unserer Praxis und wir haben versucht sonst alles nach bestem Wissen und Gewissen prüfen und nachzufragen. Was Aktionsformen angeht, die nicht ganz unkompliziert sind, ist es ohnehin immer notwendig, diese selbst auszuprobieren, bevor mensch sie dann anwendet. Aber das wisst ihr ja...
Eine Hierarchisierung der Aktionsformen wollten wir da­bei vermeiden. Die Texte zu manchen Sachen sind zugege­benermaßen etwas länger als andere. Das liegt wohl daran, dass, je komplizierter der Aufbau und je höher die gesund­heitlichen Risiken oder auch der Grad der Repression sind, desto länger die Beschreibungen werden, wenn sie genau sein sollen. Weitere Überlegungen zur bzw. gegen die Hierarchisierung der Aktionsformen haben wir auch noch im 2. Kapitel formuliert. Da finden sich dementsprechend auch ansatzweise Bemerkungen zur Militanzdebatte. Wir haben nicht den Anspruch, einen theoretisch ausgefeilten Beitrag zu dieser Debatte in diesem Heft zu liefern (auch deswegen, weil die Aktionsformen ja gerade eine Breite aufzeigen sol­len). Aber wenn der eine oder andere Gedanke zu weiteren Debattenbeiträgen in diesem Kontext führt, dann freut uns das natürlich.
Einige grundsätzliche Einwände zu so einer Aktions­-und-Rundherum-Sammlung wie in diesem Heft mögen euch einfallen oder eingefallen sein. Ein Grund, eine solche Sammlung nicht zu veröffentlichen, könnte sein, dass wir Bullen oder Nazis nicht unnötig Rezeptbücher über linksra­dikale Aktionsformen in die Hand geben möchten, weil unsere Praxis durchschaubarer machen könnte. Wir fanden es aber wichtiger, Formen und Überlegungen unter uns zu verbreiten. Das meiste ist auch, wie gesagt, schon einmal veröffentlicht worden und vieles dürfte den Bullen bekannt sein. Wir fanden eher, dass es ein Vorteil sein kann, wenn viele Leute an vielen Orten viele Aktionsformen kennen und anwenden, weil dann einzelne Praxen nicht mehr so einfach zuzuordnen sind. Eine andere Schwierigkeit ist, dass eine solche Sammlung als ultimative Sammlung er­scheinen könnte. Das soll sie aber nicht sein und ist sie auch nicht, es fehlen noch ganz viele Dinge. So kommt in dieser Broschüre z.B. die Nutzung des Internets viel zu kurz. Es wäre spannend, sich weitergehende Gedanken zu sicheren Internetzugängen und Bekenner_innenschreiben per E-Mail oder zu Hacker_innenangriffen zu machen. Wir halten hier weder Internetcafé noch Anonymisierungssoftware für ausreichend sicher. Interessant wären auch mehr Infos zu Kopiertechnik und inwiefern bzw. wodurch Kopien bestimmen Geräten zugeordnet werden können, was wie lan­ge gespeichert wird usw..
Und da sind wir auch schon beim nächsten Problem: Eine Ergänzung und gemeinsame Weitergesstaltung, so sehr wir uns das gewünscht hätten, ist unmittelbar nicht gut mög­lich. Wir wünschen uns aber, dass Ergänzungen, Kritik, Fortsetzungen, Erfahrungen mit einzelnen Aktionen, Ant­worten auf inhaltliche Überlegungen und alles, was euch zu dem Heft sonst noch einfällt, in eine linksradikale Dis­kussion eingeht. Da bieten sich gemeinsame Medien an, am ehesten (wegen der relativ weiten Verbreitung und weil ein Abdruck zu Aktionen da auch wahrscheinlich ist) unserer Meinung nach die „Interim" aus Berlin. Da lesen wir dann beim nächsten Mal voneinander und bis dahin wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen, alles Gute und schöne Ef­fekte beim Machen und uns allen ein GANZ ANDERES GANZES.

lunatics for system change

Gründe für eine militante Praxis
Wir wollen hier für militante Aktionen plädiere, die ge­zielt, gut geplant und wohl dosiert sind; die keine Menschenleben gefährden, kein Eigentum Unbeteiligter unnötig in Mitleidenschaft ziehen und natürlich keinen Terror, d.h. ungezielt Angst und Schrecken, verbreiten. Linksradikale militante Praxis heißt für uns zum Beispiel direkte Aktionen gegen staatliche Institutionen, rechte Strukturen, Verantwortliche für gesellschaftlichen Rassismus, Sexismus oder kapitalistische Ausbeutung. Sie sollten immer für unser Selbstverständnis und unser Ziel einer Gesellschaft ohne Hierarchien, Gewalt und Ausbeutung stehen. Wir intervenieren mit den Mitteln, die wir für richtig halten, unabhängig davon, wo der Staat seine Grenzen zieht. Dies verändert nicht den Inhalt, sondern nur die Bedingungen unseres Handelns. Aus Repressionsgrüden ziehen wir es vor, unerkannt nachts (oder auch mal tagsüber) militant zu agieren, auch wenn offenes militantes Vorgehen den Vorteil haben kann, eine größere Öffentlichkeit und mehr Sympathie zu erzielen. Dieser Text beschäftigt sich aber im Folgen­ mit klandestiner militanter Praxis.
Wir wünschen uns eine Diskussion um militante Vorgehensweisen, um deren Einbettung in gesellschaftliche Kämpfe und linke Kampagnen. Aber auch persönliches Befinden dabei, also was illegale, persönlich riskante Aktionsformen mit uns und unseren Mitstreiter_innen machen. Die Angst vor Repression ist sicher Grund dafür, dass nicht viel mehr Leute militant agieren. Diese Angst ist an moderner Überwachungstechniken und Spuren sicherungsmethoden verständlich und es ist auch wichtig, umsichtig zu agieren. Trotzdem wollen wir stark machen, das militanter Widerstand möglich ist. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt viele erfolgreiche Beispiele und auch, dass der Staat trotz moderner Sicherheitstechniken relativ wenige Fahndungserfolge aufweisen kann. Je mehr militante Aktionen es gibt, umso schwerer wird, umso schwerer wird es für den Repressionsapparat, die konkreten Aktivistnen auszumachen.
Wir finden, es gibt viele gute Gründe für militante Praxis:
• Direkte Aktionen drücken eine radikale, unversöhnliche Kritik aus, die sich kaum vereinnahmen oder funktionalisieren lässt. Im Gegenteil: Sie stehen dafür, dass wir die Rege. der Herrschenden nicht akzeptieren. Der vermeintliche Herrschaftskonsens wird aufgekündigt.
• Radikale Gesellschaftskritik kann mit direkten Aktionen, meist durch die Medien, in die Öffentlichkeit getragen werden.
• Wir setzen Ohnmachtsgefühle und individuelle Wut sinnvoll in gemeinsame Aktionen um. Diese Erfahrung, trotz Repression und Überwachung handlungsfähig zu sein, kann dann zur Nachahmung anregen
• Sie können exemplarisch einzelne Verantwortliche warnen oder „bestrafen" und die zugrunde liegende Unterdrückungsstruktur öffentlich machen, als Signal an andere und an die Gesellschaft. Aber:
• Nur wenn klar wird, dass es gegen die Funktion dieses Menschen und die dahinter liegende Systematik seines Tuns geht und nicht gegen ihn als Privatperson. Dies erfordert genaueste Diskussionen und Vorgehensweisen.
• Sabotageaktionen richten materiellen Schaden an und zwingen zu erhöhten Schutzmaßnahmen, die wiederum weitere Kosten verursachen.
• Sie verunsichern darüber hinaus z.B. eine Firmenleitung in ihrem Tun, wenn sie weitere Sabotage und damit Kosten oder Imageverlust befürchten muss. Im Idealfall führen Aktionen oder Kampagnen dazu, dass Firmen sich aus bestimmten Bereichen zurückziehen oder ihre Firmenpolitik ändern.

Generell geht es uns um den Aufbau oder die Weiterentwicklung einer Gegenmacht, die die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse verändern und die Herzen und Köpfe erreichen will und nicht um ein militärisches Gewinnen gegen einen hoch gerüsteten Apparat. Veränderung von Gesellschaft bedeutet immer auch ein Überschreiten geltender Regeln. Allein durch diese Überschreitung haben viele Aktionen bereits eine symbolische Bedeutung. Aktionen sind unter Umständen eher an ihrer öffentlichen Wirkung zu messen als zum Beispiel an der Höhe des Sachschadens. Es tauchen immer wieder bedenkenswerte Argumente gegen militante direkte Aktionen auf, zu denen uns Folgendes eingefallen ist
„Es geht nur um ein individuelles Austoben von Wut."

Wut ist sicher oft ein Antrieb, Regeln bewusst zu verletzen und sich selbst in Gefahr damit zu begeben. Sie ist aber nicht das, was uns leitet. Unsere Aktionen werden gemeinsam politisch diskutiert und unter Abwägung der Risiken geplant und gemacht.
„Ihr schadet doch anderen Linken oder Bündnispartner_ innen, wenn die gesetzlichen Regeln oder im Bündnis Vereinbartes durchbrochen werden."
Sicher hat es in der Vergangenheit auch berechtigte Kritik an militantem Vorgehen z.B. auf Demos gegeben. Aber unsere Unversöhnlichkeit und Unberechenbarkeit dem Staat gegenüber sind oft wesentliche Gründe für Erfolge von Kampagnen o.ä.. Die Ablehnung von militanter Politik liegt bestimmt auch darin begründet, dass es in Deutschland in jüngster Geschichte keinen massenhaften Bruch mit dem herrschenden Konsens gab. Wenn sich Kritik oder Widerstand demokratisch einbinden und ruhig stellen lässt, gibt es aber keinen Grund für den Staat, seine Vorhaben zu unterlassen. Da die Unberechenbarkeit von Widerstand häufig eine klandestine Planung verlangt, müssen andere Linke leider damit leben, dass nicht nur die Polizei, sondern auch sie oft von unserem Vorgehen überrascht werden. Ein gutes Mittel gegen entstehenden Unmut in Bündnissen ist eine vorher erklärte Akzeptanz von Widerstandsformen, die sich generell nicht von gezielter Militanz abgrenzt und so alle Teilnehmenden an breiteren Bündnissen auf Aktio­nen einstimmen kann, die gesetzliche Regeln verletze. Oft sind es jedoch vorgeschobene Argumente, die von Leuten vorgebracht werde, die jeglichen Protest oder Widerstand unter Kontrolle haben wollen. Sie schieben die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz von militanten Aktionen in der Bevölkerung vor, weil sie selbst direkte Aktionen nicht ak­zeptieren.
„Bündnispartner traten werden durch militante Vorge­hensweisen versehre.,"
Einige Bündnispartnerinnen wie z.B. Parteien werden sielt immer von radikalen Positionen und Aktionen distanzieren. Die Zusammenarbeit mit solchen Bündnispartnerinnen ist jedoch meistens sowieso von strategischen Überlegungen geprägt. Auf viele andere kann Radikalität auch anziehend wirken, weil sie Widerstandswillen, Entschlossenheit und eine kollektive Stärke zeigt.
„Illegale Aktionen finden doch keine gesellschaftliche Akzeptanz."
Das Verständnis von Legitimität ist bei allen beeinflusst von ihrer gesellschaftlichen Umgebung und den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben. Dies verändert sich, wie z.B. die Kriminalisierung von Sitzblockaden, die vor 25 Jahren noch legal, also für viele legitim waren. Oder Graffitisprayer_innen, die erst seit wenigen Jahren mit Strafverfolgung rechnen müssen. Was gesellschaftlich akzeptiert wird, ist veränderbar, auch durch unsere Kämpfe. Daher sollten mi­litante Aktionen immer gut vermittelbar sein und öffentlich erklärt werden. Aber klammheimliche Freude gibt es öfter, als mensch denkt...
„Wir müssen erst alle demokratischen Register ziehen, bevor wir als Linke Gewalt anwenden."
Dagegen spricht die Erfahrung der Einbindungsstrategien der Herrschenden, die Linken und anderen Unzufriedenen suggeriere, mit der Gründung einer Partei, mit Lobbyarbeint oder Unterschrifteinsammlungen allein könnten wir Mehrheiten schaffen, die dann friedlich Veränderungen herbei führen. Schaut euch die Grünen oder die Linkspartei an, die heute selbst oft auf der Seite der Mächtigen stehen und Schweinereien durchsetzen oder guckt auf NGOs, die an den Katzentischen der Mächtigen leise Kritik üben dür­fen, aber nichts wirklich verändern.
„Ihr treibt die Repressionsspirale hoch."
Der Repressionsapparat ist sowieso da und seit den 70ern immer mehr ausgebaut worden. Jetzt wird er verstärkt auf uns angewendet, weil es RAF und RZ nicht mehr gibt. Bul­len würden bestimmt auch mit technischen Neuerungen (Kameras etc.) ausgestattet, Überwachung technisch per­fektioniert, wenn es keine Militanz gäbe. Und sich nicht zu wehre, damit keine Repression folgt, ist ja genau das, was sie mit ihrem Apparat erreichen wollen, eben präventive Abschreckung.
„Fight the game not the players."
Ohne gezielte direkte Kritik an Ausbeutung und Unterdrü­ckung ist militanter Widerstand unseres Erachtens nicht zu haben. In linksradikalen Kampagnen, die einzelne Reprä­sentant_innen oder besonders skandalträchtige Erschei­nungsformen des Kapitalismus aufgreifen, war immer auch eine Systemkritik enthalten. Konkrete Kritik muss argumentativ gut eingebettet werden und verallgemeinerbar bleiben - was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist. Aber dieses Argument erscheint uns oft als eines, das leicht linken Aktivismus insgesamt lahmlegen kann. Wer nichts macht, macht natürlich auch keine Fehler. Oder wie stellen sich diese Kritiker_innen eine gesellschaftliche Ver­änderung vor? Welche Aktion könnte denn für Kritik am Gesamtsystem stehen?
„Das bringt doch alles nix und dafür soll ich soviel aufs Spiel setze"
Bei manchen Genossinnen ist nach mehreren Jahren politi­scher Aktivität eine zunehmende Militanzverdrossenheit zu beobachten. Verlockungen, sich in der Gesellschaft einzurichten, gibt es für alle und wir alle geben ihnen mehr oder weniger nach. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass unsere militanten Aktionen oft keine schnellen und gut sichtbaren Ergebnisse liefern. Trotzdem gibt es viele gute Gründe für Militanz als Mittel zur radikalen Gesellschaftsveränderung. Wir finden es falsch, sich dieser Handlungsmöglichkeiten zu berauben. Die Gründe dafür und dagegen sollte jede_r selbst abwägen.

