USA: Fotos von ölverschmierten Vögeln sind verboten!

Erstveröffentlicht: 
04.07.2010

Ghandy am Sonntag, 04.07.2010 19:11 Uhr

 

Die Küstenwache am Golf von Mexiko setzt eine Strafe in Höhe von 40.000 US-Dollar für alle Journalisten und Fotografen aus, die unmittelbar von der Ölkatastrophe berichten wollen. Wer näher als rund 20 Meter ans Geschehen will, braucht nun eine ausdrückliche Erlaubnis.


Offenbar gilt dort: Was nicht fotografiert werden soll, das nicht fotografiert werden darf. Niemand darf sich mehr ohne ausdrückliche Erlaubnis der Ölkatastrophe nähern. Georgianne Nienaber, eine Mitarbeiterin der Huffington Post, der BILD-Zeitung unter den US-amerikanischen Publikationen, wurde jetzt angezeigt, weil sie absichtlich an der Küste Fotos von verendenden Vögeln gemacht hat. Man wirft ihr eine „Class D Felony“ vor, eine Straftat von einer Schwere ähnlich einer Körperverletzung. Die maximale Höchststrafe liegt bei 250.000 US-Dollar und drei Jahren Freiheitsentzug. Getroffen hat es neben der Huffington Post, die aktuell 40.000 Dollar Strafe zahlen soll, aber auch die seriösere Presse. CNN hat in einer Sondersendung die fehlende Transparenz der Behörden kritisiert. Hatte man anfangs allen Journalisten freien Zugang versprochen, so hat man aktuell eine Kehrtwende durchgeführt. In der Sendung (siehe unten) versucht der Sprecher klarzumachen, dass er kein Feind des Staates sei. Es geht ihm lediglich darum, direkt vom Ort des Geschehens zu berichten. Die neuen Zensurmaßnahmen der Behörden scheinen aber nur in eine Richtung zu gehen: Alle Fehler bei der Bekämpfung der Ölkatastrophe können so mit einfachsten Mitteln verdeckt werden. Wer nicht näher als 20 Meter (65 Feets) ans Geschehen darf, der kann kaum erkennen, was dort im Detail passiert. Diejenigen, die sich dagegen sträuben, werden ihr "Fehlverhalten" mit erheblichen Bußgeldern zu spüren bekommen. CNN berichtete, private Sicherheitsdienste sollen an der Küste sogar Wachen aufgestellt haben, um Journalisten abzuschrecken.

Die Mitarbeiterin der Huffington Post fragt, was bitte als Nächstes kommt. Nur noch paradiesische PR-Bilder, die von BP und der Regierung abgesegnet wurden? Muss man demnächst wie in Diktaturen üblich, als Journalist wie ein Spion agieren und alle Kameras und Bilder versteckt durch das Land transportieren? Folgt in Krisengebieten irgendwann in den USA die absolute Gleichschaltung aller Medien? Natürlich klingt das überzogen und polemisch. Aber die offizielle Erklärung, warum den Fotografen der Zutritt verboten wird, klingt auch nicht gerade glaubwürdig. Diese besagt, das Verbot habe man lediglich zum Schutz aller Personen erlassen, die an der Begrenzung des Ölaustritts beteiligt seien. Und: Man höre und staune zum Ziel des Umweltschutzes. Das mag zunächst nach Realsatire klingen, das ist es aber leider nicht.

Georgianne Nienaber fragt sich, wie man der Welt die Wahrheit zeigen soll, wenn einem das verboten wird? Damit ihre Bilder den Weg durchs Netz finden, hat sie auf ihr Copyright verzichtet. Auch wenn es wehtut, sich diese Fotos anzuschauen. Besser diese Fotos als die Hochglanzbilder von Werbeagenturen, die das Drama am Meer herunterspielen sollen. Man könnte es auch mit diesen Worten ausdrücken: You wanna take pictures? Barack Obama says: No, you can't!

Quelle: Fefes Blog