Erfolgskriterien
Wir wollen gern über mögliche Kriterien für erfolgreiche Aktionen diskutieren. Was sind eure Erfahrungen mit ein­zelnen oder in Kampagnen eingebetteten Aktionen? Wie lassen sich Erfolg oder Misserfolg auch auf lange Sicht mes­sen?
In erster Linie finden wir: Alles was uns stärker macht, uns voranbringt, ist ein Erfolg! Und schon allein die Tatsa­che, dass Menschen sich zusammentun, sich organisieren und gemeinsam Widerstand leiste, ist ein Erfolg.
Hier folgen einige Gedanke, die aber entsprechend der Aktion in unterschiedlicher Gewichtung betrachtet werden sollten:
• keine Verhaftungen oder Verletzten, keine Repression hinterher, z.B. Durchsuchungen
• „viel Presse = viel gut"? Von der bürgerlichen Presse kön­nen wir nicht erwarte, dass sie unsere Inhalte vermittelt; das tut sie höchstens indirekt oder mit anderer Absicht. Wenn die Aktion und das Objekt genannt werden, ist schon viel gewonnen (z.B. wäre beim Objekt Bundes­wehrfahrzeug leicht erkennbar, dass es gegen Militaris­mus und Krieg geht)
• der Imageverlust einer Firma oder einer Organisation kann weitaus bedeutsamer sein als die Schadenhöhe
• bei Kampagnen bringt es wenig, sich nur eine Aktion anzusehen, gesellschaftliche Auswirkungen sind wahr-sehe.. erst mittelfristig zu spüren
• direkte Resonanz ist sogar innerhalb linker Kreise schwer zu bemerke, da viele eine öffentliche Zustimmung zu militanten Aktionen scheuen, weil sie Repression bzw. ihre Zuordnung zu dieser Aktion fürchten
• explizite Zustimmung mindestens zum Ziel oder zur Intention einer Aktion durch öffentliche Personen oder Bündnispartner_innen
Zusätzlich kann der Erfolg von Aktionen dadurch ver stärkt werden, dass Gruppen sich in ihren Aktionen aufeinander beziehen. Das gilt für eine inhaltliche wie auch für eine zeitliche Bezugnahme, denn eine Bündelung oder Häufung von Aktionen zu bestimmten Themenbereichen verstärkt die öffentliche Wirkung. Für eine erfolgreich militante Politik müssen unsere Ak­tionen zielgerichtet sein und unsere Inhalte transportieren. Dass einfache Möglichste viel kaputt geht, kann nicht unser Ziel sein: Der Inhalt unserer Aktionen ist Richtiger als de­ren Form.

Hierarchie von Aktionsformen?
Die verschiedenen Praxen von radikalen Linken (Demos, Störungen öffentlicher Auftritte, Blochcadenn, nächtliche Ami- litante Aktionen, Unterstützung von Menschen, die Lurch Repression bedroht sind usw.) erfahren von uns immer wie- der unterschiedlich Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Aber w. könnten die

Hintemünde einer unterschiedli­chen Wertschätzung sein? Wir haben einige diskutiert:
• militante Aktionen werden oft hart bestraft, da die po­litische Haltung exemplarisch mitbestraft wird. D.h. an erster Stelle macht der Staat den Unterschied, nicht wir.
• Aktivist_innen gingen dafür schon in den Knast oder sind durch Beugehaft bedroht. Sie sitzen für uns alle.
• die notwendige Klandestinität vor und nach Aktionen, geheimnisvolles Flair.
• Es ist nicht so leicht, an das technische Wissen zu kom­men, wie direkte Aktionen gut durchgeführt werden - aber auch nicht so schwer!
• Die Öffentlichkeit erfährt davon eher als vom mühsamen Schreiben von Texten, der Organisation von Treffen oder der Bereitstellung von Infrastruktur.
• Es können oder wollen nicht alle auf diese Art aktiv wer­den, tritt wegen körperlicher Einschränkungen. Ängs­ten oder aufgrund ihres rechtlichen Status.
• Direkte Aktionen werden in der Szene meist gutgehei­ßen, auch in Fällen, wo sie nicht viel bewirkt haben.
Was spricht dafür, Unterschiede zwischen verschiedenen Aktionsformen zu machet? Wir finden es genauso falsch, alle Aktionsformen gleich zu machen, wie Aktionen allein an der Heftigkeit der gewählten Mittel oder der darauf folgenden Repression zu messen. Z.B. finden wir ein gut platziertes Farbei gegen das Haus eines politisch Verantworitlchen wirkungsvoller als ein einzelnes, ohne Kontext einer Kampagne abgefackeltes Firmenfahrzeug. Uns sind die politischen Wirkungen einer Aktion wichtiger als eine Bewertung der Form.
Wir sind dafür, alle linken Aktivitäten zu sehen und an­zuerkennen. Oft erfährt mühevolle Kleinarbeit nicht die­selbe Wertschätzung. Wir denken aber auch, dass sich alle mehr Gedanken um die Weiterentwicklung und Anwen­dung militanter Aktionen machen und sie nicht nur kriti­sieren oder in den Himmel loben sollten. Jeder Gesetzesbruch ist irgendwie riskant und muss sorgfältig abgewogen werden, ob militant oder Dicht. Dass militante Aktivitäten besonders repressiv verfolgt werden und die Akteurinnen besonders vorsichfig vorgehen müssen, können wir nicht ändern. Dass wir selbst das nicht noch hoch stilisieren aber schort. Es murr nicht unbedingt ein Wettbewerb daraus werde, mit Punktevergabe je nach Heftigkeit der Aktion oder des angerichteten Schadens, so wie in der Broschüre „Volxsportwettbewerb" im Vorfeld des G8 2007, auch wenn das ironisch aufgefasst werden kann. Wir finden, es sollte viel mehr ein Bewusstsein über das Privileg geben, militant agieren zu können. Das ist nichts, woraus sich per se ein elitäre denken ableiten sollte.

„Akzeptanzforschung"
Wichtiger sind uns die Wirkungen auf den jehweiligen gesellschaftlichen Prozess, in den wir mit einer Aktion interbenieren wollen. Dabei spielt auch eine Rolle, inwieweit wir so agieren, dass eine gewisse Öffentlichkeit die Möglichkeit hatm uns wahrzunehmen oder uns zuzustimmen ider sogar mitzumachen, z.B. bei einer Kampagne. Um eine größt mögliche Akzeptanz zu erreichen, müssen wir in Bezug auf unser Vorgehen allerlei abwägen. Abgesehen davon, das wir natürlich für unsere eigene körperliche Unversehrtheit sorgen sollten und eine mögliche Repression durch kalandestines Vorgehen vermeiden wollen, sollten wir überlegen, wie wir das entsprechende Objekt geäß der Sache um die es uns geht, richtig wählen. Wenn es z.B. un die Firmenpolitik von Siemens geht, sollten wir das Privatauto eines_r führenden Mitarbeiters_in abfackeln oder lieber einen Firmenwagen? Was macht Siemens mehr Druck? Was ist für Außenstehende akzeptabler? Womit erzielen wir die größere Wirkung? Die Form, die wir wählen, sollte vermittelbar und möglichst nachzuahmen sein, damit es keine abgehobene Angelegenheit wird. Wir sollten auf gesellschaftliche Konflikte oder linke Kampagnen bezogen agieren und nicht im luftleeren Raum. Selten lässt sich eine Kampagne ausschließlich durch militante Aktionen in Gang bringen. Außerdem sollten möglichst viele Menschen von der Aktion und ihren Hintergründen erfahren, damit sie sich überhaupt solidarisieren können. Sicher haben wir das nicht im Griff, da die bürgerliche Presse unberechenbar und meist nicht gerade symoathisierend ist und unsere eigenen Publikationen nur sehr wenige Menschen erreichen können. Aber durch zurückgelassene Flugblätter oder gesprühte Parolen können wir eine umfassendere Berichtersattung erleichtern. Auch wenn dies ein altbekannter Apell ist: Wor können vermehrt wieder in unseren eigenen Blättchen (Allhambra, Göttinger Drucksache, Interim, Swing, Zeck usw.) Texte veröffentlichen, weil es schwierig ist, selbst militante Flugblätter auszulegen.

Die Schritte zum Erfolg

Mundorgel für Militante, Teil 2: Wie ich eine Aktion vorbereite und durchführe

(aus: radikal 158, in eckigen Klammern haben wir den Text durch einige Anmerkungen ergänzt)

 

Der Beitrag fasst einige Dinge zusammen, die es zu beachten gilt, wenn Aktionen geplant werden. Er richtet sich eher an kleinere Bezugsgruppen als an Massenmobilisierungen. Teile der Überlegungen lassen sich jedoch auch auf solche größeren Aktionen übertragen. Der Text versteht sich nicht als ein action-guide, den es Schritt für Schritt zu befolgen gilt, sondern als eine Sammlung von Dingen, die nicht vergessen werden sollten, wenn eine Aktion Erfolg haben soll. Die Punkte selbst speisen sich aus konkreten Erfahrungen, sind aber so allgemein gehalten, dass sie auf viele Bereiche übertragbar sind...

 

Vorher

Vor jeder Aktion steht die Frage na. dem ,Was wollen wir erreiche, was ist das Ziel der Aktion?' Es ist ja ein Unterschied, ob wir einen Aufklärungseffekt erzielen wollen, einen ökonomisdt möglichst schmerzvollen Schaden anrichten wollen, etwas physisch materiell zerstören wollen oder uns mit einer Aktion mit anderen Kämpfen solidarisieren wollen. Oftmals ist es auch eine Mischung aus den verschiedenen Zielen, die wir erreichen wollen.

Auf jeden Fall ist es sinnvoll, die eigenen Ziele vorher möglichst genau zu diskutieren. Dann fällt es leichter zu überlegen, was gemacht werden soll und was wir dazu brauchen. Für dieses Prinzip ist es letztlich egal, ob irgendwo ein Transparent aufgehängt oder ein Büro verwüstet werden soll... Schon für die. ersten Diskussionen solltet ihr sichere Orte auswählen, an denen ihr sicher sein könnt, nicht abgehört zu werden. Je nach Zusammensetzung eurer Gruppe kann es auch wichtig sein, sich so zu verabrede, dass es andere Freundinnen, Kolleginnen und Mitbewohner_innen nicht mitbekommen, weil ihr sonst in der Konstellation der Aktionsgruppe nicht viel gemeinsam macht. Konkrete Ziele für eine direkte Aktion haben wir ja meist eine ganze Reihe im Kopf, jeder Gang zum Einkaufen, jede Fahrt durch die Stadt oder das aufmerksame Lesen der Zeitung füllt die imaginäre Liste. Wenn ihr euch entschieden habt, was mit der Aktion erreicht werden soll, dann geht es nun darum, ein konkretes Ziel auszuwählen, bei dem sich die gewünschten Effekte am besten realisieren lassen. Wenn ihr das politische Ziel, die Aktionsform und den konkreten Ort ausgewählt habt, habt ihr einen ersten groben Plan eurer Aktion! Wenn ihr euch die drei berühmten W-Fragen „Was? Wie? und Wo?" beantworten könnt, kann die konkrete Planung beginnen..

[Auf jeden Fall muss bei der Zielauswahl auch dadrauf geachtet werden, dass keine Unbeteiligten gefährdet werden.]

 

Erste Begehung

Der erste Schritt sollte immer das Kennenlernen der Örtlichkeiten sein. Am besten, einige schauen sich den ausgewählten Ort an. Anhand von Fotos, Bildern und Karten solltet ihr euch gegenseitig das Gelände beschreiben.

[An diesem Punkt ist es uns allerdings wichtig, auf Probleme bei diesem Vorgehen hinzuweisen: Fotos etc. zu Hause herumliegen zu haben, ist tabu. Lassen sich Fotos und Skizzen nicht vermeiden, sollten sie möglichst nicht zu Hause aufbewahrt werden und so schnell wie möglich verschwinden. Werden Fotos digital gespeichert, sollte genau überlegt werden, wo und wie diese Daten wieder vollständig vernichtet werden können; mehr dazu im Kapitel 5 „Sicher schreiben lernen am Computer". Spätestens direkt vor der Aktion sollte aber alles vernichtet werden.]

Viele Augen sehen mehr und oft fallen Dinge erst im kollektiven Gespräch richtig auf. Ein kleines Tor, eine versteckte Kamera, ein Baum direkt an einer Mauer... Meist sind es Kleinigkeiten, die später zu zentralen Bausteinen der Aktion werden. Wichtig ist, bereits in dieser frühen Planungsphase einen Blick für Bewegungen im Umfeld, Ein- und Ausstiege und mögliche Fluchtwege zu entwickeln. Wenn ihr mit Autos zur Aktion fahrt, vergrößert sich der Radius noch einmal, weil es einen guten Parkplatz und ausgewählte Fahrtrouten geben muss. So wäre es ja wirklich ärgerlich, nach einer gelungenen Aktion in eine Verkehrskontrolle oder ähnliches zu geraten, die mensch auch vorher hätte sehen können.

 

Basisplan

Auf der Basis der ersten Begehungen, der Fotos, Karten usw. könnt ihr einen allgemeinen Plan entwerfen. Dieser sollte überwachungskamerafreie Hin- und Rückwege, Parkmöglichkeiten, Ein- und Ausgänge in euer Ziel sowie verschiedene Fluchtrouten enthalten. Teil eines Basisplans ist es auch zu entscheiden, ob die Aktion tagsüber oder nachts stattfinden soll und wie viel Zeit einzelne Teile der Aktion (Anfahrtswege, Weg vom Treffpunkt zum Ziel, Dauer der Aktion, Rückweg und Rückfahrt) in Anspruch nehmen. Auch die Anzahl der notwendigen Aktivistinnen sollte in dieser Planungsphase durchgerechnet und festgelegt werden. Die Anzahl von Leuten ist stark abhängig von der Aktionsform und den konkreten Bedingungen vor Ort. Wie viele braucht es für die konkrete Aktion? Wie viele Beobachtungsstellen brauchen wir? Ist es notwendig, den Polizeifunk oder ähnliches abzuhören? Wie viele Autos und Fahrer_innen sollten bereitstehen?

 

Zweite Begehung

Die zwei. Begehung d. Ortes findet mit dem zuvor erstellten Ablaufplan im Hinterkopf statt. Deshalb sollte auch die Zeit der Begehung mit der voraussichtlichen Aktionszeit übereinstimmen. Insbesondere wem ihr die Aktionen bei Nacht plan, ist es wichtig, die Beleuchtungssituationen und auch die ,normalen' Verkehrsbewegungen zu kennen. Alle Beteiligten sollten den Ort zuvor gesehen haben, um sich eine eigene Vorstellt, von der Situation machen zu können. Bei dieser zweiten Begehung sollte die Aufmerksamkeit vor allem auf mögliche Sicherheitssysteme und die Details im Gelände gerichtet sein. Wenn es zum Beispiel darum geht, einen Zaun zu überwinde, ist es wichtig, dessen Struktur zu kennen: Gibt es oben Stacheldraht? Besteht er aus leicht zertrennbarem Material? Welche Stärke hat der Zaun? Besteht der Zaun aus einzelnen ineiandergeschrauben Feldern? Wo liegen die Schraubköpfe, welche Größe haben die? etc. Na. dieser zweiten Begehung sollten alle .viel über das Objekt wissen, dass gemeinsam überlegt werden kann, welche Werkzeuge und Instrumente notwendig sind. Auch ein Test der vorgesehenen Fluchtrouten und Abfahrtswege ist absolut notwendig. Gibt es wirklich keine Überwachungskameras auf dem Weg? Parkt unser Auto wirklich allein oder wird die Stelle auch von anderen benutzt? Kann der Parkplatz von außen oder weiter weg gesehen werden? Ist da genügend Platz, um das Auto wenden zu können? Werden auch keine Reifenspuren hinterlassen? Es sind oftmals die Kleinigkeiten, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Wichtiger Schritt da. ist es au., die Zeiten vom Ort des Geschehens bis hin zu dem Punkt, wo ins Auto zugestiegen werden kann, genau zu messen. Reicht die. Fluchtzeit nicht aus, muss das Auto weite entgegen-komm, damit insgesamt alle schneller verschwinden. Bei einzelnen Aktionen kann es sinnvoll sein, einen Treffpunkt nach einer Aktion auszumachen, um von dort gemeinsam zurückzufahren. Auch diese Wege und Orte müssen auf ihre Eignung hin geprüft werden. Teil dieser zweiten Begehung sollte es auch sein, sich zu überlegen, wohin nach einer abgeschlossenen Aktion die dabei benutzten Klamotten und Werkzeuge verschwinden sollten. Klar ist, dass zumindest unsere „äußere Hülle“ (Schuhe, Hosen, Jacken, Handschuhe und Mützen) und die Werkzeuge polizeilich verwertbare Spuren am Ort hinterlassen. Alles sollte dann verschwinden - wir können nie wissen, durch welchen Zufall diese Sachen irgendwann bei uns gefunden werden. Zu diesem Zeitpunkt muss auch über die sinnvollsten Kommunikationsmittel gesprochen werden. Sind immer alle auf Sichtweite und können sich mit Zeichen verständigen? Braucht es für die Kommunikation Funkgeräte oder andere Formen der Fernübertragung? Alle Kommunikationsformen müssen vor Ort getestet werden. Nicht dass es dann zu dunkel ist, um einander zu sehen oder ein zuvor nicht beachtetes Gebäude den Funkverkehr behindert...

 

Der Aktionsplan

Um einen detaillierten Plan zu erstell, werden zunächst alle neuen Informationen der Begehung wieder kollektiv zusammengetragen. In der Praxis ist es meist ganz sinnvoll, bei den Berichten der Einzelnen sehr konkret nachzufragen. Die meisten von uns sind keine ausgebildeten Polizist_innen oder Reporter_linnen, die gelernt haben, eine Situation detailliert zu beschreiben. Deshalb ist es wichtig, sich gegenseitig zu hinterfragen und somit eine kollektive Präzision der Beschreibung zu erhalten. Ein detaillierter Aktionsplan beginnt mit dem Treffpunkt der Aktiven und endet erst, wenn alle auseinander gehen.

[Auch die individuellen Fluchtwege sollten gemeinsam abgesprochen werden. Denkt beim Nachausekommen daran, dass möglicherweise eure Hauseingänge überwacht werden.)

Jeder Schritt dazwischen muss eindeutig geklärt und in einem Zeitplan festgehalten werden. Zu jedem Zeitpunkt der Aktion muss jeder wissen was zu hm ist wer mit wein kommuniziert. Wann werden welche Werkzeuge oder ähnliches gebraucht? Wie kommen die dorthin, wo sie gebraucht werden? Und wie werden sie entsorgt? Alle Funktionen müssen genau beschrieben werden (Fahrer_in, Beobachtungsposten, Leute, die am oder im Zielobjekt direkt aktiv werden...). Eine wichtige Entscheidung in dieser Phase ist es auch, ob es eine Form von Rückabsicherung geben soll. Darunter verstehen wir eine vertraute Person, die fernab vom Geschehen per Telefon oder auf anderem geeigneten Weg an Falle des Misslingens und der Gefahr informiert werden kam, um Unterste., von außen zu organisieren. Nicht bei allen Aktionen ist eine solche Ausweitung sinnvoll und notwendig.

[Bei der Aktion oder kurz danach telefonisch zu kommunizieren, ist unserer Meinung nach mit einem großen Sicherheitsrisiko verbunden. Von der Kontaktperson können wir nicht wissen, ob ihr Telefon abgehört wird. Möglicherweise kann mensch ein ,sauberes' Handy mit unbenutzter Karte dazu verwenden; M jedem Fall sollte eine solche Praxis sorgfältig abgewogen werden. Besser kann es sein, einen Treffpunkt auszumachen.]

 

Plan B

Oftmals ist es sinnvoll, sich für den Fall von unvorhergesehenen Problemen Alternativen auszudenken. Eine nicht zu öffnende Tür muss nicht das Ende einer Aktion bedeuten. Wenn bereits im Vorfeld verschiedene Varianten durchgespielt werden, ist eine „Planabweichung“ schneller und einfacher zu meistern. Es ist auch möglich, sich ein völlig anderes Ziel vorzunehmen, wenn es unüberwindbare Probleme bei der eigentlich geplanten Aktion geben sollte. Ihr solltet aber Situationen durchspiele, in denen es besser ist, die Aktion ganz abzubrechen. Diskutiert vorher, unter welchen Bedingungen es nicht weitergehen sollte.

 

Die unmittelbare Vorbereitung

In Vorbereitung der Aktion müssen die detaillierten Pläne so oft durchgespielt werden, bis sich jede_r sicher in seiner_ihrer ‚Rolle' .bewegen kann. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, dass alle Beteiligten über die Aufgaben der Einzelnen Bescheid wissen, um im eigenen Handeln auch zu jedem Zeitpunkt abschätzen zu können, in welcher Phase sich die Aktion gerade befindet. Wichtig ist es auch, sich bereits in einer früheren Vorbereitungsphase genügend Zeit 'zu nehmen, um über Ängste und Gefühle zu sprechen. Das ist nicht nur wichtig,, um eine ‚Lösung' zu finden, sondern auch um das Handeln der Einzelnen in der Aktion für alle anderen berechenbar zu machen. Es nützt nichts, wenn eine_r die ganze Vorbereitung lang obercool tut und dann in der Aktion selbst nervös und fahrig handelt. Je mehr wir uns in unseren vermeintlichen Schwächen dem Kollektiv öffnen können, desto gestärkter kann die Gruppe in eine Aktion gehen. Oftmals gibt es ja schon in der Vorbereitung einiges zu koordinieren und zu besorgen. Das sind oftmals gute Tests, wie zuverlässig und konzentriert die Einzelnen der Gruppe bei der Sache sind. Setzt euch klare und realistische Zeiträume, um alles Notwendige zu besorgen. Insbesondere bei Werkzeugen, die Spuren hinterlassen, ist es immer sinnvoll, die nicht bei der Händlerin um die Ecke zu besorgen, sondern sich gut zu überlegen, wie dies oder jenes halbwegs überwachungsfrei besorgt werden kann. Dabei ist auch darauf zu achten, in welchen Kombinationen Dinge gekauft werden: So ist es sicherlich verlockend, in einem Baumarkt alles Notwendige auf einen Schlag zu bekommen - aber wenn Brecheisen, Benzinkanister und Handschuhe in einem Einkaufswagen liegen, kann das auch nach hinten losgehen. Auch wenn euch in den allermeisten Fällen niemand fragen wird, legt euch eine nachvollziehbare Legende für den Einkauf zurecht. Das reguliert den jeweiligen ,Warenkorb' und gibt euch selbst ein sicheres Gefühl.

[Bedenkt aber auch, dass sich trotz einer guten Legende der_die Verkäufer in wegen des auffälligen Einkaufs eventuell an euch erinnern kann.]

Wichtig sind in dieser Phase auch Überlegungen zu einem möglichen Misslingen der Aktion. Was kann passieren, wenn es schief läuft? Gehen wir bei einer Aktion ein Gesundheitsrisiko ein? Was passiert, wenn uns die Bullen erwischen? Wer sagt bei der Arbeit Bescheid oder holt die Kinder aus der Schule ab? Je besser wir auch auf schlimme Situationen vorbereitet sind, desto besser können wir sie bewältigen. Je nach Aktionsform sollten immer Absprachen getroffen werden, wer sich um wen kümmern kann, wenn was schief läuft. Dazu ist es oft nötig, auch Freundinnen außerhalb der direkten Aktion einzubeziehen. Die müssen nicht in alle Details eingeweiht werden, aber es sollten in jedem Fall klare Absprachen getroffen werden, was passieren soll, wenn mensch sich bis zu einem abgesprochenen Zeitpunkt nicht zurückmelden kann.

 

und Aktion!

Am Tag der Aktion nehmt euch genug Zeit, um vorher noch ganz entspannt den Plan im Geiste durchzugehen, die notwendigen Klamotten, Werkzeuge usw. in aller Ruhe zurecht- und anzulegen. Auch für den Weg zum vereinbarten Treffpunkt solltet ihr euch mehr Zeit nehmen, als ihr üblicherweise für diese Strecke braucht. Es ist für eure Sicherheit ein zentraler Punkt, ob euch jemand folgt und die Aktion beobachtet oder nicht. Wählt also Wege und Strecken aus, bei denen ihr möglichst viele Möglichkeiten habt, zu prüfen, ob ihr wirklich allein seid. Dass Mobiltelefone oder GPS-ortbare Geräte an so einem Tag nicht mitgenommen werden, versteht sich von selbst. Wenn ihr euch beim Absetzen noch sicherer sein wollt, dann lasst euch von Freund_innen und Genoss_innen helfen.

Mit der Unterstützung von zwei, drei anderen kann meist ein ziemlich sicheres Urteil gebildet werden, ob jemand wirklich allein unterwegs ist. Dabei müsst ihr euch vorher einen Weg überlegen, der an bestimmten Stellen von den anderen beobachtet werden kann. Über den Rücklauf der ,Beobachtungsergebnisse` müsst ihr euch vorher Gedanken machen. Aber wenn ihr euch im Vorfeld ein-zwei Stunden Zeit für die Fragen nehmt, gelingt es euch sicher, ein passendes Konzept zu entwickeln. Bereits ffir den Weg zum Treffpunkt ist es notwendig, dass ihr auf Überwachungskameras und ähnliches achtet - ihr wollt ja auch nicht, dass der so schön abgesicherte Weg später rekonstruiert werden kann. Für die Kleidung müsst ihr euch immer auf einen Kompromiss zwischen Zweckmäßigkeit und Unauffälligkeit einlassen. So nützt es wenig, wenn ihr mit einer quasi-militärischen Ausrüstung zwar für die Aktion bestens vorbereitet seid, jedoch vorher alle erdenklichen Beobachtungsraster anspringen lasst. Andererseits sind ein feiner Anzug oder Hackenschuhe bei manchen Aktionen eher hinderlich. Wie gesagt, da müsst ihr einen Kompromiss finden. Beim Treffpunkt versucht nochmal ein kurzes Stimmungsbild zu bekommen. Sind alle immer noch überzeugt es zu tun? Haben alle ein gutes Gefühl? Wenn es losgehen kann, vergleicht nochmal eure Uhren und synchronisiert die Zeit. Bei Aktionen in der Nacht ist es sinnvoll, genügend Zeit einzuplanen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das normale menschliche Auge braucht etwa 20 Minuten, um die maximale Sehkraft bei Dunkelheit zu erreichen. Wenn die Aktion startet, konzentriere dich mit allen Sinnen darauf. Versucht euch immer wieder an den Plan zu erinnern und entsprechend zu verhalten. Prüft gleich zu Beginn euer Kommunikationssystem. Sind alle zu sehen oder zu erreichen? Wichtigste Regel bei der Aktios und auch später beim Rückweg: Keine Panik. Gerade in schwierigen Situationen ist Ruhe .ein zuverlässiger. Begleiter. Wenn ihr die Aktion gut geplant habt, dürfte wenig passieren, auf das ihr nicht vorbereitet seid. Egal was geschieht, ihr solltet stets versuchen, bewusst zu handeln und jeden Schritt vorher zu überlegen. Gerade in Stresssituationen ist das oft nicht leicht. Bei der Aktion selbst - und das sollte auf jeden Fall ein wichtiger Punkt in euren Vorbereitungen sein - müsst ihr peinlich genau darauf achten, keine Spuren zu hinterlassen. Dazu zählen nicht nur Fingerabdrücke, Spuren von Schuhen und Autos, sondern auch Stofffasern eurer Klamotten, Abrieb oder spezielle Merkmale der Werkzeuge, die ihr verwendet sowie jede Menge genetisch auswertbares Material (vom Speichel an der Zigarettenkippe bis zum ausgefallenen Haar). Für Werkzeuge und eure ,äußere Hülle' (also Schuhe, Hosen, Jacken, Handschuhe und Kopfbedeckung) gilt: Möglichst direkt nach der Aktion entsorgen. Dabei bietet es sich an, das auf verschiedene Orte zu verteilen, die mit euch nicht in Verbindung gebracht werden können (Also keinesfalls die heimische Mülltonne benutzen!). Wenn es ohne Auto in der Nähe nicht geht, dann müsst ihr euch auch für die Reifen oder das ganze Auto eine Lösung einfallen lassen. Auch dabei ist die Handlungsmaxime, jeden Zusammenhang mit einer möglicherweise zu findenden Spur zu euch selbst auszuschließen.. Auch die Spuren eines Leihwagens bringen euch keine Sicherheit, wenn der Ausleihvorgang zurückverfolgt werden kann. Ob Str jede Aktion ein Auto geklaut werden muss oder alle Reifen gewechselt werden müssen, müsst ihr letztendlich aber selbst entscheiden. Nicht zuletzt hängt das auch von dem zu erwartenden Fahndungsaufwand der Gegenseite ab.

 

...nach der Aktion

Sinnvoll, aber leider nicht immer machbar, ist ein gemeinsames Auswertungstreffen möglichst in den Tagen nach der Aktion. Da sind die Erinnerungen noch frisch und selbst Einzelheiten können ausgewertet werden. Bei einer solchen Auswertung sollten alle Phasen der Vorbereitung berücksichtigt werde, um Schlussfolgerungen für das nächste Mal zu ziehen. Was hat geklappt, wo gab es Probleme, welche Dinge hätten besser vorbereitet werden können? Gab es Momente der Angst für die Einzelnen, wie kann mit solchen Situationen umgegangen werden? Dabei kann auch ein Austausch der individuellen Kompensationsstrategien hilfreich sein. Wichtiger Punkt in der Zeit nach einer Aktion ist die Erholung. Da fast alle direkten Aktionen notwendigerweise mit einer Phase der intensiven Konzentration und einer zeitlichen Belastung verbunden sind, ist es wichtig, sich selbst und auch dem sozialen Umfeld eine Erholungsphase zu gönnen. Mit einer ,Der-Kampf-ist-mein-Leben-Mentalität ist niemandem geholfen. Abgesehen von den gruppendynamischen Effekten eines solchen Kriegertums schränken mangelnde Pausen und Erholungsphasen auch die Leistungsfähigkeit und das Konzentrationsvermögen ein. Mit einigem zeitlichen Abstand zur Aktion ist eine politisch-strategische Bewertung der Aktion möglich. Ihr könnt in diese Auswertung erste öffentliche Reaktionen einbeziehen und auf dieser Basis einschätzen, ob Methode und Ziel eurer Aktion auch euren politischen Intentionen entsprach. War die Wirkung so, wie ihr sie euch vorgestellt habt, wo gab es Defizite, wie können die beim nächsten Mal aufgehoben werden? In einzelnen Fällen ist es auch zu einem späteren Zeitpunkt noch sinnvoll, eine Form der Öffentlichkeitsarbeit oder Kommunikation zur Aktion zu führen. Auch wenn das Versenden eines möglichen Erklärungsschreibens Teil des Aktionsplanes sein sollte, so können in nachträglichen Stellungnahmen zusätzliche Erklärungen kommuniziert werden. Bei allen Formen der Öffentlichkeitsarbeit sollten zumindest die drei Ebenen der ,großen Öffentlichkeit' (Presse und Nachrichtenagenturen), der ,direkten Öffentlichkeit' (z.B. Flugblätter in der Nachbarschaft) und ,Szeneöffentlichkeit unterschieden werden. Wichtig ist, dass ihr euch genau überlegt, wen ihr wie und warum mit welchen Informationen konfrontieren wollt.

 

Noch einmal zur Sicherheit

Eine vollkommene Sicherheit lässt sich nicht erreichen. Jede Aktion birgt auch ein Risiko. Das heißt zum einen sich mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen und jeweils klar zu mache, was es im schlechtesten Fall bedeutet, wenn ich dabei erwischt werde. Polizeiliche Ermittlungsarbeit lebt zwar oft auch von Zufällen, aber in fast allen Fällen führen letztlich vermeidbare Fehler die Ermittler innen auf die Spur.

Doch Fehler lassen sich vermeiden. Voraussetzung dafür ist ein möglichst detaillierter Plan, der für jeden Zeitpunkt der Aktion festlegt, was gemacht wird und was nicht So könnt ihr im Vorfeld Schritt für Schritt überlegen, welche Spuren dabei entstehen können. Entsprechend könnt ihr euch bei der Aktion darauf einstellen. Wenn ihr über einen kantigen Zaun steigen müsst, dann müsst ihr damit rechnen, dass Kleidungsfasern dort hängen bleiben. Wenn ihr über Sand und Erde lauft, gibt es Schuhabdrücke, wenn ihr telefoniert, kann das Telefonat zurückverfolgt werd.. Wenn ihr einen Brief auf die Reise schickt, kann der Briefkasten oder das Postamt zurückverfolgt werde, wenn zum Bezahlen eine Geldkarte benutzt wird, werden die Daten gespeichert... Spuren gibt es also immer und die lassen sich auch nicht vermeiden. Die entscheidende Frage ist, ob die auf euch zurückzuführen sind oder nicht. Da gibt es keine Patentrezepte, sondern vor allem den Aufruf, sich jeden Schritt (auch schon bei der Vorbereitung) gründlich zu überlegen und wenn möglich auch gemeinsam zu besprechen.

Viel Spaß und Erfolg!

 

Antirepression und Notfallpläne

Der autonome Kleingruppenzusammenhang – gemeinsam auf den Notfall vorbereitet sein!

 

Wir halten es für wichtig, sich als militant agierender Zusammenhang auch darauf vorzubereiten, was passiert, wenn mal etwas schief läuft. Neben der konkreten Aktionsvorbereitung sollten wir uns über die Lebenssituationen der Einzelnen, über Ängste, Kommunikationswege und das Verhalten bei Notfällen wie z.B. Verletzungen oder möglicher Repression austauschen. Im Folgenden wollen wir einige Überlegungen dazu vorstellen, die in Teilen unseren Erfahrungen, in Teilen auch nur unseren Ansprüchen entsprechen.

Je besser wir uns kennen und je genauer wir Notfälle durchgesprochen haben, umso besser können wir im entscheidenden Moment handeln bzw. reagieren. In schwierigen Situationen (wie z.B. bei besonders engagierten Bürger_ innen, die sich als Hilfspolizei aufspielen, bei Festnahmen etc.) tritt schnell Panik ein. Dann ist es hilfreich, wenn es einen klaren Plan gibt, wie mensch sich verhalten will — denn zum Nachdenken ist dann meist keine Zeit mehr. Sicherlich ist eine ausführliche Vorbereitung kein Allheilmittel. Es kommt immer wieder zu Situationen, in denen die Angst uns dazu bringt, alle vorherigen Absprachen zu ignorieren. Daher ist es besonders wichtig, bei der Vorbereitung auch gleich schon die Nachbereitung der Aktion zu planen. Dabei sollte auf jede_n Einzelne_n, ihre_seine Ängste und Unsicherheiten und die jeweiligen Lebenssituationen Rücksicht genommen werden. Alle sollten sich sicher fühlen und auf die anderen verlassen körnen. Auf der Basis eines solchen Vertrauens können wir unsere Angst gemeinsam überwinden. Dabei sind die Grenzen sicher unterschiedlich doch meist gibt es hierfür Lösungen, z.B. durch eine gemeinsam offen und ehrlich besprochene Aufgabenverteilung. So wird die eine vielleicht nicht gerne nach Bullen Ausschau halten, weil sie weiß, dass sie schnell in Panik gerät, wenn sie nichts zu tun hat und dann vielleicht zu schnell ein Abbruchsignal gibt. Der andere hingegen kann schon ohne Angst schlecht zielen und werfen und wenn dann noch die Aufregung der Aktion dazukommt, geht gar nichts mehr. Also, überlegt gut, wer für welchen Job besonders geeignet ist. Bedenkt auch Aufgaben in der Vorbereitung, z.B. die Herstellung des Aktionsmaterials, Einkäufe, das Verfassen einer Erläuterung, das Abschicken am nächsten Tag usw.. So kann es z.B. sehr hilfreich sei, wenn die Personen, die tagsüber einen Brandsatz bauen und evtl. mit Benzin in Kontakt kommen, nachts nicht bei der Aktion dabei sind — das entlastet alle Beteiligten und verringert die Gefahr, dass falls jemand festgenommen wird, Spuren am Körper gefunden werden.

 

Kommunikationsstrukturen

Die Kommunikation in autonomen Kleingruppen ist nicht einfach. Telefonieren, chatten, mailen... alle diese modernen Kommunikationswege lassen sich einfach überwachen und sind für eine klandestine Organisierung unserer Meinung nach daher ungeeignet. Wir setzen deshalb nach wie vor auf das persönliche Treffen, das natürlich ebenfalls Risiken birgt. Es ist nicht immer einfach, einen geeigneten Ort zum Treffen und Reden zu finden. Kriterien hierfür sollten sein: mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verwanzt (also keine Wohnungen von euch oder Szertekneipen), keine anderen Leute in Hörweite und es sollte möglichst nicht schon von weitem als klandestines Treffen erkennbar sein. Eilten zusätzlichen Schutz kann es bieten, keine Orte, Namen und Daten zu nennen (und sie auch nicht mit Handzeichen zu zeigen), sondern sie nur aufzuschreiben. Auch hier gilt Vorsicht: Das kann auch sehr auffällig sein.

Wichtig ist es auch, sich zu überlegen, wie in Notfällen kommuniziert wird. Nach Hausdurchsuchungen u.ä. achten die Bullen teilweise sehr genau darauf, wer mit wem redet oder sich trifft. Es kann hilfreich sein, für solche Fälle einen Notfalltreffpunkt auszumachen. Um Infos weiterzugeben oder Termine zu verabreden, ist es auch gut, sich zu überlegen, wer wem wo im Alltag (in der WG, im Job, Schule oder Uni) begegnet und so unauffällig Absprachen treffen kann. Auf diese Weise lassen sich auch Infoketten bilden.

 

Sich gegenseitig kennen(lernen)

Was sind die Dinge, die wir voneinander wissen sollten, um uns sicher zu fühlen und darauf vertrauen zu können, dass sich die anderen im Repressionsfall um alles kümmern? Das ist bestimmt von Person zu Person sehr verschieden. Hier einige Anregungen, welche Infos wichtig sein könnten:

Namen, Melde- und Wohnadressen, Geburtsdaten

Persönliche Situation und Verpflichtungen (z.B. Job, Kinder, Eltern pflegen, Haustiere)

Wohnsituation (z.B. bei Eltern, allein, WG)

Wer ist im Notfall zu benachrichtigen?

Wie geht es den Einzelnen (Stress, Gesundheit, Ängste)?

Aufgabenverteilung und Vorlieben bei Aktionen

Anwält_innen-Wünsche (eventuell Vollmachten)

Repressionsvorgeschichte (Verfahren, Verurteilungen, Bewährung, Observationen...)

Repressionserfahrungen austauschen, um besser vorbereitet zu sein

Umgang mit Repression und Aussageverweigerung

Welche Art Unterstützung ist bei Festnahmen erwünscht (z.B. Soliaktionen)?

Einschätzungen zu Risiken und Erfolgen

Verhalten in Notfällen (Bullen, Aktivbürger_innen, direkte Auseinandersetzungen, Verfolgungen)

 

Notfallsituationen gemeinsam besprechen!

Neben dem persönlichen Austausch sollten sich alle auf Repression und Notfallsituationen vorbereite, am besten gemeinsam. Als Diskussionsgrundlage kann hier z.B. das Buch „Wege durch die Wüste" dienen. Aber auch von der Roten Hilfe und dem Ermittlungsausschuss (EA) gibt es vielfältige Infos. Wichtige Themen können dabei Festnahmen, Hausdurchsuchungen, U-Haft, Knast, Aussageverweigerung, Anwält_innen und Verfahrensführung sein.

Daneben sollte auch das Verhalten bei Verletzungen besprochen werden. Was machen, wenn sich jemand verletzt (leicht, mittel oder schwer)? Kennt mensch vertrauenswürdige Ärzt_innen? Klar ist: Im Notfall geht die Gesundheit vor! Bedenkt auch, dass Verletzungen nicht nur bei Aktionen, sondern auch beim Bauen möglich sind.

Spuren
Etwas Wichtiges vorweg: Wir wollen in diesem Kapitel keine Panik verbreiten! Beschäftigt mensch sich mit dem Thema Spuren, kann schnell der Eindruck entstehen, dass eigentlich gar nichts mehr möglich ist, ohne Spuren zu hinterlassen. Die militante Praxis der letzten Jahre zeigt jedoch, dass eine Menge möglich ist und Ermittlungserfolge auf Seiten der Bullen eher selten sind. Also lasst euch nicht abschrecken und seid vorsichtig! Das Wissen um die Möglichkeiten der Gegenseite und entsprechendes Handeln oder Vorsicht sind die wichtigsten Tugenden, um sich einer Verfolgung durch Bullen und Justiz zu entziehen.
Eine Spur kann alles sein, wie winzig oder unauffällig auch immer. Jede Umweltveränderung hinterlässt Spuren. Keine Spuren zu verursachen ist unmöglich. Daher geht es darum, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Und es geht darum, dafür zu sorgen, dass Spuren nicht zu euch zurückzuverfolgen sind. Daher sollte hier nicht an Kosten und Aufwand gespart werden. Handschuhe und andere Aktionsmittel sowie Werkzeuge sollten immer neu gekauft und nur einmal verwendet werden. Spuren werden von den Bullen direkt am Aktionsort, an verdächtigen Personen und in den von diesen genutzten Räumen gesucht (Wohnung, Arbeitsplatz etc.). Es reicht also nicht aus, nur die Spuren am Ort eurer Aktion im Blick zu behalten. Ihr könnt Spuren nicht nur zurücklassen, sondern auch mitbringen. Ein Beispiel ist Sand oder Staub. Deren Zusammensetzung kann durch kriminaltechnische Labors ziemlich genau analysiert und zugeordnet werden. Wenn ihr also Schlamm von einem Feldweg an euren Sohlen mit zu euch nach Hause bringt, ist nachvollziehbar, dass ihr auf diesem Feldweg spazieren gegangen seid. Gerade solche feinen Spuren verwischen schnell. Durch einen Zufall kann aber genug von einer Spur übrig sein, um eine Verbindung zu euch zu rekonstruieren. Diese kann dann als Indiz für eure Beteiligung an einer Aktion ausgelegt werden. Leichter ist das noch mit Glas- oder DNA-Spuren, also allem, was nicht schnell verrottet. Wenn ihr etwas am Aktionsort absichtlich zurücklasst, könnt ihr sicher sein, dass dies besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gleiches gilt für Bekenner_innenschreiben oder Reste eures verwendeten Materials, wenn sie den Bullen in die Hände fallen. Die Sicherung und Analyse von Spuren ist zeit- und kostenintensiv. Nicht in jedem Fall wird das ganze Repertoire an kriminaltechnischen Spielereien angewendet. Meistens gilt hier Je größer der Schaden oder die Aufmerksamkeit, um so mehr wird darin investiert, euch zu finden.
Aber es gilt auch hier zu bedenken, dass kriminaltechnische Methoden stetig weiterentwickelt und bereits eingeführte Methoden standardisiert und vermehrt eingesetzt werden. Was wir heute an Vorsichtsmaßnahmen für übertrieben halten, kann in Zukunft vielleicht nicht mehr genug sein. Ein gutes Beispiel für eine solche Entwicklung ist die DNA-Analyse. Diese verhältnismäßig neue Ermittlungsmethode hat vor 30 Jahren noch kaum jemand vorausgesehen, wodurch natürlich auch nicht auf die Vermeidung von DNA-Spuren geachtet wurde. Wie sich aktuell am Beispiel des 1977 vom RAF-Kommando Ulrike Meinhof erschossenen Generalbundesanwalt Buback zeigt, können bei entsprechendem politischen Druck neuartige Analysemethoden dazu führen, einmal gefundene Spuren nach Jahrzehnten erneut zu untersuchen. Auf diese Weise zeigt der Staat, dass er nicht vergisst und versucht vielleicht auch heutige Aktivist_innen abzuschrecken.
Neben der Problematik, dass alte Spuren durch neue Methoden zu neuen Ermittlungen führen können, können auch neue Methoden durch Weiterentwicklung und Standardisierung immer preisgünstiger und häufiger angewandt werden. Die Hemmschwelle, DNA-Proben als angeblichen Beweis zu benutzen und in immer niedrigschwelligeren Bereichen der Kleinstkriminalität aufgrund vager Verdachtsmomente heranzuziehen, sinkt und auch die für Analysen notwendige Menge an gefundenem Erbmaterial hat sich bereits verringert.
Zusätzlich können rechtliche Rahmenbedingungen kippen, wie z.B. das Verbot, Rückschlüsse auf bestimmte körperliche Eigenschaften oder Krankheiten in den BKA- und LKA-Datenbanken zu speichern; erlauben sie doch heute schon eine Speicherung der biologischen Geschlechtszugehörigkeit.
Natürlich können wir hier nur versuchen, das Thema Spuren in Bezug auf heutige kriminaltechnische Methoden darzustellen. Wir finden es jedoch wichtig, die stetige Weiterentwicklung kriminaltechnischer Ermittlungsmethoden mitzudenken, wenn wir sie schon nicht voraussehen können. Technisch neuartige Methoden werden oft vor der faktischen Nutzung überlegt, diskutiert und ins Spiel gebracht. (Dass sie dann auch vor ihrer Legalisierung angewandt werden, steht auf einem anderen Blatt...) Insofern finden wir es wichtig, kriminaltechnische Entwicklungen im Blick zu behalten und sich gegenseitig darüber zu informieren, indem wir sie in unseren Medien thematisieren. Ausgespart bleiben in diesem Kapitel Telefon und Internet. Hier nur ganz kurz: Für uns ist es selbstverständlich, dass keine Telefone bei Aktionen und ihrer Vorbereitung dabei sind. Mit ihnen können Bewegungsprofile erstellt werden und sie können als Wanzen benutzt werden. Außerdem stecken sie voller Informationen über euch und eure sozialen Kontakte. Jeder Klick im Internet hinterlässt mehrere Spuren auf dem Rechner, an dem ihr sitzt, auf dem Server, auf den ihr zugreift, und auf allen Servern danach und davor. Manche dieser Spuren lassen sich vermeiden oder kontrollieren, aber das ist ein Kapitel für sich.
Wir können hier keine vollständige Liste von möglichen Spuren geben. Deshalb ist es wichtig, dass ihr selbst alle Schritte durchdenkt und euch überlegt, wo ihr Spuren hinterlasst.
Dass es die 100%ige Sicherheit nicht gibt, wird von den Bullen genutzt, sich als allmächtig darzustellen. Die Funktion von Spurensicherung und kriminaltechnischer Ermittlung ist immer auch eine psychologische. Es geht darum, euch mit den Spurenfunden glauben zu machen, die Bullen hätten euch schon überführt. Damit erpressen sie Geständnis.. Oft sind selbst bei eindeutigen Spuren die. nur Indizien und noch keine Beweise für eure Beteiligung an einer Aktion. Für eine Verurteilung braucht es aber in der Regel mehr als nur Indizien. Also gerade auch, wenn die Bullen euch vorhalten, sie hätten genug gegen euch in der Hand, gilt: Anna und Arthur halten das Maul!

Fingerabdrücke
Fingerabdrücke sind der Klassiker der Kriminalistik. Sie sind die Spuren, die der dünne Film von Säure Fett und Schmutz auf unseren Fingerkuppen auf Objekten hinterlässt. Erfasst werden von den Bullen auch die Abdrücke der gesamten Hand inklusive Handfläche. Sie gelten als individuelles Merkmal. Die Abnahme von Vergleichsproben gehört zum Standard jeder Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED). Sie werden immer noch häufig mit Tinte und Papier erhoben. Scanner, die sie direkt digitalisieren und in die entsprechenden Datenbanken einspeisen, setzen sich aber zunehmend durch. Mittlerweile kommt hinzu, dass der Staat schon ein Auge auf das neue Verfahren zur Passerstellung geworfen hat. Dieses neue Verfahren macht die Abgabe eines Fingerabdrucks für den Erhalt eines Passes zwingend. Wie sich das auf die polizeiliche Praxis auswirkt, bleibt abzuwarten. Die Fingerabdrücke aus den ED-Behandlungen werden in Datenbanken wie AFIS (Automatisiertes Fingerabdrudcidentifizierungssystem) gespeichert. Diese Datenbanken gleichen eingespeiste Spuren aus aktuellen und aus älteren Fällen ab.
Das beste Mittel gegen Fingerabdrücke ist, sie konsequent zu vermeiden. Dies bedeutet, alle Gegenstände, die den Bullen in die Hände fallen können, nicht mit bloßen Händen anzufassen und sich nicht nur auf die eigene Fähigkeit sie zu reinigen zu verlassen. Fingerabdrücke gehören zu den widerstandsfähigsten Spuren. Sie werden oft unbedacht hinterlassen und können jahrelang erhalten bleiben. Selbst an Gegenständen, die über Jahre im Wasser gelegen haben, können unter bestimmten Bedingungen Fingerabdruckspuren gesichert werden. Nahezu jedes Material kann Träger von Fingerabdrücken werden. Dies führt zu unterschiedlichen Gegenmaßnahmen. Immer zu empfehlen ist eine gründliche Reinigung mit Hilfe fettlösender Mittel (wie alkoholhaltigen Reinigungsmitteln). Am einfachsten zu reinigen sind Glas/Kunststoffoberflächen, hier reicht gründliches Abwaschen und intensives Abwischen der Oberflächen mit alkoholhaltigen Reinigungsmitteln oder, bei gründlicher Anwendung, auch Spülmittel. Zwingend wird der Einsatz von oberflächenverändernden Mitteln wie Stahlwolle (also Topfkratzer) beim Entfernen von Fingerabdruckspuren auf Metalloberflächen. Da die Abdrücke leicht säurehaltig sind, ätzen sie sich ins Metall. Es ist den Bullen möglich, je nach Aufwand, die Fingerabdrücke mit Hilfe von Laser wieder sichtbar zu machen. Dagegen ist das Zerkratzen der Oberflächen durch Stahlwolle oder Schleifpapier eine der besten Möglichkeiten. Für unlackiertes Holz gelten ähnliche Maßstäbe wie für Metall. Mit lackiertem Holz kann ähnlich wie mit Kunststoffoberflächen umgegangen werden. Stoffe sind zwar schlechte Träger für Fingerabdrücke, können jedoch auch Spuren aufweisen und tragen dafür umso besser DNA. Passt auf, was ihr am Ort des Geschehens zurücklasst!
Wenn ihr ein Papier mit euren Fingern berührt habt, dann solltet ihres sauber kopieren und vernichten, denn. ist nicht möglich., es zu reinigen. Beim Kopieren von Texten solltet ihr immer darauf achten, dass ihr die Kopien niemals direkt mit euren Händen berührt. Da es oft unnötige Aufmerksamkeit erregt mit Handschuhen im Kopierladen zu stehen, solltet ihr einfach ein paar Leerkopien vor und nach dem Text machen, den ihr sauber halten wollt. Den Papierstapel fasst ihr dann nur von außen an und legt ihn zum Beispiel in eine neue Mappe. Kopiert die. Texte nicht in einem Kopierladen, in dem ihr bekannt seid. Nutzt Verkleidungen, da es den Bullen möglich sein kann, zurückzuverfolgen, auf welchem Kopierer die Kopien entstanden sind (für Kopierer gilt das gleiche wie für Laserdrucker, siehe au. „Schriftspuren"). Kopierer verfügen mittlerweile über einen eigenen Arbeitsspeicher und dieser ist nicht nach ein paar weiteren Kopien schon überschrieen. Es gibt immer noch die Theorie, dass mehrfach. Vergrößern und Verkleinern auf verschiedenen Kopierern individuelle Kopiererspuren verwischt. Wir sind uns nicht sicher, ob dies eine wirklich sichere Methode ist. Sie kann aber auf jeden Fall der Spurensicherung die Arbeit erschweren. Viele Kopierläden zu betreten, birgt aber auch das Risiko, dass sich mehr Menschen an euch erinnern können und die Wahrscheinlichkeit steigt, von irgendeiner Überwachungskamera zum Beispiel im Kopierladen aufgenommen und gespeichert zu werden. Auch Werkzeuge wie Schreibmaschinen, auf denen für die Bullen interessante Texte getippt wurden, sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werde, da darauf auch na. Jahren Fingerabdrücke auffindbar sind.
Das einfachste und sicherste Mittel zur Vermeidung von Fingerabdrücken sind Handschuhe. Doch auch hier ist einiges zu beachten: Gummihandschuhe reißen leicht und in ihrem Innere, wie auch am Einschlupf bleiben Abdrücke zurück. Dünne Latexhandschuhe können die Fingerstrukturen durchdrücken. Eine Möglichkeit ist, zwei Paar übereinander anzuziehen oder Küchenhandschuhe mit Profil zu benutzen. Demgegenüber haben Stoffhandschuhe den Vorteil, dass auf ihnen nur schwer Fingerabdrücke zurückbleiben. Grobmaschige Handschuhe können jedoch gerade bei intensiver Benutzung Lider bekommen. Deshalb sollten keine gestrickten Handschuhe verwendet werden. Stoffhandschuhe nehmen auch wesentlich mehr Stau, und DNA-Spuren auf als Gummihandschuhe. Sie sind praktisch nicht mehr zu reinigen. Lederhandschuhe sind relativ teuer und müssen, wie andere Handschuharten auch, nach Aktionen entsorgt werden. Das ist in unseren Augen ein entscheidender Nachteil. Es sollte aber generell bedacht werden, dass in den Handschuhen, auch innen Spuren zurückbleiben. Handschuhe, die bei einer Aktion benutzt wurden, müssen unserer Meinung nach immer weggeworfen werden. Denn allgemein bleiben an den Handschuhen Spuren zurück, die oftmals auch einer bestimm. Aktion zugeordnet werden können. Außerdem hinterlassen Hand-schulte am Aktionsort individuelle Spuren des Profils oder von kleineren Unregelmäßigkeiten durch Abnutzung (siehe Materialspuren). Bei Hausdurchsuchungen sind die Bullen oft besonders auf solches Material aus.
Es gibt weitere Mittel zur Vermeidung von Fingerabdrücken, gerade wenn nicht offensichtlich Handschuhe getragen werden können. Eines dieser Mittel ist das Auftragen und Trocknenlassen einer dicken Schicht Sprühpflaster auf die Finger. Ein weiteres Mittel ist sich normale Pflaster um oder auf die Fingerspitzen zu kleben. Beide Methoden halten wir für nicht hundertprozentig sicher und sehen in ihnen höchstens eine Möglichkeit, Spuren zu verringern. Eine neuartige Methode, die zur Zeit in den USA erprobt wird, ermöglicht die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Fingerabdrücken. Durch die Analyse lassen sich Drogen, Sprengstoff und bestimmte Stoffwechselprodukte bestimmen und nachweisen. Sie lassen Rückschlüsse auf mögliche „Täter_innen" zu. Das Analyseverfahren ist schnell und kann direkt vor Ort eingesetzt werden. Bisher wird es zwar noch nicht für die Spurenermittlung eingesetzt - dies ist jedoch nur eine Frage der Zeit.

DNA-Spuren
Ein in den letzten Jahren immer wichtiger gewordenes Thema in der Auseinandersetzung mit Repression sind DNA-Spuren. Die Repressionsorgane haben ein hohes Interesse daran, einerseits ihre Unvermeidbarkeit und andererseits ihre Eindeutigkeit zu betonen.
Sicher sind DNA-Spuren oft nur mit größerem Aufwand zu vermeiden und aufgrund ihrer häufigen annähernden Unsichtbarkeit für uns kaum zu entdecken. Andererseits werden DNA-Spuren am Ort des Geschehens oft als unumstößlicher Beweis angesehen. Wie diese Spuren an einen Ort kamen, wird dabei oft kaum berücksichtigt. So kann eine Decke, mit der Werkzeug zugedeckt war, die DNA Spuren einer Person übertragen, die vor Jahren darin geschlafen hat.
DNA-Spuren sind unmöglich zu vermeiden. Und sie verrotten einfach nicht. Es werden jetzt, Jahrzehnte später, noch Fälle anhand früher gesammelter DNA-Spuren neu aufgerollt. DNA-Spuren werden durch Blut, Haare, Spucke, Urin und Hautzellen hinterlassen. Also durch alles, was aus eurem Körper kommt und von ihm abfällt. Aber: Nicht jede Spur reicht schon für einen DNA-Vergleich. Für die Laboruntersuchung wird momentan noch eine gewisse Menge an DNA-Material gebraucht, am besten sind eine oder mehrere intakte Zellen. Hier wird die Technik aber immer mehr verfeinert.
DNA-Analysen sind teuer. Das heißt, sie werden nicht in jedem Fall angeordnet. Es gilt wohl auch hier meistens: Je größer der politische oder wirtschaftliche Schaden, um so mehr technischer Aufwand wird betrieben. Das kann sich aber in nächster Zeit durchaus ändern. Es wird an billigeren Tests geforscht, DNA-Analysen sollen als Standard durchgesetzt werden. Eine DNA-Datenbank wird seit Jahren gefüllt.
Relativ leicht kann durch DNA das Geschlecht zugeordnet werden. Um die Spur darüber hinaus auswerten zu können, brauchen die Bullen eine Vergleichsprobe von euch. Solche werden entweder bei einer Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED) beschafft oder am Arbeitsplatz, bei Hausdurchsuchungen etc. von persönlichen Gegenständen wie Kämmen abgenommen. Es ist auch schon vorgekommen, dass die Bullen diese Proben Verwandten der beschuldigten abpressen wollten, da deren DNA ähnlich sei. Proben solltet ihr nie freiwillig abgeben, gerade auch, wenn ihr unterwegs aufgegriffen werdet. Protestiert und legt Widerspruch ein, unterschreibt nichts! In einigen Fällen konnte die DNA-Abgabe mit Hilfe von Anwält_innen verhindert oder zumindest herausgezögert werden.
Da es schwer ist, DNA-Spuren zu vermeide, geht es darum, sie zu minimieren. Das fängt damit an, dass ihr nicht in der Nähe eures Aktionsortes nochmal pissen geht oder eine Zigarette mit eurer Spucke dran liegen lasst. Am besten ist, ihr raucht einfach gar nicht bei einer Aktion.
Haarspuren vermeidet ihr durch Mützen und Sturmhauben. Lange Klamotten, auch im Sommer, verringern das Abfallen von Hautpartikeln und kleinen Haaren etw.. Ein Mundschutz hilft gegen Speichel und Nasenschleim. Wenn ihr Werkzeug und Tragetaschen mitnehmt, die ihr vorher bei euch zu Hause hattet, achtet darauf, dass sie nicht nur frei von Fingerabdrücken, sondern auch von Haaren und Hautzellen bleiben. Sie können prima als DNA-Transporter funktionieren. Das kann auch für eure Kleidung und Schuhe geiten. Bewahrt alles, was ihr zur Aktion mitnehmt, am besten jeweils getrennt in sauberen Behältern auf, zum Beispiel in nicht benutzten Mülltüten. Ihr solltet grundsätzlich vermeiden, wichtige Aktionsmaterialien bei euch zu Hause zu lagern. Auch Haare von euren Haustieren können hinterher zugeordnet werden.
Gerade verschickte Bekenner_innenschreiben werden oft nach DNA-Spuren untersucht. Diese können sich am Papier, am Briefumschlag und an der Briefmarke befinden. Besonders gut lässt sich übrigem der Speichel an der Klebefläche von Briefumschlägen analysieren, weil er konserviert wird. Bei der Herstellung von allen Dingen, die in die Hände der Bullen gelangen können, wie Briefe und Reste eures Aktionsmaterials, solltet ihr unbedingt das Risiko, DNA-Spuren zu hinterlasse, minimieren (siehe Mischkasten und Reinraum).

Möglichkeiten für die Schaffung eines sauberen Arbeitsplatzes
Für bestimmte Arbeiten ist es sinnvoll, einen weitgehend DNA-freien Reinraum einzurichten. Dieser Raum hat sowohl die Funktion, eure Spuren am Objekt zu verringem, als auch - soweit möglich - Zu verhindern, dass eure Spuren im Raum der Aktionsvorbereitung zurückbleiben. Dies ist sicher aufwändig und nicht ganz billig, letzten Endes müsst ihr aber selber einschätzen, wie sicher ihr gehen wollt. Bedenkt bei der Abwägung der Sicherheitsvorkehrungen neben Aktionslevel, Ermittlungsdruck, drohender Repressalien und eurem eigenen Sicherheitsbedürfnis auch, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Arbeitsobjekt in die Hände der Behörden gelangt. So kann mensch z.B. sicher sein, dass bei der Presse eingehende Bekenner_innenschreiben früher oder später bei den Bullen landen.
Die nachfolgende Beschreibung mag vielen extrem erscheinen und sicherlich sind nicht für jede Arbeit alle nachfolgenden Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Wir finden es jedoch angesichts der rasant fortschreitenden Entwicklung im Bereich der DNA-Analyse wichtig, sich der Probleme und Gefahren bewusst zu werden, die damit zusammenhängen. Sucht euch die Vorkehrungen raus, die euch für eure Aktion notwendig erscheinen und lasst euch nicht abschrecken!

Um einen solchen Raum einzurichten, müsst ihr euch vor dem ersten Betreten des Raum. mit Schutzkleidung ausstatte, die möglichst verhindert, dass DNA-Spuren in den Raum gelangen. Dazu könnt ihr originalverpackte(!) Overalls aus dem Baumarkt nehmen, die relativ günstig zu bekommen sind. Zieht sie an und setzt eine möglichst ungetragene Sturmhaube auf und zieht die Kapuze des Overalls darüber. Zur Bedeckung der Haare eignen sich auch Badekappen gut, da sie noch undurchlässiger sind und die Haare nicht einfach durchpiksen können. Als Nächstes steckt ihr jeden Fuß in einen Müllsack und klebt den Sack am Bein des Overalls dicht mit Klebeband fest. Dann zieht ihr euch Gummihandschuhe mit Profil an und klebt diese an den Ärmeln abschließend zu. Zieht euch eine Staubmaske aus dem Baumarkt möglichst vor den Mund, um Speicheltropfen auf dem Werkstück zu vermeiden und setzt euch eine Schutzbrille auf, die auch die Augenbrauen mit einschließt. Ihr solltet immer zu zweit arbeiten und gegenseitig darauf achten, dass keine freien Hautflächen zu sehen sind. Als Arbeitsraum wählt möglichst einen Ort, an dem eure Haare und Hautzellen nicht ohnehin schon umher fliegen. Der Ort sollte auch frei von Haaren eines Hund., einer Katze oder sonstiger tierischer Gesellen sei, die als euer Haustier zugeordnet werd. könnten. Benutzt den Keller oder die Garage von Freund_innen (die nicht politisch aktiv sind). Oder mietet ein. Zimmer in einem Hotel oder über die Mitwohnzentrale. Nun richtet euch einen sauberen Arbeitspla. ein, am besten verwendet ihr eine Plane oder stellt falls ihr ganz sichergehen wollt ein unbenutztes Zelt im Raum auf. In diesem Zelt bleiben die Spuren eurer Arbeit zumindest weitgehend drin timt ihr könnt es danach sicher entsorgen.
Bei der Arbeit solltet ihr verschiedene Müllsäcke parat haben und den Müll nach Gefährlichkeit für euch trennen (also Z.B. Abfälle von Bauteilen in den einen, die Verpackung von Frischhaltebeuteln in den anderen etc.). Bei der Mülltrennung solltet ihr auch überlegen, welche Verpackungen z.B. eure Fingerabdrücke tragen und welche recht. Selbstverständlich hat keiner dieser Säcke etwas in eurem Hausmüll verloren.
Seid euch bewusst darüber, dass die Arbeit in dieser Kleidung sowohl schweißtreibend als auch anstrengend ist und denkt falls nötig an Ablösung oder Arbeitsteilung, denn Arbeitsunterbrechungen bedeuten, sich nochmal neu einkleiden zu müssen. Denkt daran, euch nicht am Kopf oder Gesicht zu kratzen, während ihr Handschuhe anhabt. Eine sinnvolle Arbeitsteilung ist z.B., dass eine Gruppe den Reinraum vorbereitet und die andere ihn dann zum Arbeiten betritt. Bewahrt fertiggestellte Bauteile oder Objekte in Gefrierbeuteln oder neuen Tupperware-Behältem auf.
Beim Anziehen der Schutzkleidung sowie bei jedem Arbeitsschritt solltet ihr bedenken, an welchen Objekten eure DNA-Spuren eventuell haften. Wenn ihr z.B. alles in Verpackungen gekauft habt, habt ihr diese vermutlich ohne Handschuhe angefasst und ihnen haften nun vielleicht Hautzellen an. Fasst ihr die Verpackungen mit euren sauberen Handschuhen an, können die Spuren von der Verpackung auf eure Handschuhe und von dort auf eure Arbeitsobjekte gelangen. Um dies zu verhindern, ist ein sehr diszipliniertes Arbeiten und mehrmaliger Handschuhwechsel notwendig. Am besten zieht ihr dafür über die festgeklebten Handschuhe ein weiteres Paar.

Eine weitere Möglichkeit, um die Spurenproduktion zu verringern, ist die Anfertigung eines Mischkastens
(aus: RZ - Handbuch für den Widerstand)
Dafür könnt ihr einen großen Pappkarton nehmen, der nach oben offen ist. Aus der längeren Seite schneidet ihr zwei Löcher für eure Arme aus. Durch diese Löcher werden dann zwei lange Gummihandschuhe gesteckt und ihre Enden außen am Karton festgeklebt. Jetzt braucht ihr zwei große Plastikdosen mit Deckel, sägt deren Böden ab und klebt sie an diesen Stellen mit Isolierband zusammen. Diese Röhre, die an beiden Enden mit Deckeln verschlossen ist, schiebt ihr bis zur Hälfte durch ein Loch, welches ihr in die kürzere Seite des Kartons geschnitten habt. (…)
Ergänzung: Für unsere Zwecke kann der Kasten nun mit durchsichtiger Frischhaltefolie oben zugeklebt werden. Wichtig ist, dass ihr bei der Herstellung des Mischkastens möglichst ebenfalls darauf achtet, spurenfrei zu arbeiten. Auch Karton und Zutaten sollten spurenfrei sein. Der Vorteil des Mischkastens ist wie bei der Verwendung eines Zeltes, dass die Materialspuren, die am Arbeitsplatz hinterlassen werden, dadurch stark reduziert werden.

Künstliche DNA
Ein neueres Verfahren zur Abschreckung und Verfolgung von z.B. Dieben ist die künstliche DNA. Für linke Aktivist_ innen ist sie zur Zeit vielleicht weniger bedeutsam, aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Die künstliche DNA ist wie die menschliche DNA einmalig und eindeutig zu identifizieren. Sie wird zusammen mit ebenfalls unverwechselbaren Mikroplättchen in eine klebstoffhaltige Trägerflüssigkeit gegeben, die unter UV-Licht violett leuchtet. Mit der Substanz können Wertgegenstände mit einem Pinsel bestrichen oder Gebäude mit sog. DNA-Duschen ausgestattet werden. Die Markierung von Gegenständen ist dauerhaft und gegen. normales Putzen unempfindlich. Kommst du mit der Substanz in Berührung, bleibt sie für ca. sechs Wochen an dir haften. Das relativ neue Verfahren wurde Ende 2009 in Bremer Schulen, in zwei Wohnvierteln und an einigen Tankstellen als Pilotprojekt eingeführt. In Großbritannien und den Niederlanden wird das Verfahren schon länger angewandt.

Geruchsspuren
Eine neuere Entwicklung ist die Abnahme von Geruchsproben, wie z.B. bei den Razzien gegen mutmaßliche militante Gegner_innen des G8-Gipfels in Heiligendamm 2007. Zwar sind diese selbst laut BAW eher zweifelhaft, könnten aber einen Beitrag zur „Gesamtwürdigung" leisten. Vor allem aber sind sie einfacher zu erhalten als DNA-Proben.
Jeder Mensch verfügt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen über einen einmaligen und unverwechselbaren Eigengeruch. Diese Geruchsspur, im Fachjargon als „odrologische Spur" bezeichnet, kann auch durch größte Reinlichkeit und Hygiene nicht vermieden werden.
Sie setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen, hauptsächlich jedoch aus zersetzten Hautschuppen. Diese verliert der Mensch in jeder Sekunde, egal ob er irgendwo sitzt, geht oder steht. Bei der Zersetzung der Hautschuppen durch Bakterien entstehen Gase, welche eingesetzte Spürhunde durch ihre hochsensiblen Nasen wahrnehmen können. So sollen Körpergerüche mit am Tatort zurückgelassenen Duftmarken abgeglichen werden.

Schuhabdrücke
Ein ift unterschätztes Gefahrenpotenzial bieten Schuhabdrücke. Sie sind genauso individuell wie Fingerabdrücke und von ihnen können Rückschlüsse auf Größe, Gewicht, Gangart etc. der verursachende Schuh bei einer Hausdurchsuchung gefunden, kann er, je nach Qualität der Spuren, relativ sicher identifiziert werden. Am Schuh zurückgebliebene Erdspuren oder Pflanzenreste tun ihr Übriges. Daher ist es empfehlenswert die Schuhe nach, einer Aktion zu entsorgen, besonders wenn über Schnee, Erde etc. gegangen wurde.
Aber nicht nur die Marke des Schuhs hinterlässt Spuren, sondern auch die Art, wie Schuhe abgelaufen worden sind, ist individuell. Alle von einer Person getragenen Schuhe weisen die gleiche Art von Abnutzung auf. Wenn Fußabdrücke in der Erde oder im Schnee hinterlassen wurden, fertigen die Bullen einen Gipsabdruck an. Mit Hilfe dieses Abdrucks sind sie oft nicht nur in der Lage, den Schuh zu identifizieren, der diesen Abdruck produziert hat, sondern auch anhand der Art, wie sich die Abnutzung des Schuhs im Abdruck widerspiegelt, andere Schuhe des_der Verdächtigen diesem Abdruck zuzuordnen. Benutzt also besonders bei Aktionen, bei denen ihr über weiche Oberflächen gehen müsst, keine alten abgetragenen Schuhe von euch. Kauft euch kurz vor einer Aktion Billigschuhe und werft sie danach weg, wenn ihr wirklich sicher gehen wollt. In von euch benutzten Schuhen befinden sich aber mit Sicherheit DNA-Spuren. Deshalb entsorgt diese auf keinen Fall in der Nähe des Aktionsortes.
Ein weiteres Mittel, den Bullen die Arbeit zumindest etwas schwerer zu machen, ist, sich Socken über die Schuhe zu ziehen. Dies verschleiert die Marke und das Profil des Schuhs und kann auch als Schutz bei Kameraüberwachung dienen. Probiert aber vorher mal aus, wie ihr damit laufen und rennen könnt.

Fahrzeugspuren
Die Wahl des passenden Fahrzeugs sollte gut durchdacht sein. überlegt, ob ein Auto wirklich notwendig ist, weil es viele Risiken birgt.
Die Spuren, die Fahrzeuge hinterlassen, bestehen einerseits aus den Abdrücken von Autoreifen und andererseits, bei Unfällen, aus dem Lack des Autos. Spuren (besonders Lackspuren) eines Unfalls können sowohl am Auto als auch an der Unfallstelle gefunden werden. Sowohl aus den Reifenspuren, als auch aus Lacksplittern lässt sich der Typ des Autos ermitteln. Falls das Auto vorhanden ist, lässt es sich auch individuell identifizieren. Durch einen Reifenwechsel, möglichst vor und nach der Aktion, kann die Zuordnung der Reifenspuren erschwert werden. Alleine nach der Aktion die Reifen zu wechseln reicht nicht, da die Bullen die am Aktionsort aufgefundenen Reifenspuren evtl. mit Reifenspuren vor eurer Wohnung oder in eurer Garage abgleichen können. Achtet bei der Benutzung eines Autos auch auf auslaufendes Öl oder Wasser.
Das wichtigste individuelle Merkmal eines Autos ist jedoch bekanntlich das Nummernschild. Um wenigstem eine Kennzeichenabfrage ohne Kontrolle zu überstehen, können z.B. die Nummernschilder ausgetauscht werden. Da die meisten von uns nicht in der Lage sind, Dubletten von Nummernschildern anzufertigen, ist es sinnvoll, diese kurz vor der Aktion zu Mauen. Wichtig ist, dass das Auto den gleichen Typ und die gleiche Farbe wie das bei der Aktion verwendete hat, denn normalerweise fragen die Bullen standardmäßig die Nummer eines Autos ab und bekommen dann von der Zentrale zurück, ob das Auto gestohlen gemeldet ist, die Farbe und den Typ. Wenn das alles übereinstimmt, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Kontrolle etwas. Einer richtigen Fahrzeugkontrolle werden diese geklauten Nummernschilder aber natürlich nicht standhalten. Um für den Fall einer Kontrolle vorbereitet zu sein, solltet ihr Aktionsmittel gut verstecken und wenn möglich nicht im Kofferraum aufbewahren. Achtet auf die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs. Warndreiecke und Verbandskasten nicht vergessen.
Oft reicht es, die Nummernschilder mit einem Schraubenzieher herauszuheben oder, je nach Marke, die Schrauben zu lösen, um sie zu entfernen. Probiert es an einem ruhigen Ort erstmal entspannt aus. Die Nummernschilder könnt ihr dann z.B. mit doppelseitigem Klebeband (bei Regen aufpassen) an eurem Auto anbringen. So könnt ihr sie na. einer Aktion schnell wieder verschwinden lassen. Gerade bei Motorrädern kann au. das Verschmieren oder Abkleben von Nummernschildern helfen. Das geht allerdings zu Las. der Unauffälligkeit. Diese Maßnahmen sind auch wegen der zunehmenden Überwachung durch Maut-, und Verkehrsleitsysteme sinnvoll. Das Mautsystem wird teilweise zur automatischen Kennzeichenabfrage bei Fahndungen genutzt. Achtet au. darauf, welche Spuren sich in eurem Auto befinden könnten und versucht sie zu vermeiden, z.D. durch gute Verpackung der Aktionsmittel. Kaum zu vermeiden ist es unserer Meinung nach, dass DNA-Spuren von euch im benutzten Auto zurückbleiben. Das Auto ist nicht nur e. guter Spurenträger, sondern durch eventuell unter dem Auto angebrachte Peilsender auch leicht zu verfolgen. Deshalb soll. die Nutzung möglichst vermieden werden. Eine gute Alternative können Fahrräder sein. Auch sie hinterlassen individuelle Reifenspuren, was oft vergessen wird. Es ist deshalb sinnvoll, das Fahrrad nicht in direkter Umgebung des Aktionsortes zu parken. Je nach Untergrund kann ein Mantelwechsel vor und na. der Aktion sinnvoll sein. Individuelle Merkmale wie Firmenaufkleber können einfach abgeklebt werden. Sicherlich kann ein auffällig gefärbtes Fahrrad auch leicht zum Blickfang werden. Wie bei Autos ist bei Fahrrädern außerdem, gerade wenn ihr nachts unterwegs seid, auf die Verkehrssicherheit zu achten.

Wergzeugspuren
Wergzegspuren sind sehr vielfältig und für jedes Werkzeug unterschiedlich. Deshalb können wir hier nur ein paar grundsätzliche Dinge zu dem Thema schreiben. Als Werkzeugspuren definieren wir hier individuelle Spuren sowohl auf dem Werkzeug als auch auf dem „Werkstück". Jedes Werkzeug ist durch kleine Unregelmäßigkeiten in der Produktion und durch Abnutzung im Gebrauch ein Unikat und lässt sich als solches identifizieren. Daraus folgt, dass jedes dieser Unikate einmalige Spuren auf einem bearbeiteten Gegenstand hinterlässt. Einem zerschnittenen Blatt Papier kann genau eine bestimmte Schere (die aber natürlich den Bullen vorliegen muss) zugeordnet werden. Liegt sie den Bullen nicht vor, kann bei mechanischen Werkzeugen, die in direkten Kontakt mit dem Werkstück kommen, meist nur der Typ bestimmt werden.
Das bedeutet für den sicheren Umgang, den Bolzenschneider, Schraubenzieher oder was auch immer nach einer Aktion zu entsorgen. Lasst alles verschwinden, was direkt mit dem Werkstück in Berührung kam. Leider reicht das allein noch nicht. Denn, um bei dem Beispiel von der Schere und dem Blatt zu bleiben, die Bullert können nicht nur ein Blatt einer bestimmten Schere zuordnen, sondern auch feststellen, ob zwei Blätter mit der gleichen Schere zerschnitten wurden. Wenn ihr also den Bolzenschneider, mit dem ihr einen Zaun aufgemacht habt, auch dafür verwendet, euer Hochbett zu bauen, dann können die Bullen das feststellen, selbst wenn das Werkzeug längst verschwunden ist.
Darum ist es nötig, das Werkzeug für eine Aktion neu zu kaufen, um sicher zu arbeiten. Es muss ja nicht immer das Beste und Teuerste sein.
Verbrauchsmaterial wie Klebeband, Seile, Kabel rund deren Bruchstücke an Schnittstellen können einander zugeordnet werden. Ein kleines Bruchstück eines Kabels in eurer Wohnung, das zu einem Kabel im Besitz der Bullen passt, kann euch als starkes Indiz eine Menge Ärger einbringen. Beim Arbeiten mit Klebeband oder Klebstoff müsst ihr ganz besonders auf Sauberkeit achten, denn Kleber fixiert Staub und DNA-Spuren.
Individuelle Spuren können aber auch an selbst hergestellten Werkzeugen, wie z.B. Brandsätzen, zu finden sein. Diese Spuren müssen nicht DNA oder Fingerabdrücke sein. Um zum Beispiel festzustellen, ob die gleiche Person einen Brandsatz hergestellt hat, reicht oft die Untersuchung von individuellen Merkmalen in der Art und Weise des Aufbaus. Jede_r interpretiert eine allgemeine, einfache Bastelanleitung unterschiedlich und setzt sie anders um. D.h. jede_r macht Knoten auf eine bestimmte Weise oder klebt etwas anders ab, benutzt eine andere Bauweise etc.. Diese Liste ist damit noch nicht abgeschlossen und individuelle Merkmale lassen sich sicher nicht ganz vermeiden, aber durch bewussten Umgang reduzieren. Schon ein Abwechseln innerhalb der Gruppe beim Bau von Aktionsmitteln macht es den Bullen schwerer, gerade bei nicht gezündeten Brandsätzen, diese einer Gruppe oder Person zuzuordnen und beugt außerdem der Spezialisierung Einzelner vor.
Das K.O.M.I.T.E.E. schrieb in seiner selbstkritischen Auflösungserklärung Ende 1995, dass die Bullen ihnen manche ihrer Aktionen nur deshalb so schnell zuordnen konnten, weil sie kontinuierlich den gleichen Zünd ertyp verwendeten. Deshalb ist die Entscheidung für oder gegen entsprechende Variationen eine Entscheidung, die von Zusammenhängen bewusst getroffen werden muss. Dies gilt auch für mögliche Variationen in den für eine Aktion benutzten Chemikalien und, soweit es geht, deren Mischungsverhältnissen. Ebenso sollten nicht immer die gleichen Marken oder Bauteiltypen benutzt werden. Zu Zündertypen kann grundsätzlich gesagt werden, dass um. weniger Spuren zurückbleiben, je einfacher sie sind. Ein Molli ist am leichtesten sauber zu halten und ein chemischer Zeitzünder hinterlässt weniger Spuren als ein mechanischer oder elektrischer. Gerade bei elektrischen Zündertypen können auch Seriennummern auf Bauteilen zum Problem werden. Ingrid Strobl wurde Mitte der 80er Jahre ein Wecker zugeordnet, der bei einer Aktion der RZ verwendet wurde. Das passierte mit einer groß angelegten Aktion des BKA in Kaufhäusern. Da, laut BKA, die RZ immer denselben Weckertyp verwendeten, wurde dieser mit einer Seriennummer versehen und jede Person, die ihn kaufte, gefilmt. Dieses Verfahren bescherte zwei Menschen längere Untersuchungshaft und in einem 129a-Verfahren wurden linke Bewegungen eingehend durchleuchtet. Deshalb ist auch bei der Auswahl der entsprechenden Mittel, wie etwa Wecker, Variation angebracht. Seriennummern von Weckern zu entfernen ist schwer, da sie oft unter fest verbauten Teilen liegen. Prägungen in Metall können zwar herausgefräst werden, sind aber dann von den Bullen wiederherstellbar, da der Prägestempel auch das darunter liegende Metall verformt. Prägespuren können nachhaltig nur durch Überprägen oder Ausmeißeln entfernt werden, da dabei wie beim ersten Prägevorgang die Struktur des ganzen Werkstücks verändert wird.

Brandspuren
Unabhängig davon, dass ihr immer damit rechnen müsst, dass ein Brandsatz nicht angeht und Spuren bleiben, solltet ihr beachten: Brände vernichten Spuren nicht vollständig. Sie hinterlassen präzise Hinweise über das verwendete Material, die Zündart und die Stelle, an der der Brand angefangen hat. Die Bullen können aus Rußspuren, den Gasen in der Luft an einem Brandort und auf welche Art und wie stark etwas verkohlt ist, eine ganze Menge rekonstruieren. Wichtig ist auch hier: Variation und möglichst einfache Mittel. Die Verwendung von zum Beispiel dem immer gleichen Gemisch Brandbeschleuniger oder der gleichen Zündart ist wie das Hinterlassen eines Autogramms.

Schriftspuren
Handschriften sind sehr individuell und gut zuzuordnen. Das geschieht anhand der Linienführung, den Punkten beim Auf- oder Absetzen des Stiftes und dem Druck auf das Schreibgerät. Kalender, Tagebücher, handschriftliche Briefe und selbst Einkaufslisten können als Schriftvergleichsproben verwendet werden. Auch die Farbe und Tinte des Schreibgerätes oder die Zusammensetzung der Bleistiftmine kann eine Spur sein.
Blockschrift gilt als schlechter identifizierbar als Schreibschrift, da viele Eigentümlichkeiten in der Linienführung hier entfallen. Filz- und Fasermaler hinterlassen zwar auch individuelle Schreibmerkmale, wie die Handstellung oder den ausgeübten Druck, aber weniger als z.B. Kugelschreiber oder Füllfederhalter.
Denkt daran, immer auf festen Unterlagen zu schreiben. Die Schrift drückt auf das darunter liegende Material durch.. Auf einem Block hinterlasst ihr nicht nur auf dem nächsten, sondem auch auf den nachfolgenden Blättern Spuren. Am besten eignen sich Glas oder Metall als Unterlage. Es versteht sich von selbst, dass mensch nichts Handgeschriebenes hinterlassen oder veröffentlichen sollte. Die Hinweise zur Handschrift sind aber vielleicht hilfreich für Mitteilungen untereinander oder ähnliches.
Grammatik, Rechtschreibung„ Wortschatz, regionale Eigenarten und Dialekt können heute mit Hilfe von Computerprogrammen verglichen werden. Diese Untersuchungen sind nicht so eindeutig wie die Handschriftenanalyse. Aber sie werden immer mehr verfeinert. Das BKA hat eine Datenbank für Erpresser_innenbriefe und Anschlagserklärungen eingerichtet, die von den Bullen für den Vergleich genutzt wird. In einem Erpressungsfall wollten die Täter_ innen durch Grammatikfehler verschleiern, dass sie muttersprachlich deutsch sprechen. Die Bullen konnten das jedoch dadurch rekonstruieren, dass schwierige Wörter richtig geschrieben waren.
Schreibt einfache Sätze, benutzt keine unnötigen Fremdwörter oder Spezialbegriffe aus eurem Berufsfeld. Variiert die Schreibweise von Jahreszahlen, Abkürzungen und ähnlich markanten Hinweisen. Entscheidet euch bewusst, ob ihr groß oder klein schreibt. Die Ermittlungen gegen angebliche mg-Mitglieder haben auch gezeigt, dass die Bullen inhaltliche Vergleiche zwischen Bekenner_innenschreiben anstellen. Schlagworte und selbst Parolen, die in anderen — sogar in öffentlich unterschriebenen — Texten auftauchen, dienen ihnen als Ermittlungsansatz, um in bestimmten Strukturen zu schnüffeln.
Lest eure Texte in der Gruppe gegen und wechselt euch beim-Schreiben ab. Das verhindert nicht nur eine feste Arbeitsteilung, sondern dient auch eurem Schutz, denn jeder hat ihren individuellen Schreibstil. Damit können die Texte im besten Fall nicht einer Person direkt zugeordnet werden. Schreibt nur das Nötigste. Je kürzer, umso weniger Material liefert ihr den Bullen.
Auch das Papier ist eine Spur. Es kann verglichen und anderen Blättern aus demselben Block oder von derselben Papiersorte zugeordnet werden, ebenso wie ein verwendeter Klebstoff. Das gilt auch für Briefumschläge. Hebt nicht verwendete Umschläge nicht für das nächste mal auf. Kauft lieber neue!
Wenn ihr Texte zu euren Aktionen verschickt, ergänzt zum Beispiel einen falschen Absender auf dem Umschlag. Das macht den Brief unauffälliger. Adressen sollten auf einem Drucker ausgedruckt werden, der euch nicht zugeordnet werden kann, mit Schreibmaschine geschrieben oder mit Stempel erstellt und am besten mehrmals kopiert werden. Denkt daran, alles hinterher sauber zu entsorgen. Briefmarken nicht mit Spucke (eure DNA) und auch nicht mit Leitungswasser aufkleben. Die Zusammensetzung des Leitungswassers kann auf die Region, aus der ihr kommt, Hinweise geben. Benutzt gekauftes Wasser, einen Klebestift oder am besten selbstklebende Briefmarken.
Erstellt immer mehrere Exemplare, falls eines verloren geht. Verwendet verschiedene Briefkästen, die weit voneinander entfernt liegen.
Viele benutzen als Alternative zum relativ unberechenbar speichernden Computer immer noch eine Schreibmaschine zum Verfassen ihrer Texte. Aber auch Schreibmaschinen hinterlassen Spuren auf dem Papier und so können auch nach dem Kopieren Texte einer bestimmten Schreibmaschine zugeordnet werden. Aus dem Farbband ist oft der geschriebene Text reproduzierbar und auch auf der Walze können Spuren der letzten geschriebenen Seiten gefunden werden. Die Typen einer Schreibmaschine sind so eindeutig wie jedes andere Werkzeug. Die Identität von Schrift und Schreibmaschine lässt sich ohne größeren Aufwand feststellen. Also benutzt keine Schreibmaschine, auf der ihr vorher einen Brief an Oma geschrieben habt.
Das Risiko der Wiedererkennung der Schrift kann auch hier durch Größer- und Kleinerkopieren minimiert werden. Darunter leidet aber oft auch die Druckqualität. Für Schreibmaschinen gilt das gleiche wie für alle anderen Werkzeuge: kaufen, verwenden und wegwerfen. Das kann auf Dauer relativ teuer werden, minimieren lassen sich die Kosten durch den Kauf gebrauchter Schreibmaschinen (nicht aus linken Zusammenhängen!). Um Spuren einzuschränken, können auch elektrische Schreibmaschinen mit wechselbarem Typenrad verwendet werden, allerdings bleiben Spuren auch auf anderen Teilen einer Schreibmaschine zurück.
Zunehmend werden Computer ohne Festplatte z.B. mit dem auf Linux basierenden Betriebssystem Knoppix verwendet. Hier soll aber kurz auf Probleme mit dem Ausdrucken eingegangen werden. Drucker hinterlassen Spuren, euer Drucker zu Hause scheidet für solche Arbeiten also aus. Zumindest bei Farblaserdruckern ist bekannt, dass sie ihre Seriennummer im ausgedruckten Text verstecken. Ob dieses Problem auch Kopierer betrifft, wissen wir zwar nicht, es sollte jedoch damit gerechnet werden. Habt das im Kopf, wenn ihr irgendwo etwas ausdruckt! Das gleiche Problem besteht auch bei CD- und DVD-Brennern. Sie brennen die Seriennummer des Gerätes, also ein eindeutiges Merkmal, mit auf die CD. (Ausführliche Informationen findet ihr im 5. Kapitel „Sicher schreiben lernen am Computer".)

Materialspuren
Wir meinen mit Materialspuren alle Spuren, die unbeabsichtigt an euch, eurer Kleidung oder in genutzten Räumlichkeiten zurückbleiben. Auch hier kann es für uns keine hundertprozentige Sicherheit geben, aber wir können den Bullen zumindest die Arbeit erschweren.
Anfangen wollen wir hier mit den Spuren, die an eurer Kleidung haften. Auch wenn ihr sie nicht sehen könnt, trägt eure Kleidung viele Spuren mit sich, die nicht unbedingt durch Waschen zu entfernen sind. je nach Art der Aktion sind diese für die Bullen unterschiedlich verwertbar. Wenn ihr sprühen geht, könnt ihr euch sicher sein, dass, auch wenn ihr es nicht seht, feinste Farbpartikel an eurer Kleidung, besonders an Hose und Schuhen zu finden sind. Die Bullen können diese Partikel mit einer Speziallampe zum Leuchten bringen. Diese Lampe ist keine Spezialtechnik, die nur dem BKA zugänglich ist, sondern ist auf jeder Wache vorhanden.
Sicherlich verlieren diese Farbspuren oft mit zunehmender zeitlicher Entfernung zur Aktion ihre Relevanz, entfernen lassen sie sich jedoch nicht mehr.
Ebenso wenig lassen sich die feinen Glaspartikel entfernen, die beim Einschlagen einer Scheibe entstehen. Diese Partikel können leider auch noch einer bestimmten Scheibe nach Art des Bruchs zugeordnet werden. Auch hier hilft das Waschen der Kleidung wenig. Blutflecken sind kaum oder nur schwer zu entfernen und hinterlassen Rückstände in Stofffasern. Sie bleiben nachweisbar. Das Entsorgen eurer Aktionskleidung ist oft der einzige Weg, möglichst spurenfrei zu bleiben. Abhilfe kann ein einfacher günstiger Overall aus dem Baumarkt schaffen. Den könnt ihr nach der Aktion schnell ausziehen und unter ihm unauffällige Kleidung tragen. übt aber auf jeden Fall das Ausziehen vorher und schneidet, falls nötig, die unteren Enden der Hosenbeine etwas auf, damit ihr ihn über die Schuhe bekommt. Entsorgt ihn auf keinen Fall in der Nähe des Aktionsortes, da er mit Sicherheit zumindest DNA-Spuren von euch trägt. Zum Thema Schuhe und Bodenspuren haben wir weiter oben schon einiges gesagt.
Alle Kleidung, die ihr tragt, hinterlässt Spuren an euch. Das ist besonders wichtig, wenn ihr Handschuhe tragt, da die Bullen anhand von Faserspuren, zum Beispiel unter euren Fingernägeln, feststellen können, dass ihr Handschuhe getragen habt und welche.
Verkleidungen wie Bärte und Perücken hinterlassen ebenfalls entsprechende Spuren. Zu verhindern ist das kaum, es sollte euch nur bewusst sein, dass ihr auch nach Umziehen und in Entfernung vom Aktionsort nicht völlig frei von Spuren seid und auch dort möglicherweise Gewebeabdrücke oder gar Kleidungsfetzen hinterlassen habt. Es ist wichtig, vor einer Aktion möglichst alles zu Hause zu lassen, was leicht von der Kleidung abfallen kann. Also nichts mit Knöpfen, die verloren gehen können, anziehen und auch auf lange Schals oder Kleidung mit Fransen verzichten. Die behindern euch nicht nur bei einer etwaigen Flucht, es können auch leicht Fetzen am Aktionsort zurückbleiben.
Wenn ihr bei der Aktion oder beim Bauen mit Benzin in Berührung kommt, sollte euch bewusst sein, dass der Geruch kaum zu entfernen ist und bei einer Kontrolle gefährlich für euch werden kann. Passt beim Molliwerfen auf, dass kein Benzin auf eure Haut und Kleidung tropft. Das Problem dabei ist die eigene Wahrnehmung. Denn die Nase entwickelt eine gewisse Toleranz gegen den Geruch, wenn sie ihm länger ausgesetzt ist und ihr merkt es nicht mehr, wenn ihr wie eine kleine Tankstelle riecht.
In solchen Fällen, wie auch bei Aktionen mit Feuer, pflegen die Bullen eure Hände in Plastikbeutel zu stecken, um später analysieren zu können, was für Spuren daran zu finden sind. Dies trifft insbesondere auf Schmauchspuren zu, die z.B. beim Abschuss von Waffen entstehen. Untersuchungen auf Schmauchspuren werden mittlerweile auch auf Demos angewandt, um feststellen zu können, ob die festgenommene Person einen Pyro abgeschossen hat oder bei Menschen, die von den Bullen beschuldigt wurden mit Kaminanzündern Autos abgefackelt zu haben. Hier können Handschuhe helfen, die rechtzeitig entsorgt werden, denn Schmauchspuren bleiben oft auch noch nach dem Waschen erhalten.
Spuren können aber auch bei der Herstellung von Aktionsmitteln entstehen. Wenn ihr mit pulverförmigen Substanzen arbeitet, müsst ihr davon ausgehen, dass sowohl euer Arbeitsplatz, als auch die benutzte Kleidung voll davon sind. Einen Arbeitsplatz wieder komplett zu reinigen, so dass auch chemische Verfahren der Spurensicherung nicht anschlagen, ist unseres Wissens nach unmöglich. Eure Wohnung sollte also, wenn ihr sicher gehen wollt, auch aus diesem Grund für solche Arbeiten ausfallen. Möglich sind sie in Räumlichkeiten, in denen es euch sicher erscheint und die nicht auf euch zurückzuführen sind (hier sind keine linken Projekte gemeint!), eine Möglichkeit sind z.B. leerstehende Häuser. Ihr solltet auch dort keine Fingerabdrücke und möglichst keine DNA-Spuren hinterlassen. Auch bei allen anderen Arbeiten solltet ihr darauf achten, keine noch so kleinen Splitter oder Drahtstückchen bei euch herumliegen zu lassen.

Einkaufen
Auch beim Einkaufen solltet ihr besonders vorsichtig vorgehen. Kauft immer nur eine Sache in einem Geschäft. Bezahlt bar, nicht mit Kredit- oder EC-Karte. Vernichtet eure Kassenbons. Überlegt euch vorher in Ruhe, was ihr wo einkauft und testet den Laden eventuell mit etwas Unauffälligem, damit ihr euch sicher fühlt.
Große Läden mit viel Publikum ermöglichen eine gewisse Anonymität. Sie haben aber meistens Kameras. Manchmal werden Videoaufzeichnungen nach 48 Stunden gelöscht. Nutzt dies und berücksichtigt es in eurer Zeitplanung, aber verlasst euch nicht darauf. Es ist immer besser, mit einem gewissen Abstand zur Aktion einzukaufen. Dann kommt ihr nicht in Bedrängnis und werdet unvorsichtig, wenn es etwas nicht gibt. Kleine Läden haben den Vorteil, dass sie oft keine Kamera haben. Dafür können sich die Verkäuferinnen oft sehr gut daran erinnern, an wen sie was wann verkauft haben.
Gegen das Wiedererkennen könnt ihr oft schon mit kleinen Verkleidungen große Wirkung erzielen. Von der Fensterglasbrille über den falschen Bart bis zu Perücke, farbigen Kontaktlinsen und Haartönungen, vom Anzug bis zur Joggingjacke sind hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Selbst Theaterschminke oder Latexmasken können helfen. Allerdings solltet ihr euch in eurer Verkleidung wohl fühlen und normal bis unauffällig wirken.
Kauft, wenn möglich, alles immer in Verpackung. Bittet um eine Tüte, oft packen die Verkäufer_innen dann euren Einkauf selbst ein. Im Winter ist es manchmal sogar unauffällig, mir Handschuhen (unbenutzt!) einzukaufen. Wenn Handschuhe zu auffällig sind, könnt ihr mit Heftpflasterspray Fingerabdruckspuren etwas verringern (siehe auch Abschnitt zu Fingerabdrücke), aber nicht sicher vermeiden. Gegen DNA-Spuren helfen sie nicht.
Fahrt nicht mit eurem Auto oder Motorrad einkaufen. Auch das Handy bleibt selbstverständlich zu Hause. Hier gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie beim Aus-checken des Aktionsortes. Wenn ihr öfter Aktionen macht, wechselt die Läden und die Marken. Variiert Zeiträume und Tage, an denen ihr bestimmte Sachen einkauft. Manchmal lohnt es sich auch, lieber etwas weiter weg oder sogar in die nächste Stadt zu fahren. Auf jeden Fall sollte aus euren Einkäufen nicht auf euren Wohnort geschlossen werden können.
Für Spezialteile denkt euch eine Geschichte aus, die erklärt, warum ihr sie ganz legal braucht. Recherchiert dafür vorher gründlich. Legt euch für alle Fälle auch eine Geschichte für den Smalltalk mit den Verkäufer_innen zurecht. Bei einigen Chemikalien müsst ihr den Zweck der Verwendung mit eurer Unterschrift bestätigen. Übt dafür eine falsche Unterschrift und verwendet für Formulare Druckbuchstaben. Bringt einen Filzstift mit (siehe auch Abschnitt zu Schriftspuren).

Ein paar Tipps zur Recherche
Bei der Vorbereitung einer Aktion hinterlasst ihr nicht nur materielle, sondern au. virtuelle Spuren. Wir wollen hier nur ein paar grundsätzliche Vorgehensweisen bei der Recherche zur Aktionsvorbereitung darstellen.
Die Bücher, die ihr in einer Bibliothek bestellt oder ausleiht, sind auf euch zurückzuführen und die Bullen überprüfen die Bibliotheksaccounts von Verdächtigen. Vermeidet dies deshalb unbedingt. Bibliotheken werden zum Teil au. videoüberwacht. Das gleiche gilt, wenn ihr euch von öffentlich. Computern aus mit eurem Account einloggt. Bei einer Internet-Recherche ist es wichtig, dass ihr nicht an eurem eigenen Rechner surft, dass ihr an einem Ort nur ein Thema und am besten nur einen Aspekt recherchiert. Ihr solltet euch, wenn ihr über ein Thema recherchiert, nicht gleichzeitig das konkrete Ziel auf dem Stadtplan anschauen oder gar praktische Anleitungen anzeigen lassen. Macht NICHTS Privates auf dem Rechner, keine E-Mail und auch sonst kein Surfe, denn gerade in Zeiten der Vorratsdatenspeicherung (alle Seiten, die ein Computer aufruft, werden gespeichert[anmk. des Abtippers: Nein.]) stellt das eine große Gefahr dar. Lasst eure Handys zu Hau., wenn ihr zum Recherchieren geht. Denkt daran, das in Internet-Cafés oft Kameras hängen und versucht diese zu meiden. Auch solltet ihr darauf achten, dass ihr auf der Tastatur keine Spuren hinterlasst, vor allem wenn ihr eure Texte über das Internet verschicken wollt. Ladet sie direkt vom Datenträger hoch, wenn ihr es so machen wollt. Es ist für die Bullen leicht festzustellen, von welchem Rechner aus ein Text verschickt wurde. Deshalb solltet ihr immer beachten, dass es auch in Café ohne Kamera Menschen gibt, die euch eventuell identifizieren können. Versucht, mit Verkleidungen zu arbeiten und so unauffällig wie möglich zu bleiben. Denkt daran, dass auch auf Geldstücken eure Fingerabdrücke zumindest kurzfristig zu finden sind. (Buchtipp: Zum Thema Computersicherheit findet ihr viel in der neuen Ausgabe von „Wege durch die Wüste".)

 

[Anmerkung vom Abtipper auf linksunten: Das Abtippen bzw. das Scannen durch OmniPage und Korrigieren von Fehlern steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis, die Prisma und diesen linksunten-Artikel auch per Google finden zu können. Daher höre ich hiermit auf, oben könnt ihr ja die PDFs lesen.]

Hey, cool das Mensch das findet, aber bei mir geht Kapitel 6 nicht ! Warum ?? kann das wer beheben ?

 

THX

Bei mir geht Kapitel 6.

ich hab aus den einzelnen Teilen ein PDF gemacht (38 MB) das nun hier https://archive.org/details/PrismaFruhjahr2010 für alle zum Download zur Verfügung steht.

Bei Pirate Bay gibt es ein Torrent für das vollständige Dokument als PDF:

http://thepiratebay.org/torrent/5664087/prisma

Schön, dass ich die Prisma hier nach einigem Suchen doch noch gefunden habe! Ich bin (noch) nicht aus der Szene. Worüber ich mich allerdings sehr wundere, ist der gleich im 1. Kapitel erwähnte Antiziganismus, wo doch nur ein paar Absätze später rassistische Gruppierungen als Ziel genannt werden. Die Lunatics sind ja keine Dummköpfe, wie man an ihrem Schreibstil erkennen kann. Sie kennen also den Unterschied zwischen purer Zerstörungswut und gezielter Aktion. Gegen Abschiebehaft zu kämpfen und gleichzeitig Randgruppen ausgrenzen, das passt meiner Meinung nach nicht so einfach zusammen...

Dass es sich dabei um einen (Logik-)Fehler handelt, hättest du dir gerne selber zusammenreimen können. Es ist wohl eher Anti-Antiziganismus gemeint.

anyone have this book in english?